Schönborn: Viel verändert in zehn Jahren Pontifikat
Franziskus sei ein „Papst der Weltkirche“ und seine Akzente und Vorstellungen seien bereits am ersten Tag bemerkbar gewesen. In den vergangenen zehn Jahren habe sich in Stil und Gestus viel verändert. Außerdem lobt Schönborn die Reformen, die Franziskus „wirklich durchgezogen“ habe. Sein Pontifikat jährt sich am 13. März zum zehnten Mal.
Für Schönborn sei Franziskus ein Pontifex „ohne das ganze Drumherum, das sonst bei Päpsten oft prägend war.“ Damit meint er beispielsweise, dass Franziskus seit zehn Jahren nicht in der Papst-Wohnung, sondern im Gästehaus Santa Marta wohnt, „mitten unter Leuten.“ Beim Essen sitze der Papst am gleichen Tisch wie alle anderen und hole sich sein Abendessen selbst. „Das sagt schon sehr viel über ihn. Er möchte, so hat er am Anfang gesagt, unter den Menschen sein. Er möchte nicht isoliert ganz oben in der Papst-Wohnung leben“, sagt der Wiener Kardinal. Er gilt als enger Vertrauter des Papstes.
„Prophetisches“ Pontifikat von Franziskus
Auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, hat Papst Franziskus zum Jahrestag seiner Wahl gewürdigt. Er habe das Steuer der Kirche in den zehn Jahren seiner Amtszeit „durch viele, bisweilen auch gesundheitliche Prüfungen gehalten.“ Das schrieb er in einem Beitrag für das „Rupertusblatt“ seiner Erzdiözese Salzburg. Gerade jetzt, im synodalen Prozess, könne man auch die prophetische Dimension seines Pontifikats erleben und erahnen. Die Kirche werde am Ende dieses Prozesses zumindest in Teilen eine andere sein - sie werde aber, zusammen mit dem Papst, stets die „katholische“, die „allumfassende“ bleiben.
Schönborn sagt, vieles habe sich bereits verändert, „auch in der Art und Weise, wie er sein Pontifikat angelegt hat“. Exemplarisch nennt er den Ständigen Rat von neun Kardinälen, mit denen der Papst von Anfang an die wichtigsten Fragen berate. Eine weitere Besonderheit, die vom ersten Moment an auffiel, sei, dass Franziskus „an die Ränder, die Peripherie“ gehe. „Seine erste Reise in Italien war Lampedusa, die Insel der Flüchtlinge. Seine erste Reise in Europa führte ihn in das ärmste Land Europas: Albanien. Das sind Zeichen, die sehr viel sagen über sein Selbstverständnis als Papst“, sagte Schönborn.
Jeder Papst präge mit seiner eigenen Geschichte und eigenen Akzente sein Pontifikat. „Franziskus ist ein Sohn von italienischen Immigranten in Argentinien. Er ist in zwei Kulturen aufgewachsen, der argentinischen und der italienischen. Und diese doppelte Herkunft prägt natürlich auch sein Pontifikat“, so der Kardinal. „Lateinamerika ist seine Welt, in der er groß geworden ist. Gleichzeitig ist er Jesuit, Mitglied eines weltweiten Ordens, der ihn zutiefst geprägt hat.“
Nicht vergessen, was Franziskus vorangebracht und umgesetzt hat
Bei all den Fragen zu Stil und Gestus dürfe aber nicht vergessen werden, was Franziskus bisher vorangebracht und umgesetzt habe, sagte Schönborn. So sei augenscheinlich, dass er das Kardinalskollegium viel internationaler gemacht habe, mit den Akzenten auf Asien, Afrika, Lateinamerika. Bei seiner Kurienreform habe er „deutliche Schritte gesetzt.“
Dass seine Reformen wirklich greifen, habe das Beispiel der Vatikanbank gezeigt, erklärte Schönborn: „Ich bin seit Langem in der Kardinalskommission für die Vatikanbank und da bewundere ich, wie er diese Bank auf Vordermann gebracht hat.“ Schon Papst Benedikt XVI. habe damit begonnen, Franziskus aber „hat das Werk wirklich durchgezogen.“ Die Bank sei heute international wieder anerkannt, „sie ist clean, sie ist ganz den internationalen Maßstäben entsprechend. Auch wenn sie klein ist, ist sie doch fein und sauber und modellhaft für den Vatikan.“
Die Frage, die man sich stellen müsse, sei aber nicht, wie Franziskus das Papstamt verändert habe, „sondern wie die Welt sich verändert hat und was das für die Kirche bedeutet und wie er darauf eingeht“, betonte Schönborn. So habe der Papst etwa Religionsdialog viel stärker akzentuiert: „Sein Dialog mit dem Islam ist eine Begegnung mit dem Islam: nicht theologische Diskussionen, sondern echte menschliche Begegnungen.“
Basis dafür sei seine Enzyklika „Fratelli tutti“ über die universale Geschwisterlichkeit der Menschen. „Er will den Muslimen nicht zuerst kritisch, nicht zuerst diskutierend begegnen, sondern in der gemeinsamen Menschlichkeit und in den gemeinsamen menschlichen Anliegen, die uns alle bewegen und die deshalb auch die Basis dafür sind, dass wir miteinander leben und füreinander da sind.“ Das sei einer der Akzente, „es könnten noch viele andere genannt werden“, betonte Kardinal Schönborn. Wichtig sei „nicht das Verändern, sondern die Kontinuität in veränderter Zeit.“
(kap – fg)
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