Unser Sonntag: Salz der Erde...
Prof. Dr. Elmar Nass
Mt 5,13-16, Lesejahr A
Jesus spricht uns ganz persönlich an. Es geht ihm konkret um uns. Unser Glaube ist also keine anonyme Theorie, die uns nicht betrifft, die man schnell zur Seite legen könnte. Solche wirklich zutiefst persönliche Ansprache erleben wir heute selten. Wir sind im Blick Gottes. Das macht uns aus. Das kann uns nicht kalt lassen.
Wir hören oft, wie wichtig es doch ist, persönlich angesprochen und wahrgenommen zu werden. Wir wünschen uns Wertschätzung und Sinn. Doch wo erleben wir das wirklich? Viele Lebensbereiche lassen uns eigentlich kalt, wenn wir ehrlich sind:
- Wo etwa fühlen wir uns wirklich persönlich angesprochen? In vielen medialen Berichten werden wir konfrontiert mit den großen und wichtigen Themen der Welt: Kriege, Klima, Krisen, Kirchenkämpfe. Skandale, Steuern und Strukturfragen. Vieles davon sind fraglos wichtige Themen. Manche davon betreffen uns auch zumindest mittelbar. Wir sehen die immer gleichen Experten und solche, die es sein wollen, in zahllosen lebhaften Diskussionen.
Was betrifft uns wirklich ganz konkret?
Doch fragen wir uns ehrlich: Was davon betrifft eigentlich mich ganz konkret? Wo bin ich als Mensch mit meinen persönlichen Fragen, Sorgen und Freuden adressiert? Vieles von dem, was großen Wind macht, können wir dann zur Seite tun. Denn es berührt mich nicht wirklich persönlich. Es spricht mich nicht an.
- Wo erleben wir als Menschen ehrliche Wertschätzung? Wir haben viele Rollen zu übernehmen und Funktionen zu erfüllen, sei es im Beruf, in Beziehungen und Gemeinschaften. Wir setzen uns bisweilen wie ein schnelles Rad im Getriebe mit Energie ein und bewegen sicher auch das eine oder andere.
Bisweilen sind wir fremdbestimmt...
Das ist gut. Wo aber erfahren wir ehrliche Empathie? Wer schätzt mich als Mensch, jenseits davon, dass ich eine Rolle oder Funktion erfülle?
- Und bei all dem, was ich so Tag für Tag tue und denke, was davon erfüllt mich wirklich mit Sinn? Viel Zeit wird in Beschlag genommen durch Aufgaben, die andere mir zuteilen. Aufgaben müssen erfüllt werden, aber der Zweck und Sinn ist uns dabei nicht immer bewusst. Wir sind also bisweilen auch fremdbestimmt in dem, wofür wir unsere Zeit und unsere Talente hergeben. Andere bestimmen über uns.
Zum Glück ist unser Leben nicht allein von solcher Anonymität, Funktionalität und Fremdbestimmung geprägt. Wir machen andere Erfahrungen, die uns persönlich berühren und erfüllen. Das Evangelium lenkt unseren Blick genau auf diese Dimension des Lebens. Jesus spricht uns direkt und persönlich an: Wir sind gemeint. Keiner kann sich wegducken. Damit verbunden ist ehrliche Wertschätzung: Wir sind das Salz, das Licht, die Stadt auf dem Berg. Und das ist wertvoll und schützenswert. Und mit unseren Qualitäten sollen wir zum Einsatz kommen: Geschmack bringen, sichtbar sein und leuchten, damit die Menschen davon berührt werden und sich daran erfreuen.
Selbstvertrauen muss mit Dank und Demut verbunden sein
Das alles gibt uns eine Menge Selbstvertrauen: Es geht um mich. Ich bin etwas wert. Und ich kann etwas Gutes bewirken! Kopf hoch!
Doch nicht zu hoch, denn es geht hier ja nicht darum, mich persönlich in den Mittelpunkt zu stellen, um von anderen gelobt zu werden. Die Menschen sollen nicht mich, sondern Gott loben, wenn sie mir begegnen und meine Taten sehen und Worte hören. Also seien wir auch vorsichtig mit denen, die auch im Namen Gottes auftreten nur, um Lob für sich zu erhaschen. Die sind nicht das Salz mit Geschmack, die Stadt auf dem Berg oder das leuchtende Licht. Das kommt letztlich von Gott. Das Selbstvertrauen muss also mit Dank und Demut verbunden sein. Dann erkenne ich, was in meinem Leben als Christ wirklich zählt. Ich lebe nicht für mich, sondern ich gehe mit Gott durchs Leben. Er ist mein inneres Licht und der Geschmack für die Welt, mein Sein, Sinn und Auftrag zugleich.
(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
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