Synodalität, konkret
Anne Preckel - Vatikanstadt
Die deutschen Bischöfe und Laienvertreter haben sich beim Synodalen Weg seit 2019 im Rahmen eines strukturierten Dialoges über kirchliche Zukunftsfragen ausgetauscht. Gemeinsam wurden eine Reihe Beschlüsse gefasst, die großteils als Bitte um eine Prüfung und einen Wandel an den Papst gerichtet werden.
Ein Beitrag zur Weltsynode
Der Synodale Weg sieht sich selbst als Schule der Synodalität – jener Synodalität, die der Papst im kirchlichen Miteinander fördern will. Das hat der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Georg Bätzing, an diesem Samstag nochmals deutlich gemacht. Bischof Bätzing zog eine positive Bilanz zum Synodalen Weg, den er als synodalen „Erfahrungsraum“ beschrieb. Die deutsche Kirche wünsche sich eine Fortführung dieses Stils und wolle ihren Beitrag zur Weltsynode leisten. Die Präambel zum Synodalen Weg, die im Blick auf den weltkirchlichen synodalen Prozess aktualisiert wurde, definiert den Synodalen Weg als Beitrag zur Weltsynode.
Mit Blick auf die tiefgreifenden deutschen Reformbitten an den Papst - wie etwa ein Prüfen des Pflichtzölibats und der Frauenweihe - zielt die deutsche Synodalversammlung im kirchlichen Maßstab hoch. Zugleich hat der Synodale Weg regelmäßig hervorgehoben, dass er weiß, wo solche Fragen hingehören, nämlich zum Papst und in den Rahmen einer weltkirchlichen Unterscheidung. Der Vatikan hat vielfach an diese Grenzen erinnert. Und auch der Synodale Weg hat sie markiert, war es Bischof Bätzing an diesem Samstag Anliegen zu betonen. Erneut wies er Befürchtungen als unbegründet zurück, der Synodale Weg führe in eine Abspaltung. Dazu passt, dass der Synodale Weg immer versichert hat, den kirchenrechtlichen Spielraum nicht selbst überschreiten zu wollen, sondern ihn besser auszuschöpfen – etwa hinsichtlich des kostbaren Beitrages engagierter Laien für das kirchliche Leben.
Synodalität trainiert
Im Erfahrungsraum Synodaler Weg wurde im kirchlichen Miteinander eine erstaunliche, positive Entwicklung hingelegt. Wo in den frühen Debatten Positionen ungeschützt aufeinanderstießen, fand man gegen Ende zu einem sachlicheren, geschwisterlicheren Ton und suchte den Kompromiss. Mit Lernbereitschaft und Leidenschaft haben Bischöfe und Laien das Projekt in Deutschland gemeinsam zu Ende gebracht, viele beschrieben es als „Schule der Synodalität“. Ein Training, das weitergehen soll. In Frankfurt wurde gerungen, gelitten und abgestimmt, man blieb dran, weitete den Blick und schaute auch über den deutschen Horizont hinaus.
Auch in Deutschland begann, zeitversetzt zum Synodalen Weg, die vom Papst lancierten Weltsynode. Eine konkrete Verzahnung mit der weltkirchlichen Ebene war der Besuch des Präsidiums des Synodalen Weges und anderer deutscher Vertreter bei der europäischen Kontinentalkonferenz in Prag. Dort wurde deutlich, dass Synodalität inhaltlich und methodisch vielfältig ist und dass – wie die deutsche Delegation im Anschluss festhielt – der weltweite synodale Prozess von unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Erfahrungen und Grundhaltungen geprägt ist. Zugleich wird immer wieder deutlich, dass auch in anderen Ländern teils ähnliche Fragen gestellt werden.
Suche nach einem Wandel
Speziell der deutschen Kirche ist es offenbar ein Anliegen, im weltweiten synodalen Prozess der Kirche an Umkehr und Wandel zu erinnern – vor allem vor Hintergrund des Missbrauchsskandals, der die Kirche auf vielen Ebenen und in vielen Ländern erschüttert. Das Engagement des Synodalen Weges bei der Aufarbeitung des Missbrauchs hat auch der Vatikan, trotz anderweitigen Bedenken zum Synodalen Weg, gelobt. Der Missbrauchsskandal gab der deutschen Kirche 2018-19 den Anstoß zum Synodalen Weg. Von dort aus hat das Projekt kirchliche Zukunftsfragen der Kirche entfaltet, darunter im kirchlichen Miteinander und dem Umgang mit Macht.
An Bedenken des Vatikans zum Synodalen Weg mangelte es bekanntlich nicht. Die Sorge richtete sich grundsätzlich auf das Format der Versammlung, das kirchenrechtlich keine wirkliche Entsprechung hat, aber auch auf die Inhalte und den Stil der Beratungen, die offenbar in Rom wenig geistlich erschienen. Synodale Begegnung sei kein Parlament, gab der Papst mehrfach zu bedenken und empfahl den deutschen Synodalen, sein Orientierungsschreiben „An das Pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ stärker zu verinnerlichen. Den Synodalen Weg in Deutschland wollte er dennoch weiter verfolgen.
Kein Triumpfmarsch
In der Rückschau auf den Synodalen Weg zogen die Gestalter des Prozesses eine nachdenkliche Bilanz. Es habe Schwächen gegeben, viel gebe es noch zu lernen. Der Synodale Weg sei „kein Triumpfmarsch“ gewesen, bilanzierte der Vizepräsident des Zentralkomitees des deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding. Zu den „starken Momenten“ hätten die gemeinsame Eucharistie und Momente gezählt, in denen das Plenum „zur Besinnung“ gekommen sei. Auch das Gespür dafür, „dass Spannungen jetzt nicht aufgelöst“ werden könnten, hielt er als fruchtbare synodale Erfahrung fest.
Papst Franziskus hat in einem frühen Interview einmal deutlich gemacht, zu einer synodalen Haltung gehöre, „Gegensätze oder Verwirrungen nicht aufzuheben“. „Wir müssen vereint in den Unterschieden vorangehen“, sagte er. Der Synodale Weg hat sich darum bemüht, ganz konkret.
(vatican news – pr)
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