Ö/Ukraine: Caritas liefert 100 Stromgeneratoren
Die Lieferung von Generatoren sei „angesichts von 17,7 Millionen Menschen, die in der Ukraine auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ganz wichtig“, erklärte der Generalsekretär für die Caritas-Auslandshilfe, Andreas Knapp, gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress. Die bald schon landesweit eingesetzten Geräte ermöglichten es, „dass die Hilfe der Caritas auch unter widrigsten Umständen und im Falle von Stromausfällen weiterlaufen kann“.
Strom, der 21.000 Menschen zugute kommen wird
Die durch Spenden der Aktion „Nachbar in Not“ finanzierten Generatoren zur Stromerzeugung haben eine Leistung zwischen 20 kVA (16 KW) und 165 kVA (132 KW) und sind somit für Einsätze in verschiedenen Größenordnungen geeignet. Insgesamt 21.000 Menschen - darunter besonders Kinder, ältere Personen und die zahlreichen zur Flucht gezwungenen Menschen - würden die Geräte zugutekommen, erklärte Knapp.
Hintergrund ist die starke Beschädigung des ukrainischen Stromnetzes durch russische Raketenangriffe. Weite Teile des Landes sind derzeit bis zu zehn Stunden am Tag ohne Strom. Damit ist in der Regel auch die Heizungs- und Wasserversorgung unterbrochen. Erst vergangene Woche war die ganze Stadt Cherson ohne Strom.
Raketenangriffe beschädigen Stromnetz
Die Angriffe auf die Infrastruktur seien eine „tödliche Gefahr“, betonte der Caritas-Experte mit Blick auf den Wintereinbruch in der Ukraine, wo die eisigen Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad fallen können.
Längst auf Hochtouren läuft die Caritas-Winterhilfe in der Ukraine. Dabei werden etwa Notunterkünfte winterfit gemacht und Menschen mit Heizmaterial, Kleidung und Decken versorgt. Doch auch weitere Unterstützung stellt das kirchliche Hilfswerk unter dem Motto „Not sehen und handeln“ bereit: Geflohene innerhalb der Ukraine erhalten Lebensmittel, Trinkwasser und persönliche Hygieneartikel, psychosoziale Unterstützung, Bargeld sowie einen sicheren Ort zum Schlafen, Essen und Waschen.
Für Kinder gibt es spezielle Kinderzentren, wo sie „einfach wieder einmal Kind sein können“; ebenso soll ihnen in sogenannten „Child Friendly Spaces“ durch Sport- und Freizeitaktivitäten ein zumindest kurzes Entfliehen aus dem psychischen Stress ermöglicht werden.
Traurige Zwischenbilanz
Die Schreckensbilanz des fortdauernden russischen Angriffskrieges nimmt derweil immer entsetzlichere Ausmaße an. Seit dem 24. Februar beklagte die Ukraine mindestens 16.600 zivile Opfer: 6.557 Tote - davon 2.559 Männer, 1.752 Frauen, 170 Mädchen und 204 Buben - sowie 10.075 Verletzte, hieß es aus dem UN-Menschenrechtskommissariat im November. Rund 15 Millionen Menschen benötigen laut Schätzungen des ukrainischen Gesundheitsministeriums psychologische Unterstützung und Behandlung aufgrund von Stress und kriegsbedingten Traumata, davon zwischen drei und vier Millionen möglicherweise eine medikamentengestützte Behandlung.
Weiterhin immens hoch ist die Zahl der Binnenvertriebenen (IDPs) innerhalb der Ukraine, die laut UN-Angaben bei rund 6,5 Millionen liegt. Mehr als die Hälfte dieser Menschen seien erst in den vergangenen sechs Monaten vertrieben worden, fast die Hälfte (44 Prozent) der intern vertriebenen Personen im erwerbsfähigen Alter habe derzeit kein Geld. Weiter hieß es, dass zwischen 26 und 30 Prozent dieser Flüchtlinge nicht ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung hätten. 64 Prozent von ihnen seien Frauen und Mädchen.
7,84 Millionen Menschen haben den Angaben zufolge außerhalb der Ukraine Zuflucht gefunden, die meisten davon sind Frauen und Kinder. Allein im Oktober flohen mehr als 450.000 Menschen aus ihren Wohngebieten, wobei rund 280.000 von ihnen die Dörfer und Städte im Osten des Landes verließen, schätzt die Internationale Organisation für Migration auf Basis ihrer im Oktober durchgeführten Bevölkerungsumfrage. Sechs Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer seien inzwischen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, darunter mehr als eine Million aus dem Ausland.
Schon vier Millionen Menschen geholfen
Den Schreckensnachrichten stellt die Caritas die Bilanz ihrer bisherigen Hilfeleistungen entgegen. So wurden über das Netzwerk der Hilfsorganisation und ihrer Partner bislang über vier Millionen Menschen in der Ukraine mit Hilfsmaßnahmen erreicht. Aus Österreich sind 55 Caritas-Hilfstransporte mit 500 Tonnen Hilfsmitteln im Kriegsland angekommen - Ausdruck der „großen Solidarität aus Österreich“, ohne welche die Caritas in der Ukraine ihre Arbeit nicht erfüllen könne. Die Hilfe werde allerdings „einen langen Atem brauchen“, betont Caritas-Auslandshilfechef Knapp. Die zuletzt vermehrten russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur zu Beginn des Winters hätten die humanitäre Notlage enorm verschärft.
Akut benötigt wird laut Knapp derzeit in der Ukraine neben Winterhilfe vor allem Hilfe für die Bildung. Von deren Wegfall seien seit Kriegsbeginn 5,7 Millionen ukrainische Kinder im schulpflichtigen Alter betroffen, davon 3,6 Millionen durch die Schließung ihrer Bildungseinrichtungen. 16 Millionen Menschen lebten weiters derzeit mit Einschränkungen beim Zugang zu Wasser, der sanitären Versorgung und in der Hygiene. Deshalb ist laut Caritas derzeit auch die Schaffung sicherer Unterkünfte sowie die Versorgung mit „Non-Food-Items“ wie beispielsweise Hygieneartikel vorrangig.
(kap - pr)
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