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Vor einem Jahr begann die russische Invasion in die Ukraine - und damit das unsägliche Leid der Bevölkerung Vor einem Jahr begann die russische Invasion in die Ukraine - und damit das unsägliche Leid der Bevölkerung 

Russischer Überfall auf die Ukraine: Stimmen zum Jahrestag

Zum Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine haben sich verschiedene Kirchenvertreter geäußert. Wir haben Reaktionen aus dem deutschen Sprachraum gesammelt.

Am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine rief der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, erneut zum Gebet auf. Mit Rückblick auf die „Besetzung des Nachbarlandes gegen jedes Völkerrecht“ warnte er davor zu meinen, man sei heute oder morgen „gefeit gegen systematisch angewandte und exzessive Gewalt. Nicht nur, weil wir noch nicht die rechten Institutionen gefunden hätten, um den Krieg aus der Welt zu schaffen. Sondern vor allem, weil wir Sünder sind! Weil Gier und Machtwille, eingestanden oder uneingestanden, das eigene Leben dominieren.“ Alles, was die Menschheit mit ihren begrenzten Mitteln und im Wissen um die Fehlbarkeit und Verführbarkeit der Menschen unternehme, um der Gewalt Einhalt zu gebieten und um die Gewalt, die in den Strukturen der Welt und in den Menschen selbst stecke, einzudämmen und auszutrocknen, bleibe wertvoll und geboten, so Bätzing.

Für ein „Mehr an Menschlichkeit“ 

Ein „Mehr an Menschlichkeit“ als Antwort auf den Kriegsirrsinn wünscht sich der Wiener Erzbischof, Kardinal Schönborn. In seiner Freitags-Kolumne für die Gratiszeitung „Heute“ zieht er eine bittere Bilanz zum Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine, bei dem niemand damit gerechnet habe, dass dieser Krieg „mitten in Europa“ so lange dauern würde, „nicht einmal Präsident Putin“: „Zahllose Tote und Verwundete, Gewalt und Grausamkeit, Millionen Flüchtlinge, die Verschleppungen nach Russland, auch von Kindern“. Umso dankbarer dürfe man feststellen, wie viel Menschlichkeit diesem Wahnsinn entgegengesetzt werde. Neben der Hilfe und Menschlichkeit sei auch das Gebet um Frieden ein wirksames Mittel, so Schönborn.

Die gestorbenen und verstümmelten Menschen dürfen nicht hinter den Zahlen verschwinden

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, warnt vor der Gefahr, den Menschen aus dem Blick zu verlieren. „Die gestorbenen und verstümmelten Menschen dürfen nicht hinter den Zahlen verschwinden, das Töten nicht Teil der Nachrichtenroutine werden“, fordert sie zum Jahrestag des Kriegsbeginns in einem Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

„Wir stehen an der Seite der angegriffenen Menschen in der Ukraine. Doch als Christen trauern wir auch über den erschossenen jungen Mann aus Dagestan oder Burjatien, der für diesen Krieg rekrutiert wurde.“ Die getöteten Menschen ließen sich weder auf Helden für die gute Sache noch auf Handlanger eines Kriegsverbrechers reduzieren. „Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte und ein unverwechselbares Gesicht, jeder bleibt ein einzigartiges Geschöpf Gottes.“

Gerade deswegen müssten wir fragen: Wann werden zu viele Leben ausgelöscht, zu viele Körper versehrt, zu viele Kinder um ihre Bildung gebracht, zu viele Regionen irreparabel zerstört sein? „Über allem, was nötig ist für das große Ganze, für die Freiheit, für die demokratischen Werte, für das Völkerrecht, müssen wir an das Recht des Einzelnen auf sein unersetzbares Leben erinnern.“

Es gebe keine christliche Pflicht zu radikalem Pazifismus und absolutem Gewaltverzicht. Aber es gebe eine Einsicht des Pazifismus, die nicht vergessen werden dürfe: „Keine Waffe allein wird den Frieden schaffen. Auch ein Sieg über Russland schafft noch keinen Frieden, wie immer man sich einen Sieg über eine Atommacht überhaupt vorstellen mag. Die Warnung Jesu davor, welche gefährliche Dynamik der Einsatz von Waffen entfachen kann, müssen wir ernstnehmen: Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“

Aus Sicht der Ratsvorsitzenden ist es „nicht Sache der Kirchen, über konkrete Schritte und über Waffengattungen zu fachsimpeln. Aber eines wird die Kirche in diese Diskussion entschieden einbringen: die Gewissheit über die letztliche Ungewissheit angesichts der Kontingenz und prinzipiellen Unberechenbarkeit der Geschichte, den Hinweis auf unsere Begrenztheit, weil wir Menschen sind und nicht Gott.“

(pm/FAZ/kap-skr)
 

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24. Februar 2023, 12:45