D: Dönhoff-Preis für Memorial-Mitgründerin und Tafel Deutschland
Memorial zählt auch zu den diesjährigen Trägern des Friedensnobelpreises. Die Hilfsorganisation Tafel Deutschland erhielt den Förderpreis. Beide Auszeichnungen sind jeweils mit 20.000 Euro dotiert.
Würdigung für Menschen, die sich für Versöhnung zwischen den Völkern einsetzen
Scherbakowa verwies in ihrer Dankesrede auf die Rolle der Frauen in Widerstand und Opposition: „Frauen, die sich nicht fügen und sich nicht anpassen wollen, Frauen, die eine ungeheure Lebenskraft besitzen. Es ist bezeichnend, dass man solche Frauen immer wieder als schwierig empfindet, eben weil sie den anderen Apathie und Konformismus schwierig machen. Ein Musterbeispiel so einer fabelhaft schwierigen Frau war Gräfin von Dönhoff.“ Ihren besonderen Respekt sprach sie auch der tschetschenischen Menschenrechtlerin und Memorial-Kollegin Natalja Estemirowa und der belarussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa aus.
In der Begründung der Jury für die Auszeichnung hieß es unter anderem, Scherbakowa erhalte die Ehrung, „um ihren herausragenden Beitrag zur historischen Selbstaufklärung ihres Landes und ihren mutigen Kampf für die Menschenrechte zu würdigen“. Sie wirke als Historikerin und Mitgründerin von Memorial seit Jahrzehnten an der Aufklärung von Verbrechen des Stalinismus mit und setze sich für den Schutz der Menschenrechte ein. Memorial war vom Obersten Gericht im Dezember 2021 in Russland verboten worden.
Ausgezeichnet auch die Tafel Deutschland
Die Tafel Deutschland wurde für ihren „vorbildlichen Einsatz zur Linderung der Not von immer mehr Menschen“ ausgezeichnet: „Die Zahl der Bedürftigen wächst immer rascher. In diesem Winter dürften die Herausforderungen angesichts von Inflation und dramatisch steigenden Energiepreisen weiter wachsen. Hinzu kommt das durch Russlands Angriff auf die Ukraine verursachte Leid. „Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank betonte in ihrer Laudatio auch, es sei vor allem „die Verantwortung der Politik, die Auswirkungen der vielen Krisen auf die Bevölkerung zu verhindern“ und „für mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu sorgen“.
Hintergrund
Marion Gräfin Dönhoff prägte als Chefredakteurin und Herausgeberin wie keine andere die ZEIT und ihre Entstehungsgeschichte. Nach ihrem Tod im Jahr 2002 wurde der Marion-Dönhoff-Preis ins Leben gerufen, um das geistige Erbe dieser großen Journalistin lebendig zu halten. Seit 19 Jahren vergeben DIE ZEIT, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie die Marion-Dönhoff-Stiftung den Preis jeweils am 1. oder 2. Adventssonntag im Deutschen Schauspielhaus, im Herzen Hamburgs. Der Marion-Dönhoff-Preis würdigt Menschen, die sich aus eigener Kraft und innerer Überzeugung für Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern einsetzen oder sich in vorbildlicher Weise für soziale oder kulturelle Projekte engagieren.
(kna/divers-skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.