Pfingstkirchen: Das andere Christentum
Die Deutsche Bischofskonferenz informierte an diesem Wochenende über die Konferenz, bei der es am vergangenen Donnerstag und Freitag um das politische Engagement pentekostaler Gruppen im Globalen Süden ging. Organisiert wurde die Konferenz vom Institut für Weltkirche und Mission in Frankfurt.
„Während sich die klassische Pfingstbewegung durch ein weitgehend unpolitisches Selbstverständnis auszeichnet, gab es von Seiten pentekostaler Gemeinschaften in den zurückliegenden Jahrzehnten – weltweit in sehr unterschiedlichen Formen – ein zunehmendes Engagement in öffentlichen, gesellschaftlichen und politischen Fragen“, so ein Statement der Deutschen Bischofskonferenz.
Jeder vierte Christ weltweit gehört einer Pfingstkirche an
Obwohl diese Entwicklung zunächst einmal positiv zu bewerten sei, korrespondiere sie doch in einer Reihe von Ländern mit rechtsgerichteten, antidemokratischen Strömungen, die häufig eine tiefe gesellschaftliche Spaltung bedeuteten. „Vor allem die Haltung einiger pentekostaler Akteure und sogenannter ‚Megachurches‘ wirft Fragen auf, zumal wenn politische Anführer die Religion mit Blick auf partikulare Ziele instrumentalisieren oder eine aggressive Rhetorik zu einer Spaltung der Gesellschaft beiträgt. Diese Phänomene werden nicht nur punktuell beobachtet. Sie sind jedoch kein allgemeines Kennzeichen des pentekostalen Christentums.“
Weltweit gehören 615 Millionen Menschen – das ist jeder vierte Christ – der pentekostalen Tradition an, die in sich sehr vielfältig ist. In den letzten Jahrzehnten ist das pentekostale Christentum stark gewachsen. Eine neue Studie, die bei der Konferenz vorgestellt wurde, hat ergeben, dass pentekostale Gläubige und Gemeinschaften mit Blick auf die religiösen und politischen Transformationen in vielen Regionen inzwischen zu bedeutenden Akteuren geworden sind.
Es gibt auch progressive Pfingstler...
Die Studie widerspricht der verbreiteten Auffassung, dass pentekostale Gruppen aufgrund ihres Weltbildes per se autoritären und antidemokratischen Positionen zuneigten. Pfingstkirchliche Theologie vertrete generell konservative moralische Positionen. Das Spektrum des pfingstkirchlichen politischen Engagements erweise sich jedoch als sehr breit. Es umfasse, wenngleich in geringerem Maße, auch progressivere Prägungen.
Als Epizentren der neuen religiösen Entwicklung identifiziert das Forschungsprojekt die „Megachurches“. Sie bildeten ein weltweites Netzwerk, dass von pastoralen Eliten getragen werde. „Damit wird eine wesentliche Veränderung zum klassischen Pentekostalismus sichtbar. Das Bild ist nicht mehr wie in den Anfangszeiten der pentekostalen Bewegung vorrangig geprägt von armen Gläubigen aus der Peripherie, die sich in Garagenkirchen versammeln, sondern von gut ausgebildeten und wohlhabenden Angehörigen der oberen Gesellschaftsschichten, die ihre Gottesdienste in repräsentativen Gebäuden feiern.“
Sehr heterogenes Phänomen
Aus diesen Kreisen rekrutierten sich auch die politisch relevanten Akteure des Pentekostalismus. Das Engagement erstrecke sich dabei nicht nur auf direkte politische Betätigung, sondern ziele auch auf gesellschaftliche Transformation durch Einflussnahme auf Bereiche wie Kultur, Bildung, Sport, Kommunikation und Ökonomie.
„In der Konferenz wurde deutlich, dass es in der Beurteilung des pfingstkirchlichen politischen Engagements durch die katholischen Ortskirchen und hinsichtlich der Qualität der ökumenischen Beziehungen ein breites Spektrum gibt“, so das Statement der Deutschen Bischofskonferenz. „Die Reaktionen reichen von Skepsis und Abgrenzung über eine geräuschlose Koexistenz bis hin zu gutem ökumenischem Miteinander. Dabei ist zu beachten, dass die pfingstkirchlichen Gemeinschaften aufgrund ihrer stark dezentralen Organisationsform sehr heterogen sind.“
(dbk – sk)
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