80 Jahre „Weiße Rose“: Christliches Profil hat sich in Diktatur geschärft
Das hebt der Münchner Historiker Rainald Becker hervor, der an diesem Donnerstagabend an der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom einen Vortrag über die „Weiße Rose“ hielt. Anlass war die Erinnerung an die Flugblattaktion, die – vor 80 Jahren – die jungen Leute der „Weiße Rose“ starteten. In diesen Botschaften rief die Widerstandsgruppe zur Beseitigung des brutalen Regimes auf, was die Angehörigen der „Weißen Rose“ das Leben kostete.
Im Gespräch mit uns betonte Becker, Sophie und Hans Scholl und ihre Gefährten seien junge Naturwissenschaftler und angehende Mediziner gewesen, die schon an der materialistischen Tendenz des Wissenschaftsbetriebs Kritik geübt, die unmenschliche Hitler-Diktatur früh durchschaut und sich radikal die Sinnfrage gestellt hätten. Das Lesen der Klassiker der abendländischen Tradition spielte eine große Rolle: „Dazu gehörten die großen Kirchenväter ebenso wie die Strömungen des Protestantismus oder der Orthodoxie“, so Becker.
„Natürlich wuchs der Widerstand mit der Hausforderung. Es sind ganz junge Leute Anfang 20, sie erleben Schreckliches, sie werden mit der Sinnfrage in einer Art konfrontiert, die viele Generationen nach ihnen gar nicht mehr auf dem Schirm hatten, und die dann sich auch die Frage stellen, was passiert mit mir, wenn ich an der Ostfront sterben muss. Das sind existentielle Herausforderungen, die auch diese Frage nach Gott haben stark werden lassen. Was bleibt einem letztlich vor einem irdischen Richter, der ungerecht ist wie eben der Volksgerichtshof? Wie bewältigt man das für sich? Da ist sicher die Herausforderung durch den Widerstand, und der Widerstand wächst mit den Herausforderungen.“
Die Veranstaltung an der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl fand auf Initiative der Hanns-Seidel-Stiftung in Rom statt.
(vatican news – gs)
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