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D: „Schützen gegen Rechts“ erhält Preis der Bischofskonferenz

Das Projekt „Schützen gegen Rechts“ ist beim Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf dem Podest gelandet. Wie das Projekt aussieht und warum Schützenvereine nicht altmodisch sind, erklärt Daniel Heising im Gespräch mit dem Domradio. Er ist Bundesjungschützenmeister im Bund der St. Sebastianus Schützenjugend.

Der mit 5.000 Euro dotierte erste Preis ging an die Katholische Erwachsenenbildung im Land Sachsen-Anhalt (Bistum Magdeburg) für das Projekt „Kirche für Demokratie. Verantwortung übernehmen – Teilhabe stärken“. Der zweite Preis (3.000 Euro) wurde dem Bund der St. Sebastianus Schützenjugend für sein Projekt „Schützen gegen Rechts“ verliehen. Den dritten Preis (2.000 Euro) erhielt das Erzbischöfliche St. Ursula-Gymnasium Lenggries für den Aufbau eines Betreuungsangebots von Schülerinnen des Gymnasiums für Kinder aus migrantischen Familien. Domradio sprach mit Daniel Heising vom Bund der St. Sebastianus Schützenjugend.

Hier hören Sie das Interview mit Daniel Heising

DOMRADIO.DE: Sie haben den zweiten Platz belegt. Was steckt hinter Ihrem Projekt „Schützen gegen Rechts“?

Daniel Heising: Grundsätzlich war das eine Überlegung, die wir 2017 angestrebt haben. Wir wollten eigentlich unser Leitmotiv „Glaube, Sitte, Heimat“ näherbringen. Und in dem Zusammenhang kam die Idee: Wir müssen uns klar gegen Rechts positionieren. Wir haben uns dann in unserem Arbeitskreis Jugendpolitik damit beschäftigt und grundlegend überlegt: Was können wir machen? Dann kam die Idee auf: Wir erstellen Arbeitsmaterialien, wir beschäftigen uns mit Arbeitshilfen für die Diözesan-, Bezirks- und Bruderschaftsebenen und machen auch ein Erste-Hilfe-Kit für unsere Jungschützen: Wie können sie reagieren, wenn sie mit rechten Parolen konfrontiert werden?

DOMRADIO.DE: Ein Erste-Hilfe-Kit hört sich sehr praktisch an. Oder es ist einfach eine Liste mit Ideen?

Heising: Das ist eine kleine Box, die wir erstellt haben, wo ein Pin drin ist, den die Jungschützen sich an die Jacke pinnen können und wirklich ein Statement damit zeigen können. Dann ist das ein kleiner Flyer mit dem Titel „Erste Hilfe bei Stammtischparolen“ mit Minzbonbons für den längeren Atem. Da versuchen wir einfach zu erklären: Wie kann ich damit umgehen, wenn ich mit rechten Parolen konfrontiert werde?

„Wie kann ich damit umgehen, wenn ich mit rechten Parolen konfrontiert werde?“

DOMRADIO.DE: Inwiefern haben denn Sie oder die Jugendlichen sich schon gegen Anfeindungen wehren müssen?

Heising: Also richtig wehren noch nicht. Womit wir konfrontiert worden sind, beziehungsweise eher der BHDS (Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften, Anm. d. Red.), war der Versuch der AfD, Mitglieder für sich zu gewinnen. In dem Bereich, wo es darum ging, Waffengesetze zu verschärfen, haben sie Hilfe angeboten, auch mit Spenden. Oder auch – im Jahr 2019 muss das gewesen sein – wo die AfD versucht hat, auf Wahlplakaten unser Logo oder unsere Schützenfahnen darzustellen, um unsere Mitglieder zu gewinnen. Und da haben wir natürlich gesagt: Wir sind ein bunter Jugendverband und müssen uns auch wirklich stark positionieren. Also Schützen gegen Rechts.

DOMRADIO.DE: Wie werden die Schützen in der Öffentlichkeit aus ihrer Sicht dargestellt?

Heising: Ich glaube schon wechselhaft. Klar, die Schützen sind sehr strukturiert in ihren Schützenfesten. Alle tragen die gleiche Uniform. Das erinnert natürlich an die Kriegszeit früher.

