Suche

Sr. Wamuyu Teresia Wachira Sr. Wamuyu Teresia Wachira  #SistersProject

Kenia: Loreto-Schwester lehrt gewaltfreie Konfliktlösung

Friedensjournalismus fördern und Konflikte deeskalieren, damit kennt sich die kenianische Ordensfrau Wamuyu Teresia Wachira (IBMV) aus. Sie glaubt fest daran, dass der Teufelskreis von Gewalt und Ungerechtigkeit durchbrochen werden kann und dass auch über die Medien Konfliktparteien zusammengebracht werden können.

Von Paul Samasumo

Sr. Wamuyu Teresia Wachira gehört der Ordensgemeinschaft „Institutum Beatae Mariae Virginis“ (IBVM) an. Die gemeinhin als Loreto-Schwestern bekannte Frauenkongregation wurde 1609 von der Engländerin Mary Ward gegründet und wirkt vor allen im Bereich der Erziehung und Bildung.

In ihrem Heimatland Kenis ist Schwester Wamuyu eine Frau der ersten Stunde, die sich seit langem für eine Kultur des Friedens und der gewaltfreien Konfliktlösung einsetzt. Ein Teil ihres Engagements, insbesondere für die Unterstützung von Mädchen und kenianischen Frauen, wurde um 1991 bekannt.

Friedensjournalismus und das Potential der Medien

Sr. Wamuyu ist außerdem Dozentin und Programmleiterin für Friedens- und Konfliktstudien an der St. Paul's University in Nairobi, einer christlichen ökumenischen Einrichtung. Auch ist sie Ko-Präsidentin von Pax Christi International und hält weltweit Vorträge. Im Interview mit Vatican Media berichtet Sr. Wamuyu, wie sie ihre Fähigkeiten zur friedlichen Konfliktlösung mit großer Leidenschaft an afrikanische Studenten weitergibt. Sie erläutert das Programm an der St. Paul's University:

„In dem Programm lehren wir gewaltfreie Wege, um Frieden zu schaffen. Ein Teil unseres Unterrichts ist Friedensjournalismus, weil wir festgestellt haben, dass unsere Medien manchmal Konfliktsituationen eskalieren lassen. Das ist dann der Fall, wenn Journalisten Partei ergreifen und durch ihre Worte oder die Art und Weise, wie sie die Botschaft vermitteln oder formulieren, weitere Konflikte schaffen.“

Die Ordensfrau nennt ein Beispiel: „Wenn man zum Beispiel über zwei sich bekämpfende Gemeinschaften berichtet, sollte man nicht eine Gemeinschaft dämonisieren. Die Medien sollten beide Seiten betrachten und untersuchen, wie sie diese beiden Seiten, diese beiden Gemeinschaften, zusammenbringen können. Den Gemeinschaften kann geholfen werden, in eine Situation zu gelangen, in der sie zu einer Vermittlung bereit sind. Mediation ist also wichtig für uns. Sie ist der Schlüssel für unsere Ausbildung in St. Paul's“, so Schwester Wamuyu.

Sie fährt fort: „Die Medien sollten den Menschen helfen, zu sehen, was die andere Seite sieht. Vor allem in Afrika müssen die Medien Versöhner und Brückenbauer sein, anstatt Partei zu ergreifen. Viele Konflikte, vor allem in Wahlkampfzeiten, entstehen manchmal aufgrund der Art und Weise, wie die Medien über eine bestimmte Geschichte berichten.“

Sr. Wamuyu Teresia Wachira
Sr. Wamuyu Teresia Wachira

Tradition und Konfliktbewältigung

Schwester Wamuyu ist auch der Meinung, dass die Afrikaner die traditionellen afrikanischen Methoden zur Konfliktlösung wiederentdecken und übernehmen müssen. Sie erklärt, dass die traditionelle afrikanische Gesellschaft über bewährte Methoden der friedlichen Konfliktbewältigung verfügt. Sie bezeichnet dies als „alternative Mediation“.

