D: Kirche ohne Apparat
„Es ist ein Highlight, gewissermaßen“, erklärte er in einem Gespräch mit dem Domradio am Rand des Bischofstreffens in Dresden. Allerdings wisse er nicht, „ob viele Bischöfe außerhalb dieser Konferenz jetzt noch mehr von der Situation mitbekommen oder auch von der Situation wissen“. Und das wünsche er sich eigentlich: „dass noch mehr Erfahrungen gemacht würden mit unserer Situation“.
Interview
Was würden Sie den Mitbrüdern gerne mitgeben aus der Diaspora?
„Am liebsten wäre mir eine Art Exposure-Programm. Die Bischöfe einfach mal auszusetzen, nicht zu einer besonderen Sache einzuladen. Und dann können sie Erfahrungen machen, wie es ist, in einer solchen Situation mit ganz wenigen Mitteln, ganz wenigen Möglichkeiten, etwas zu gestalten. Ganz einfach mal eine Messe selber vorzubereiten, die Lieder rauszusuchen und dabei auch anzustimmen. Das könnte auch schon Spaß machen.“
Finden Sie heute mehr Gehör mit Ihrer Diaspora-Situation als früher?
„Ja, über Diaspora wird viel geredet. Aber ob man das verinnerlicht, was sich damit verbindet, das ist eben mein Problem und ist die Herausforderung. Auf der anderen Seite: Wir leben nicht in einem Reservat, wir leben in Deutschland und wir nehmen auch an allen anderen Entwicklungen teil, sowohl was die Politik, die Gesellschaft betrifft, als auch die Kirche. Aber wir haben eben schon Besonderheiten, und das ist unsere geringe Zahl. Das ist unser weites Gebiet. Das Bistum Magdeburg ist das viertgrößte dem Territorium nach - und es leben lediglich 76.000 Katholiken darauf. Das ist halb so viel, wie das Bistum Dresden-Meißen hat. Und das sind schon enorme Herausforderungen.“
Was heißt das konkret? Was müssen Sie anders machen, als Ihre Mitbrüder in katholischen Gegenden?
„Naja, wir haben nicht so große Apparate, also beispielsweise die Ordinariate oder Generalvikariate. München hat, habe ich mal mitbekommen, 1.000 Mitarbeitende, wir haben 40. Und dazwischen gibt es noch andere Bistümer, auch mit einigen Hunderten. Wir müssen aber dieselben Standards garantieren wie die anderen Bistümer. Und das ist schon eine enorme Herausforderung.
Oder unsere finanziellen Möglichkeiten – sie sind eben sehr begrenzt. Und das wird noch schwieriger in den kommenden Jahren. Damit zu leben und Kirche zu gestalten mit so wenigen, das ist schon eine große Herausforderung. Aber ich muss sagen, das sind nur die Rahmenbedingungen, die es einem nicht leichtmachen. Auf der anderen Seite aber erlebe ich viel Erfreuliches.
Ich habe so ein Mantra, das ich für unsere Situation vor mir hertrage. Nämlich: Wie verstehen wir uns als katholische Christen, als schöpferische Minderheit in ökumenischen Geist und in Kooperation mit anderen Partnern in der Gesellschaft? Und damit, meine ich, lässt sich auch Kirche leben und verwirklichen. Das ist vielleicht so eine Erfahrung, die manche anderen Bistümer noch nicht in dieser Radikalität machen.“
Fällt es Ihnen dann auch leichter, Reformen wie den Synodalen Weg anzugehen? Da gibt es vielleicht weniger Berührungsängste bei Themen wie Ökumene oder dem Umgang mit dem Staat.
„Also, Berührungsängste haben wir in der Tat nicht mehr so, aber unsere Situation ist schon noch verschieden von der westdeutschen Situation. Das heißt, viele der Probleme, die so drängend und auch sehr pointiert dargestellt werden, werden bei uns noch nicht so heftig diskutiert. Aber die Probleme sind auch da. Von daher braucht es unbedingt Reformen, das Anliegen brennt auch in unseren Gebeten. Und es sind große Erwartungen an den Synodalen Weg; ich hoffe, dass wir vorankommen.“
Nuntius Eterović hat in seinem Grußwort an die Bischofskonferenz noch einmal zur Einheit mit Rom aufgerufen. Er hat im Namen des Vatikans der Idee von synodalen Räten auch auf Bistumsebene eine Absage erteilt. Wie ist das bei Ihnen angekommen?
„Ich habe den Eindruck, dass manche einen synodalen Rat so fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Aber es ist ja noch gar nicht so konkret, und von daher würde ich sagen, die Überlegungen sollen weitergehen. Im großen Vertrauen, so erlebe ich es jedenfalls bei uns im Bistum.
Was stellt man sich überhaupt unter solch einem synodalen Rat vor? Welche Kompetenzen hat er? Welche rechtlichen Grundlagen? Wie ist das Verhältnis des Bischofs zu diesem Rat? Das muss ja alles erst noch erkundet werden. Und von daher meine ich, dass wir durchaus weiter überlegen sollen, wie die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die es bei uns bereits gibt, noch weiterentwickelt und zukunftsfähiger gemacht werden kann.“
(domradio - sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.