Aber ich glaube schon, dass es eher um Heimatverbundenheit geht – Glaube, Sitte, Heimat ist ja auch unser Leitwort. Ich glaube, es geht eher um einen großen Zusammenhalt im Ort und ich glaube, dass es eher schon positiv gesehen wird. Klar werden die Schützen auch in einzelnen Bereichen mal etwas negativ dargestellt, was aus meiner Sicht aber absolut totaler Unsinn ist, weil wir in den Orten, wo wir wirklich die Arbeit leisten, auch diesen Zusammenhalt haben und viel über das Schützenwesen läuft.

„Klar werden die Schützen auch in einzelnen Bereichen mal etwas negativ dargestellt, was aus meiner Sicht aber absolut totaler Unsinn ist.“

DOMRADIO.DE: Was stimmt denn aus Ihrer Sicht nicht an diesem Bild in der Öffentlichkeit?

Heising: Dass Schützenvereine immer Saufvereine sind. Aus meiner Sicht totaler Quatsch. Wir machen extrem viel für die Jugendarbeit. Wir holen die Jugendlichen ab, wir haben Gruppenstunden, Fahnenschwenken, Schießsport. Ich glaube schon, dass wir die Jugendlichen fördern und da auch klar für die Kinder und Jugendlichen da sind.

DOMRADIO.DE: Schützenvereine werden aber trotzdem immer noch in die konservative Ecke gedrückt. Wie gehen die jungen Schützen denn damit um?

Heising: Ich glaube, die sehen das gar nicht so. Die gehen da sehr locker mit um. Gerade in den kleinen Orten gibt es natürlich viele Vereine, Fußballvereine, Tennisvereine, aber trotzdem gehen die in die Schützenvereine rein, machen das auch gerne. Und ich glaube, dass die jungen Schützen sich mit diesen Themen noch gar nicht so beschäftigen, wie wir Älteren das machen.

Sensibilisierung gegen Fake-News

DOMRADIO.DE: Sie haben eben vom Erste-Hilfe-Kit gesprochen. Wie sonst unterstützen Sie die Jugendlichen, damit sie auf unangenehme Situationen vorbereitet sind und auch dementsprechend reagieren können?

Heising: Wir gehen auf die Diözesan- und Bruderschaftsebene runter. Dort gibt es Gruppenstunden, Gruppenleiterstunden und so weiter. Da haben wir auch Infomaterial und Arbeitshilfen vorbereitet, wo wir die da schulen: Wie können sie umgehen mit dem Thema?

Ein großes Thema ist natürlich auch die Öffentlichkeit, die Medien, Fake News, soziale Netzwerke, womit natürlich die Kinder und Jugendlichen heutzutage laufend beschäftigt sind. Da wollen wir sie einfach abholen und sagen: Vieles, was dort veröffentlicht wird, stimmt gar nicht und wir wollen ein bisschen die Realität aufzeigen und auch sagen, dass Demokratie natürlich ganz, ganz wichtig ist.

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist der Preis für Sie?

Heising: Für uns ist das sehr, sehr wichtig. Wir können uns als Bundesverband der St. Sebastianus Schützenjugend noch mal in der Öffentlichkeit darstellen, dass wir auch gute Arbeit machen, dass das Schützenwesen nicht nur irgendwie uniformierte Veranstaltungen bedeutet, sondern dass wir ein bunter Jugendverband sind und auch Öffentlichkeitsarbeit machen, dass wir uns klar positionieren.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Hintergrund

Die Begriffe „Glaube, Sitte, Heimat“ sind seit der frühesten Zeit des Verbandes als Schlagwörter für das Programm benutzt worden. Zunächst hießen sie allerdings „Glaube, Liebe, Heimat“. Das Motto stammt vermutlich von Schulrat Lankes, der erster Schatzmeister der „Erzbruderschaft“ war. Die Wortwahl des Mottos wird heute von Außenstehenden oft mit Misstrauen zur Kenntnis genommen. Die Begriffe hören sich eben sehr völkisch und damit belastet an. Um der Sache nicht Unrecht zu tun, sind Erläuterungen angebracht.

(domradio – mg)

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15. Juni 2023, 10:36