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Missbrauch stellt Miteinander und Seelsorge in der Kirche auf die Probe Missbrauch stellt Miteinander und Seelsorge in der Kirche auf die Probe 

D: Seelsorge zwischen Nähe und Distanz

Der Missbrauchsskandal hat viele Menschen, die in der Seelsorge tätig sind, bei Ausübung ihres Amtes verunsichert. Sie suchen nach dem richtigen Maß an Nähe und Distanz.

„Es ist nicht nur bei Priestern, sondern bei allen pastoralen Berufsgruppen ein hohes Maß an Unsicherheit aufgetreten, das an vielen Stellen spürbar ist“, sagte der für die Priesterausbildung zuständige neue Regens im Bistums Limburg, Kirsten Brast, am Donnerstagabend bei einer Online-Veranstaltung.

Auf der einen Seite werde von einem Seelsorger erwartet, „dass er dem Menschen zugewandt, offen und freundlich ist, und dass er imstande ist, eine Beziehung zu Menschen aufzubauen“. Denn Seelsorge sei zu einem großen Teil Beziehungsarbeit. Zugleich müsse klar eine „professionelle Grenze“ gezogen werden, über die nicht hinweggegangen werden dürfe, betonte Brast, der seit November 2022 für die Auswahl, Begleitung und Beurteilung der Priesterkandidaten und Kapläne in der Diözese zuständig ist.

Sich des Vertrauens würdig erweisen

Es registriere „eine sehr große Vorsicht“ bei vielen Seelsorgern, die sich manchmal auch in reserviertem Auftreten äußere. Sie fragten sich: „Wie kann ich mich des Vertrauens, das nach wie vor Menschen in mich setzen, würdig erweisen?“ Nötig sei „ein gut austariertes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz“, so Brast, der neben seiner Regens-Tätigkeit auch Pfarrer ist, und zwar in der hessischen Pfarrei Sankt Martin Idsteiner Land.

„Ich weiß nicht, welche Bombe als nächstes hochgeht, berechtigt oder unberechtigt.“

Die Theologin Juliane Schlaud-Wolf sagte, sie registriere eine „große Angst“ gerade bei älteren Seelsorgern mit Blick auf Situationen aus der Vergangenheit. Sie selbst habe früher als Jugendliche in der katholischen Jugendarbeit „durchaus Situationen erlebt, von denen ich heute sagen würde: das war übergriffig“. Das sei eine andere Zeit gewesen. Mancher ältere Seelsorger sage nun: „Ich habe einfach Angst. Ich weiß nicht, welche Bombe als nächstes hochgeht, berechtigt oder unberechtigt.“ Schlaud-Wolf, die als Bischöfliche Beauftragte das Ressort Kirchenentwicklung in der Diözese Limburg leitet, betonte, es lähme die Kirche, „wenn jemand mit einer inneren Angst unterwegs ist“. Die aber liege „wie eine Glocke“ über manchen Seelsorgern. Zugleich gebe es keine andere Möglichkeit, als den Missbrauchsskandal aufzuarbeiten.

(kna – pr)
 

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24. März 2023, 11:46