„Pfarreien müssen nicht alle gleich sein“
Das heißt für die Wiener Theologin und Religionssoziologin Regina Polak, „dass der Glaube im Licht zeitgenössischer Herausforderungen reinterpretiert und gelebt werden muss“. Gerade Pfarreien könnten dabei eine wichtige Rolle einnehmen, so Polak im „Tiroler Sonntag“. Allerdings warnte sie davor, „zu meinen, jede Pfarre müsse gleich sein“. Es gehe vielmehr darum, in der Begegnung mit den Menschen zu erkennen, worin die „spezifische Berufung einer Pfarre an einem konkreten Ort“ besteht.
Nicht nur die Kirche, die gesamte Gesellschaft stehe vor einem großen Umbruch, „einem Gang ins Ungewisse“, wie die Theologin es nannte. Gerade in so einer Situation könne sich der Glaube als tragend erweisen und zum Aufbruch ermutigen. Pfarrgemeinden könnten der Kirche fern Stehende zum Beispiel durch Besuchskonzepte ansprechen.
Auch für die derzeit in der Weltkirche groß geschriebene Synodalität komme den Pfarrgemeinderäten eine „Schlüsselrolle“ zu, erklärte Polak. Synodal zu leben sei eng mit Teilhabe verbunden: Die Theologin verband dies mit dem „Einüben neuer Formen des Miteinander, die möglich machen, dass Menschen ihren Glauben leben und feiern können“.
Einheit statt Einheitlichkeit
Jedoch komme es auch in Pfarreien immer wieder zu Konflikten. Dabei sei es hilfreich, „sich bewusst zu machen, dass sich auch Andersdenkende in einer Gemeinde auf ihren Glauben an Jesus Christus beziehen“, so Polak. Dies verbinde trotz aller Unterschiede. Das Zweite Vatikanische Konzil habe klar von Einheit und nicht von Einheitlichkeit gesprochen. Das bedeute, es müsse in der Kirche - und damit auch in jeder Pfarrei - Vielfalt möglich sein. Bei Spannungen sei ratsam, sich darauf zu besinnen, „wer uns zur Feier des Glaubens zusammenführt“.
Die Wiener Theologin erinnerte dazu auch an den Spruch „der Teufel hat's eilig“. Sich Meinungen an den Kopf zu werfen, bringe nichts: „Gutes Zuhören braucht Zeit und braucht Aufmerksamkeit“. Nicht jede Spannung sei auch schon eine Spaltung, nicht jeder Meinungsunterschied ein Konflikt, hielt Polak fest. „Was mir allerdings auffällt, dass zu selten Fragen gestellt werden, um die Haltung des bzw. der Anderen besseren zu verstehen.“ Sich einzugestehen, dass man nicht die ganze Wahrheit gepachtet hat, sondern nur einen Teil der Wahrheit erkennt, „würde das gemeinsame Vorankommen manchmal enorm erleichtern“.
(kap – sk)
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