Österreichs Bischöfe sprachen über Kriege, Krisen und Reformen
Der von Papst Franziskus initiierte Synodale Prozess, der im Oktober 2023 mit der Synode im Vatikan die weltkirchliche Ebene erreicht, sei „einmalig in der Kirchengeschichte", erklärte Erzbischof Lackner bei der Pressekonferenz zur Frühjahrsvollversammlung. Österreichs Bischöfe hatten von Montag bis Donnerstag im niederösterreichischen Benediktinerstift Seitenstetten getagt. Nun gelte: „In der Synodalität voranschreiten", so der Titel der entsprechenden Erklärung der Bischofskonferenz. Für die Weltsynode skizzierten die Bischöfe Themen wie etwa die Teilhabe aller Gläubigen an der Sendung der Kirche, die Rolle der Frauen, Evangelisierung und Mission.
„In den zehn Jahren seines Wirkens hat Papst Franziskus nicht nur die römische Kurie reformiert, es ist ihm auch ein Kulturwandel in Richtung Synodalität gelungen. Diesen Weg des Papstes unterstützen die österreichische österreichischen Bischöfe aus tiefster Überzeugung“, so der Salzburger Erzbischof. Der Wunsch nach Reformen sei „trotz widersprüchlicher Vorstellungen groß", hielten die Bischöfe fest. Es bleibe eine Herausforderung, „dass der Synodale Prozess jene konkreten Folgen zeitigt, die für den Dienst der Kirche und ihre Glaubwürdigkeit erforderlich sind".
Bischofskonferenz-Vorsitzender Lackner resümierte, im Rahmen des Synodalen Prozesses hätten Gläubige Fragen wie jene der Zölibatsverpflichtung, Segnungen von homosexuellen Paaren oder der Frauendiakonat aufgeworfen. Weichenstellungen dazu gebe es vorerst nicht, bei der zweiteiligen Weltbischofssynode im Oktober 2023 und 2024 in Rom würden aber wohl Klärungen erfolgen, so Lackner.
Leihmutterschaft weltweit verbieten
Auch über Leihmutterschaft berieten die Bischöfe. Sie fanden zu einer eindeutigen Position: „Leihmutterschaft ist eine rücksichtslose Ausbeutung von Frauen, macht Kinder zur Ware und widerspricht den Menschenrechten", so Lackner. „Als Bischöfe treten wir ein für ein striktes Verbot der Leihmutterschaft nicht nur in Österreich, sondern auch innerhalb der Europäischen Union und weltweit." Derzeit ist Leihmutterschaft in 18 der 27 EU-Mitgliedstaaten verboten, darunter auch Österreich, ebenso Deutschland und Italien.
Jüngste Bestrebungen der EU-Kommission, die die bestehenden nationalen Verbote dieser Praxis aushebeln könnten, verfolge die katholische Kirche „mit großer Sorge", erklärte Lackner. Anlass für den Appell der Bischofskonferenz waren u.a. jüngst bekannt gewordene Entwicklungen, wonach bisher in der Ukraine tätige Leihmutterschafts-Anbieter wegen des Krieges zunehmend auf andere frühere Sowjetrepubliken wie Georgien ausweichen. Als Opfer würden gezielt Frauen ausgesucht, die aufgrund von Notlagen bereit sind, ein Kind gegen Bezahlung für andere auszutragen. Dies erinnere an „Formen von Menschenhandel aus dunkelsten Zeiten", beklagen die Bischöfe in ihrer Erklärung.
Ukraine-Krieg und Syrien
Auch der Krieg in der Ukraine war Thema der Frühjahrsvollversammlung. Aus der entsprechenden Erklärung der Bischöfe zitierte Erzbischof Lackner:
„Ursache für dieses Leid und den Krieg ist schweres Unrecht, das benannt werden muss: Der Angriff Angriffskrieg Russlands gegen die freie und souveräne Ukraine ist ein fundamentaler Bruch des Völkerrechts. Demnach und aus Sicht der kirchlichen Friedensethik hat das ukrainische Volk das legitime Recht, sich gegen diesen ungerechten Angriff zu verteidigen. Dieses Recht eines Staates auf Notwehr wird ergänzt durch die Pflicht der Staatengemeinschaft, die Opfer der Aggression zu schützen und zu unterstützen. Dazu zählen die verhängten Sanktionen gegen den Aggressor. Sie sind auch ein notwendiger Akt der Solidarität mit der Ukraine. Diese Solidarität kostet und belastet viele Menschen. Aber mangelnde Solidarität kostet noch viel mehr."
