Synodaler Weg: Priesteramt im Fokus
Der beschlossene Handlungstext „Der Zölibat der Priester - Bestärkung und Öffnung“ formuliert die Bitte an Papst Franziskus, „die Verbindung der Erteilung der Weihen mit der Verpflichtung zur Ehelosigkeit neu zu prüfen“. Eine weitergehende Formulierung, den Papst direkt um eine Aufhebung des Pflichtzölibats zu ersuchen, wurde mit Zweidrittel-Mehrheit abgelehnt.
Pflichtzölibat bitte prüfen
Die Synodalversammlung beschloss weiterhin, den Papst darum zu bitten, zu prüfen, ob auch bereits geweihten Priestern die Möglichkeit eröffnet werden kann, sich vom Zölibatsversprechen entbinden zu lassen, ohne die Ausübung des Amtes aufgeben zu müssen. Zudem fordert der Text, ehemalige Priester schon jetzt wieder stärker ins aktive kirchliche Leben einzubinden.
Der Handlungstext wurde mit einer Mehrheit von knapp 95 Prozent der abgegebenen 205 Stimmen angenommen. Von den 60 teilnehmenden Bischöfen in der Synodalversammlung stimmten 44 dafür, 5 dagegen, 11 enthielten sich.
Für geweihte Priester im Sinne der katholischen Tradition
Mit großer Mehrheit votierten die teilnehmenden 210 Bischöfe und Laienvertreter am Donnerstagabend zudem für den theologischen Grundtext „Priesterliche Existenz heute". Er geht auf die Bedeutung geweihter Priester im Sinne der katholischen Tradition ein und verweist zugleich auf notwendig erachtete Neuerungen.
„Damit diese Botschaft (von der Heiligkeit Gottes) verkündet wird, braucht die Kirche Priester“, spricht sich der Synodale Weg in dem Papier grundsätzlich für Priester aus. Die Aufgabe der Priester bestehe in der Vermittlung des göttlichen Geheimnisses. Der sakramentale Dienst des Weiheamtes gehöre „zum ,Wesen‘ des Katholischen“.
Der Text erhielt eine Mehrheit von mehr als 88 Prozent der insgesamt 201 abgegebenen Stimmen. Von den Bischöfen stimmten 77 Prozent dafür; von den Frauen und diversen Teilnehmenden stimmten 93 Prozent mit Ja.
Kein Klerikalismus
Das Papier mahnt, der „tiefe Sinn des sakramentalen Priestertums“ lasse sich nur gewinnen, wenn die „ständischen Elemente, die diesen Beruf bisher prägen“, aufgegeben würden. Ausführlich setzt sich der theologisch streckenweise anspruchsvolle Text mit der Frage auseinander, was das geweihte Priestertum in der katholischen Kirche vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen unterscheidet. So heißt es in dem Text: „Das priesterliche Dasein unterscheidet sich außerhalb seiner sakramentalen Handlungen nicht von dem aller Gläubigen.“ Und weiter: „Dieser Dienst am Volk Gottes begründet keine höhere Würde oder Heiligkeit (...) In der Kirche begründen die Funktionen keine Überlegenheit der einen über die anderen“.
Damit spricht sich der Text gegen den sogenannten Klerikalismus aus, der als eine der Ursachen für sexuellen Missbrauch in der Kirche gilt. In der Frage des Pflichtzölibats und der möglichen Zulassung von Frauen zum Priesteramt spricht sich der Text für weitere Prüfungen aus. Unter anderem heißt es dazu: „Es besteht die Gefahr, dass die zölibatäre Lebensform in ein Abseits führt, wenn die Zeichenhaftigkeit von großen Teilen des Volkes Gottes nicht mehr mitgetragen wird.“
Weltkirchlicher Prozess der Unterscheidung
Viele Priester stellten selbst die Frage nach ihrer Berufung und den spezifischen Aufgaben des priesterlichen Dienstes, heißt es zudem. „Offenbar bedarf es eines längeren weltkirchlich begleiteten Prozesses der Unterscheidung“, weitet der Text den Blick, „vornehmlich in einer Synode oder gar in einem Konzil“.
Die Debatte über den Grundlagentext mit dem Titel „Priesterliche Existenz heute“ hatte bei früheren Synodalversammlungen für heftige Kontroversen gesorgt, weil dabei die grundsätzliche Frage nach dem Sinn des Priestertums in der katholischen Kirche aufgeworfen worden war.
(kna/vatican news -pr)
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