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Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije bei einem Trauermarsch in Belgrad Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije bei einem Trauermarsch in Belgrad 

Österreich: Serbisch-orthodoxer Patriarch kommt zu Besuch

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije besucht Ende nächster Woche zum ersten Mal Österreich. Porfirije (Perić) kommt damit nicht nur dem Wunsch seiner eigenen Kirchenmitglieder nach. Auch Kardinal Christoph Schönborn hatte schon in seinen Glückwunschschreiben zur Wahl des Patriarchen seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, diesen bald in Wien begrüßen zu dürfen.

Porfirije wurde am 18. Februar 2021 zum neuen Patriarchen der Serbisch-orthodoxen Kirche gewählt und gleich nach Österreich eingeladen, wie der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Ćilerdžić) vor Medienschaffenden am Mittwoch hervorhob:

„Seine Heiligkeit, der serbische Patriarch, hat sofort nach seiner Wahl Glückwunschtelegramme bekommen - von der österreichischen Regierung und vom Nationalratspräsidenten Herrn Sobotka, aber auch besonders von Seiner Eminenz, dem Kardinal Schönborn. Alle haben dem Wunsch Ausdruck verliehen, dass Seine Heiligkeit, sobald er kann und es ihm möglich ist, die Republik Österreich besucht. Das ist für mich eine große Freude, weil seine Wahl ja jetzt schon zweieinhalb Jahre her ist. Und dass er jetzt vom 8. bis zum 11. Juni die Republik Österreich besucht, ist höchste Zeit", so der serbisch-orthodoxe Bischof. Die Reise des Patriarchen diene der Stärkung der serbisch-orthodoxen Gläubigen im Land, natürlich aber auch der Intensivierung der guten Beziehungen:

„Kardinal Schönborn ist auch sensibel für die Bedürfnisse der serbisch orthodoxen Kirche“

„Es ist bekannt, dass der Kardinal, Seine Eminenz, Erzbischof Christoph Schönborn, ein sehr, sehr guter Kenner der Ostkirche ist und ein Brückenbauer. Er will, dass die Kirche in im westlichen Bereich der Hemisphäre und die Kirche im östlichen Bereich die Spaltung überwinden, die 1054 entstanden ist zwischen Rom und Konstantinopel und der West und der Ostkirche. Kardinal Schönborn ist auch sensibel für die Bedürfnisse der serbisch orthodoxen Kirche und bietet Fürsorge und Schutz der serbisch orthodoxen Kirche gegenüber", berichtet Bischof Andrej.

Kardinal Schönborn soll für sein Engagement am Sonntagabend (11. Juni) im Belvedere mit dem höchsten Orden der Serbisch-orthodoxen Kirche, dem „Orden des Hl. Sava 1. Ranges" ausgezeichnet werden. Bereits am Freitag kommender Woche (9. Juni) steht eine private Unterredung mit Kardinal Schönborn im Erzbischöflichen Palais an. Im Anschluss findet dort ein Empfang durch die Stiftung Pro Oriente und die Erzdiözese Wien statt, bei der sich Patriarch Porfirije mit einem Grußwort an die Öffentlichkeit wenden wird.

Besuch des Soldatenfriedhofs Mauthausen

Am Donnerstag will der Patriarch die serbische Kirchengemeinde von Wien treffen. Am Samstag besucht er den Soldatenfriedhof von Mauthausen. Der Ort ist mit einer schmerzhaften Geschichte verbunden, so Bischof Andrej:

„Dort wurden im Ersten Weltkrieg Tausende von Serben gefangen gehalten und wegen dem Ausbruch von Hunger und Epidemien, Typhus usw. sind die Menschen nie mehr zurück nach Serbien gekehrt, sondern dort auf dem Soldatenfriedhof gestorben und dort begraben wurden. Man weiß bis heute nicht, ob die Zahl 10.000 stimmt oder ob sie bei 8000 oder sogar bei 15.000 angesetzt werden sollte. Bis heute ist das nicht geklärt. Aber: Wir haben dort eine Kirche gebaut, damit die dort 1914 bis 1918 Verstorbenen ihre Stimme bekommen."

Patriarch Porfirije  wird auf dem Soldatenfriedhof eine neue serbisch-orthodoxe Kapelle einweihen. Für den Wiener serbisch-orthodoxen Bischof Andrej ist dies von ganz besonderer Bedeutung:

„Wir haben dort eine Kirche gebaut, damit die dort 1914 bis 1918 Verstorbenen ihre Stimme bekommen“

„Verstorbene, die im Ersten Weltkrieg nicht nach Hause kehren konnten, die Gefangene waren, Geiseln, bekommen durch den Bau dieser Kapelle ihre Stimme und können sagen, dass sie ungerecht dort ihr Leben verloren haben. Für uns ist dieser Programmteil auch ein Höhepunkt, denn so eine Einweihung ist ja auch immer ein Zeichen der Versöhnung und des Vertrauens und Zeichen dafür, dass wir in die Zukunft schauen, dass sich solche Beispiele nie wieder wiederholen."

