Österreichische Bischöfe: Zölibat und Ehe gleichermaßen wertvoll
„Es liegt kein Widerspruch darin, dass ein Priester heiraten kann“, sagte Franziskus in einem Interview des argentinischen Portals Infobae mit Blick auf die Ostkirche, wo der Zölibat nicht für alle Priester verpflichtend ist. In der Westkirche sei der Zölibat eine disziplinäre Frage, „eine zeitliche Vorschrift“ und damit „provisorisch“, im Gegensatz zur Priesterweihe, die permanent sei.
Der Feldkirchner Bischof Wilhelm Krautwaschl hielt am Dienstag in einer Stellungnahme fest, das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) spreche davon, „dass die Ehelosigkeit der Priester eine angemessene Lebensform ist und deswegen empfohlen wird.“ Zugleich betone er aber auch, dass damit die Tradition der – katholischen – Ostkirchen nicht missachtet werde. In den Ostkirchen können angehende Priester vor der Priesterweihe heiraten.
Wie Krautwaschl erklärte, sei die zölibatäre Lebensform eine wertvolle, so wie auch die Ehe als Sakrament ein wichtiges Zeichen für die Liebe Gottes sei. Darüber nachzudenken, ob die Verbindung zwischen Priesterweihe und Ehelosigkeit heute noch sinnvoll sei, müsse daher erlaubt sein. Die entscheidende Frage für den Bischof laute aber: „Was ist heute wichtig, dass Frauen und Männern das Leben aus dem Evangelium und dessen Verkündigung hinein in unsere Welt hinreichend gut möglich ist?“
Ähnlich äußerte sich auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Die Diskussion über den Zölibat gebe es in der Kirche schon lange. Er erinnerte an die Amazonien-Synode 2019: „Schon damals wurde angeregt, dass es verschiedene Lebensformen für Priester geben solle.“ Elbs betonte, dass er den Zölibat „durchaus als wertvoll für unsere Kirche“ ansehe. Gleichzeitig bestehe die Frage, ob er verpflichtend für alle Priester sein soll. Auch er verwies auf die Priester der katholischen Ostkirchen.
Papst muss sich um Einheit in der Kirche kümmern
Der Grazer Pfarrer Stefan Ulz betonte ebenfalls, der Papst habe nichts Neues gesagt. Er erinnerte daran, dass es in der Steiermark drei verheiratete Priester einer katholischen Ostkirche gibt. Es gebe allerdings auch „Kräfte“, die gegen eine Aufhebung des Pflichtzölibats für römisch-katholische Priester sind. „Für sie ist das ein hoher Wert, den man nicht aufgeben sollte.“ Der Papst sei in der Zwickmühle: Er müsse sich um die Einheit der Kirche kümmern, so Ulz, der auch die vatikanische Behörde für den Klerus berät.
Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hatte schon am Sonntag in einem ORF-Interview erklärt, dass es in Österreich zahlreiche verheiratete katholische Priester gibt, die einer der vielen katholischen Ostkirchen angehören. Wörtlich sagte Schönborn: „Das ist sicher kein dramatisches Thema und darüber wird geredet und kann auch weiter geredet werden.“
(kpa – fg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.