Die schweren Kriegsverbrechen des russischen Aggressors - wie gezielte Angriffe auf zivile Ziele und Verschleppungen ukrainischer Kinder - seien „durch nichts zu rechtfertigen und die Verantwortlichen dafür müssen belangt werden", forderten die Bischöfe in ihrer Erklärung. Gerade weil der Krieg weiter „mit unverminderter Härte tobt", müsse auch die Hilfe für die Opfer weitergehen. Es brauche Perspektiven für die rund 70.000 aus der Ukraine vertriebenen Menschen in Österreich. Ihnen sollte eingeräumt werden, vom befristeten Vertriebenenstatus in langfristige Niederlassung inklusive Zugang zum Arbeitsmarkt zu wechseln.
Nach dem verheerenden Beben im türkisch-syrischen Grenzgebiet riefen die österreichischen Bischöfe dazu auf, Unterstützung für die Opfer in Syrien zuzulassen.
„Wir appellieren eindringlich an alle internationalen politischen Akteure und an die Verantwortlichen in Syrien. Die Hilfe für die Opfer des Erdbebens muss absolute Priorität haben. Wir wissen um die Komplexität des Syrienkonflikts. Doch angesichts der unvorstellbaren Not der Menschen müssen alle anderen politischen und sonstigen Interessen hintanstehen. Wir appellieren an den Westen, die Sanktionen aufzuheben, damit Hilfe nach Syrien gelangen kann. Wir appellieren an die Verantwortlichen im Land, diese Hilfe zuzulassen und jenen zuteilwerden zu lassen, die sie am nötigsten brauchen."
Die internationale Hilfe laufe dort nur schwer an; Zufahrtswege seien blockiert und Luftbrücken nicht möglich.
Mit Zusammenhalt und Zuversicht gegen Krisen
Die vielfachen Krisen und Nöte, die die Menschen derzeit belasten, können nach Überzeugung der österreichischen Bischöfe bewältigt werden, wenn Zusammenhalt und Zuversicht dabei leitend sind. Auch die Politik nehmen die Bischöfe hier in die Pflicht:
„Alle gesellschaftlichen Akteure stehen in der Verantwortung, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Ganz besonders liegt es an der Politik, den Menschen Sicherheit zu geben und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft mit Worten und Taten nachhaltig zu stärken. Dankbar nehmen wir wahr, dass die Verantwortlichen in Bund und Ländern in den vergangenen Monaten und Jahren wichtige Milliardenhilfen auf den Weg gebracht haben. In Zeiten einer Rekordinflation braucht es zurecht außerordentliche Anstrengungen, um einen Anstieg der Armut zu verhindern. Wirksame Hilfe sollte deshalb nicht einmalig. Sie sollte nachhaltig und vor allem zielgerichtet jenen Menschen zugutekommen, die jetzt in Not sind."
Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung hatten sich die Bischöfe auch mit Leitungsverantwortlichen der Caritas besprochen. Zu den Lebensmittelausgaben der Caritas kämen immer mehr Leute; auch die Zahl der Menschen, die ihre Mieten und Energierechnungen aus eigener Kraft nicht mehr bezahlen können, nehme zu. Der Sozialstaat müsse hier helfen.
Es brauche „Mut und Zuversicht, Hoffnung und Gottvertrauen, um anstehende Aufgaben in guter Weise bewältigen zu können", erklärten die katholischen Bischöfe. Auch die sich abzeichnende Klimakrise nehme vielen das Vertrauen in die Zukunft. Erzbischof Lackner versicherte:
„Hier wollen wir uns als Kirche und Bischöfe klar an die Seite junger Menschen stellen, wenn es darum geht, uns gemeinsam für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen. Dafür braucht es konsequentes Handeln und mitunter auch unpopuläre Entscheidungen. Es wird nicht gehen ohne eine Kultur des Teilens, der Bescheidenheit und der Solidarität mit Menschen an den Rändern der Gesellschaft und des Lebens."
*Die O-Töne und Presseinformationen stellte die Agentur Kathpress zur Verfügung.
(kap - sst)
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