Sr. Bernarda Heimgartner, eine große Hoffnungsträgerin
Sr. Franziska Mitterer - Schwestern vom Hl. Kreuz
Sie hat den Menschen viel Hoffnung gebracht: Sr. Bernarda Heimgartner, deren 200. Geburtstag wir am 26.11.2022 feiern durften. Sie war die Gründerin der Schwestern vom Hl. Kreuz Menzingen. 1822 wurde sie in der deutschsprachigen Schweiz im Kanton Aargau geboren. Zusammen mit zwei Gefährtinnen gründete sie auf Initiative des Kapuziners Theodosius Florentini 1844 einen Lehrorden für Mädchenbildung: Damit hat sie Wesentliches zur Entwicklung der Rolle von Frauen beigetragen.
Anna Maria Heimgartner, die spätere Sr. Bernarda, hatte als Kind das Glück, an der heimatlichen Dorfschule in Fislisbach im Kanton Aargau lesen und schreiben zu lernen. Anna Maria war begabt und freute sich über dieses Privileg. Als der Kapuzinerpater Theodosius Florentini in den 1830er Jahren die Idee hatte, eine Schwesterngemeinschaft für die Mädchenbildung zu gründen, war Anna Maria sofort dazu bereit. Florentini schickte sie 1839 zusammen mit zwei weiteren Gefährtinnen ins klösterliche Pensionat «Maria Krönung» in Baden. Allerdings war die politische Situation sehr instabil und antikirchlich. «Maria Krönung» wurde wie die anderen Klöster aufgehoben. Die Ausbildung zur Lehrerin musste zunächst abgebrochen werden.
Doch Theodosius förderte die jungen Frauen weiterhin. Sie setzten in Freiburg im Breisgau bei den Ursulinen ihre Studien fort und machten dann in Ribeauvillé im Elsass das Noviziat. Die drei jungen Schwestern wollten die Art des Ordenslebens von Ribeauvillé in der Schweiz implementieren: in kleinen Gruppen in die Dörfer zu gehen, um dort Schule zu halten. Ihr Plan sollte in Erfüllung gehen.
In kleinen Gruppen in die Dörfer
Der Dorfpfarrer von Menzingen im Kanton Zug beabsichtigte, eine Dorfschule nach dem Vorbild von Ribeauvillé errichten. Sr. Bernarda und ihre Gefährtinnen hatten im Oktober 1844 in Altdorf im Kapuzinerkloster bei Pater Theodosius ihre Gelübde abgelegt. Danach begannen sie also in Menzingen. Bald wuchs die Schwesterngemeinschaft. Zu zweit oder dritt gingen die Schwestern in die Bergdörfer, um die Kinder an der Dorfschule zu unterrichten. Große Armut umgab sie. Sr. Bernarda Heimgartner als Leiterin ermutigte ihre Schwestern in ihrem Auftrag, Unterricht zu halten. Sie schrieb Briefe und besuchte sie. Die Dokumente zeigen es: bei Visitationen durch staatliche Behörden wurden die Schulerfolge der Schwestern aus Menzingen stets sehr gelobt.
Die Schwestern waren geprägt von der katholischen Aufklärung. Sie wollten, dass Mädchen und Frauen durch Bildung gefördert werden, um das in ihnen angelegte Potential zu entwickeln. Anliegen der katholischen Aufklärung war es, Verstand mit Glauben zu verbinden. Dabei wurde auch der Umgang mit der Bibel gefördert.
Von Konservativen und Liberalen kritisch beäugt
Sr. Bernarda Heimgartner machte sich mit ihrer Arbeit nicht nur Freunde. Die Vertreter des katholischen Milieus, in dem ihre Schwestern vorwiegend arbeiteten, lehnten Bildung für Mädchen ab. In ihren Augen sollten ihre Töchter und Frauen nur in der Familie wirken: Kinder bekommen und aufziehen, kochen, den Haushalt besorgen und für die Religion der Familie verantwortlich sein. Nicht nur Konservative lehnten Sr. Bernarda ab; die Liberalen verdächtigten sie, den Kindern lediglich Frömmigkeitsübungen beizubringen. Gleichwohl traten immer mehr junge Frauen dem Lehrorden bei. Am Gründungsort Menzingen wurde ein Lehrerinnenseminar errichtet, das jungen Frauen die Ausbildung zur Lehrerin ermöglichte.
Das innere Potential der Menschen fördern
Ab 1883 gingen Schwestern auch nach Afrika, Anfang des 20. Jahrhunderts nach Indien und Lateinamerika, später ebenso nach Sri Lanka. In Europa gingen die Schwestern nach Italien und begannen in Deutschland sowie in England zu wirken. Heute ist für die Nachfolgerinnen Mutter Bernardas in Europa vor allem die Bildung im Glauben ein wichtiges Anliegen. Das geschieht in der pastoralen Arbeit, im Religionsunterricht, in spirituellen Angeboten für Menschen, besonders auch für junge Menschen, in Exerzitien und bereits in der frühkindlichen Glaubensförderung.
Mittlerweile sind viele Schwestern in Europa alt und brauchen Pflege. Doch auch im Schwesternaltenheim sind die Schwestern sich noch im Alter ihrer Sendung bewusst. Sie geben dem Pflegepersonal manchen Halt im Leben und Glauben. Ebenso laden die Schwestern junge Frauen ein, eine Zeit bei den Mitschwestern in Afrika mitzuarbeiten. Die jungen Menschen vertiefen auf diese Weise selber ihren Glauben. Dem liegt immer das Ziel von Sr. Bernarda zugrunde: das fördern, was im Menschen als Potential angelegt ist.
Heroischer Tugendgrad kirchlich anerkannt
Sr. Bernarda Heimgartner war eine großartige Frau mit außerordentlicher Wirkung auf Gesellschaft und Kirche. 1994 wurde ihr heroischer Tugendgrad kirchlich anerkannt. Auch wenn bis heute ein offiziell anerkanntes Wunder für die Seligsprechung fehlt, vertrauen viele Menschen auf Sr. Bernarda als Fürsprecherin bei Gott. Uns Schwestern vom Hl. Kreuz gibt sie Ermutigung, uns auch heute dafür einzusetzen, die im Menschen angelegten Begabungen zu fördern.
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