„Die Ältesten würden zusammenkommen, beiden Konfliktparteien zuhören und durch Zuhören und Dialog eine gemeinsame Basis finden.“

„Die Ältesten würden zusammenkommen, beiden Konfliktparteien zuhören und durch Zuhören und Dialog eine gemeinsame Basis finden. Bei der traditionellen Mediation stehen Harmonie und Gemeinschaftsbildung im Vordergrund. Wir müssen diese Werte beibehalten und sie an die Schüler weitergeben“, betont sie und erläutert: „Es geht nicht nur um Konsens. Es geht darum, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen und so zu fühlen wie er“, erklärt Schwester Wamuyu.

Junge Leute für soziale Netzwerke schulen

Junge Menschen wüssten eigentlich, was richtig und was falsch sei, zeigt sie sich überzeugt. Was aber den Gebrauch sozialer Medien betrifft, sei oftmals eine schädliche und „giftige“ Nutzung solcher Netzwerke zu beobachten. Auch hier gelte es anzusetzen:

„Ich schaue mir oft an, was unsere jungen Schüler im Internet und in Blogs in den sozialen Medien posten. Manchmal frage ich sie: Gibt es keine andere Möglichkeit, das zu sagen, was ihr sagen wollt, ohne Hassreden zu verwenden? Warum denkst du, dass es notwendig ist, die andere Person herabzusetzen? Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr auf der anderen Seite stündet?' Wenn man diesen Weg einschlägt, beginnt man, die Denkweise der Jugendlichen zu ändern. Denken Sie daran, junge Menschen kennen die Wahrheit.... Junge Menschen sind sehr kreativ und leisten durch Kunst und Musik bereits einen großen Beitrag zur Friedensbildung. Es ist nicht so, dass wir ihnen etwas völlig Neues beibringen müssen! Ich sage meinen Schülern immer, dass es keine Rolle spielt, was da draußen passiert. Geht hin und verändert etwas, und fangt bei euch selbst an.“

Nach Ansicht der Ordensschwester müssen jedoch zunächst die Erwachsenen als Vorbilder für den Frieden fungieren. „Wenn wir junge Menschen lehren, friedlich zu sein, müssen wir uns fragen, ob wir als Erwachsene friedlich sind. Wie kommunizieren die Eltern, der Ehemann und die Ehefrau, wenn sie sich nicht einig sind?“

Die Teile des Friedens zusammenfügen

Beim Blick auf die endemischen ethnischen und Stammeskonflikte auf ihrem Heimatkontinent verweist die Kenianerin auf die Verantwortung insbesondere der Politik. Nach Ansicht von Sr. Wamuyu werden die ethnischen Konflikte in Afrika von Politikern aufrechterhalten, die Stämme als Waffe einsetzen, um politische Macht zu ihrem eigenen Vorteil oder dem ihrer Familie und Freunde zu erlangen. „Es sind Männer, die Macht wollen. Bei all dem Gerede von ,meinem Volk‘ geht es darum, einen Mann in eine Machtposition zu bringen.“

Die Ordensfrau plädiert hingegen dafür, alle Bestandteile dieses Kulturkreises in ihrer Vielfalt wertzuschätzen und Dialog zu kultivieren – jenseits von Überlegenheitsfantasien:

„Wir sollten nicht immer die Andersartigkeit der Menschen betonen. Wir sind alle gleich (an Würde, Anm.). Die verschiedenen Ethnien und Stämme in Afrika sollten gefeiert werden. Wenn Gott das gewollt hätte, hätte er uns so erschaffen, dass wir gleich aussehen. Aber Gott möchte, dass wir unsere Unterschiede schätzen. Die Kulturen der anderen wertzuschätzen bedeutet, dass ich nie den Gedanken hegen sollte, dass meine Kultur besser oder überlegen ist. Es gibt immer gute Dinge, die ich von der Kultur der anderen übernehmen kann. Es geht darum wertzuschätzen, dass wir verschiedene Blumen sind, die in demselben Garten wachsen. Afrika ist wie ein Puzzle, das, wenn man es zusammensetzt, wunderschön ist. Jedes Teil ist anders, aber Teil eines Ganzen“, so Schwester Wamuyu.

(vatican news – pr)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

21. Dezember 2022, 14:34