Der Eucharistiefeier beim Soldatenfriedhof werden der Patriarch und mehr als zehn orthodoxe Bischöfe vorstehen. Zudem werden nicht nur zahlreiche serbisch-orthodoxe Geistliche und Gläubige aus Österreich, sondern auch aus der Schweiz, Italien und Malta erwartet. Ebenso  haben der serbische Minister Nikola Selaković und der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, ihr Kommen zugesagt.

Für den Samstagnachmittag ist in Linz eine Begegnung mit den Vertreterinnen und Vertretern der Linzer Sektion von Pro Oriente anberaumt, bevor der Patriarch um 18 Uhr in der serbisch-orthodoxen St. Vasilije-Kirche eine feierliche Vesper feiern wird. Daran schließt sich ein Empfang der örtlichen Gemeinde an.

Am Sonntag (11. Juni) steht schließlich ein festlicher Gottesdienst in Wien auf dem Programm. Aus Platzgründen wird die Liturgie nicht in der neuen serbisch-orthodoxen Kirche „Am Schöpfwerk" im zwölften Bezirk gefeiert, sondern vor der Kirche im Freien. Nach dem Gottesdienst, dem der Patriarch vorstehen wird, und zu dem Geistliche und Gläubige verschiedenster orthodoxer Kirchen, aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Ökumene erwartet werden, wird der Patriarch schließlich mit den serbisch-orthodoxen Gläubigen der neuen Pfarre zusammentreffen. Ihr Kommen zum Gottesdienst zugesagt haben u.a. Kardinal Schönborn, der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz und der Apostolische Nuntius in Österreich Erzbischof Pedro López Quintana.

Die Serbisch-orthodoxe Kirche 

Der heilige Sava (1174-1236) gilt als Begründer der unabhängigen Serbisch-orthodoxen Kirche. Der heute als Nationalheiliger Serbiens verehrte Sava war Sohn des Fürsten Stefan Nemanja, der 1171 einen unabhängigen serbischen Staat errichtete. Sava lebte zunächst als Mönch auf dem Berg Athos, bis er in seine Heimat zurückkehrte, um eine vom bisherigen Erzbistum Ohrid unabhängige Kirche aufzubauen. 1219 wurde er vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel zum ersten Erzbischof der nunmehr autokephalen Serbischen Orthodoxen Kirche geweiht. Er gilt deshalb als Organisator und eigentlicher Begründer der Serbischen Kirche, auch wenn die ersten Anfänge des christlichen Glaubens byzantinischer Prägung in dieser Region bereits für das 9. Jahrhundert nachweisbar sind.

Größte orthodoxe Kirche Österreichs

Die Serbisch-orthodoxe Kirche ist die zahlenmäßig größte orthodoxe Kirche in Österreich. Ihr gehören bis zu 350.000 Gläubige an. Die rund 25 Pfarrgemeinden verteilen sich über das ganze Land. Bischof Andrej (Cilerdzić) ist seit 2014 im Amt. Ihm stehen für die Seelsorge in Österreich rund 30 Priester zur Verfügung. Bischof Andrej hat seinen Amtssitz in Wien.

In Wien gibt es vier serbisch-orthodoxe Gemeinden, weitere Gemeinden finden sich in Bregenz, Wiener Neustadt, Gmunden, Graz, Enns, Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg, Saalfelden, St. Pölten, Tulln, Braunau, Wels und Feldkirch.

Das Zentrum der Serbisch-orthodoxen Kirche in Österreich ist die Sava-Kathedrale im dritten Wiener Gemeindebezirk. Hier hat auch der Bischof seinen Amtssitz. Die Kirche ist nach dem serbischen Nationalheiligen Sava (1175-1236) benannt. 1889 wurde von Vertretern der Serbisch-Orthodoxen in Wien ein Grundstück in der Veithgasse erworben. Die Grundsteinlegung für das vorerst dreistöckige Wohnhaus und die Kirche erfolgte am 6. Mai 1890, der Bau wurde nach Plänen von Heinrich Wagner in serbisch-byzantinischem Stil ausgeführt; die Weihe des Kirchenraums erfolgte am 19. November 1893. Über dem Eingang zur Kirche befindet sich in einem Bogenfeld der Kirchenpatron, der heilige Sava, und über dem Eingang zum Wohnhaus der heilige Lazar.

Bischof für Österreich, Schweiz, Italien und Malta

Andrej (Cilerdzić) ist Bischof für Österreich, die Schweiz, Italien und Malta. In der Schweiz zählt die Serbisch-orthodoxe Kirche rund 180.000 Gläubige in 15 Pfarrgemeinden, in Italien sind es rund 70.000 Gläubige in sechs Gemeinden. Weder die Schweiz noch Italien sind laut Bischof Andrej derzeit groß genug, um eigene Bischofssitze zu etablieren. Noch weniger gilt dies für Malta, wo zwei Gemeinden bestehen. Die beiden Kirchen wurden den Gemeinden vom katholischen Erzbischof Charles Scicluna zur Verfügung gestellt.

Die Töne für den Audiobeitrag und die Informationen zur Pressekonferenz stellte Kathpress zur Verfügung

(kap - sst)

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01. Juni 2023, 10:11