Kardinal Schönborn: Papstmesse in Bahrain „riesiges Zeichen der Ermutigung“
Devin Watkins und Anne Preckel – Bahrain und Vatikanstadt
Radio Vatikan sprach mit dem Kardinal, der Papst Franziskus in Bahrain begleitet, an diesem Samstag kurz vor Beginn der Messe. „Für mich ist jetzt die Begegnung hier in Bahrain ein besonders starkes Zeichen", so der Wiener Erzbischof. „Ich sitze hier schon im Altarraum mit 28.000 Katholikinnen und Katholiken aus der Region, die mit großer Freude hier ihren Glauben ausdrücken dürfen, gemeinsam mit dem Papst eine Messe feiern dürfen – das ist ein riesiges Zeichen der Ermutigung. Und wir können dem König von Bahrain nur dankbar sein, dass er diese Öffnung ermöglicht hat.“
Das Königshaus in Bahrain zeigt sich gegenüber der katholischen Ortskirche wohlwollend. So stiftete König Ahmad bin Isa Al Khalifa der katholischen Gemeinschaft 2013 ein Grundstück für den Bau der Kathedrale Unserer Lieben Frau von Arabien. In der Kirche hatte der Papst am Freitagabend eine ökumenische Andacht mit Kirchenvertretern geleitet. Den Bau des Gotteshauses wertet Schönborn als Zeichen dafür, „dass die Christen hier in diesem Land sich frei bewegen können und auch frei ihren Glauben ausdrücken können“.
Reise als wichtige Wegmarke
Die Papstreise in das arabische Königreich lenkt den Blick auf die dort lebende katholische Gemeinschaft, die sich in einer Minderheitensituation befindet. Dass der Papst diese Menschen in den Fokus rückt und mit ihnen Messe feiert, sieht der Kardinal als wichtiges Zeichen.
„Es ist ein Ereignis, das doch eine ganz wichtige Wegmarke zeigt. Und wir können hoffen, dass es auf andere Länder ausstrahlt und dass die Religionsfreiheit wirklich ein Grundstein des Zusammenlebens wird.“
Schönborn selbst ist ein in der islamischen Welt seit Jahrzehnten geschätzter Dialogpartner. Dass er Papst Franziskus in Bahrain begleitet, war von islamischer Seite ausdrücklich gewünscht worden. So habe Scheich Abdulrahman bin Mohammed bin Rashid Al Khalifa, Präsident des Obersten Rats für Islamische Angelegenheiten in Bahrain, Schönborn dazu eingeladen, berichtete die Agentur kathpress. Den Kardinal erfüllt diese Gelegenheit „mit großer Freude und Dankbarkeit“, wie er gegenüber Vatican News jetzt in Bahrain sagte.
Wichtige Gesten
Kardinal Schönborn war auch beim interreligiösen Bahrain Forum for Dialogue anwesend, das der Papst und der sunnitische Großimam Ahmad al-Tayyeb am Freitagmorgen gemeinsam abgeschlossen haben. Es war vom Obersten Rat für Islamische Angelegenheiten in Bahrain in Zusammenarbeit mit dem Ältestenrat der Muslime (,Muslim Council of Elders') organisiert worden.
Der gemeinsame interreligiöse Schlussakt mit Franziskus und al-Tayyeb sei der „Höhepunkt“ der Veranstaltung gewesen, so Schönborn:
„Sie haben gemeinsam gesprochen, jeder für sich, aber in einer großen Gemeinsamkeit, auf der Grundlage dessen, was sie in Abu Dhabi 2019 gemeinsam unterschreiben, das ,Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt‘, in dem es um universelle Geschwisterlichkeit geht.“
Basis der Freundschaft
Für alle Gläubigen sei hier ein wichtiges Signal ausgesendet worden, so Schönborn. Es handele sich nicht um formale Gesten, sondern eine tragfähige Basis des religiösen Miteinanders sei bereits spürbar:
„Was mich so beeindruckt: dass hier nicht einfach ein Dialog zwischen zwei Religionen gefeiert wird oder veranstaltet wird, sondern dass auch zwischen den beiden eine echte Freundschaft gewachsen ist. Und diese Freundschaft ist für beide eigentlich die Basis des interreligiösen Dialogs, der Begegnung, weil sie eben nicht nur ein Dialog ist, sondern eine echte Begegnung. Zwei Menschen, die zutiefst gläubige Menschen sind, begegnen einander in großem Respekt und in gegenseitigem Verstehen. Und deshalb die Ermutigung, die der Papst an uns Katholiken gibt: Traut euch, anderen Menschen von anderen Religionen zu begegnen, als Menschen zuerst. Denn wir haben gemeinsam das Menschsein, wir haben gemeinsam, dass wir Kinder Gottes sind. Und auf dieser Basis können wir gemeinsam einander begegnen, im großen Respekt vor dem Glauben des anderen, vor den Überzeugungen des anderen, aber eben doch auf einer großen soliden Basis.“
(vatican news – pr)
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