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Arbeit im Weinberg. Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Arbeit im Weinberg. Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. 

Unser Sonntag: Arbeiter für die Ernte

Die Müdigkeit, Erschöpfung, die Orientierungslosigkeit und Zerstreuung der Menschen, von der das heutige Evangelium spricht, treffen das Herz Jesu Christi - und er beruft die Apostel.

Herr Marcel

XI Sonntag im Jahreskreis (A)

Mt 9, 36-10, 8

Jesus hat Mitleid mit den Menschen

Das heutige Evangelium besitzt eine besondere Aktualität. Jesus fühlt mit den Menschen, die ihm gegenüberstehen: „Denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Mt 9, 36). Das Mitleid Jesu begründet den im Evangelium folgenden Aussendungsbefehl, dass er seine Jünger zum ersten Mal in seinem Namen in die Region schickt.

Hier zum Nachhören

Eine Sendung, die ihnen helfen soll, in diese Mission hineinzuwachsen, ehe der Auferstandene sie in die ganze Welt aussendet. Hier können wir eine Parallele zur Kirche sehen: auch die Mission der Kirche erwächst aus dem Mitleid mit der Menschheit, denn in großen Teilen der Gesellschaft haben die Menschen den Sinn für Gott und die Erlösung verloren. Der Wille Gottes, allen Menschen das Heil zu schenken, und sein Mitgefühl mit den Menschen ist daher der Ursprung der Kirche.

„Die Kirche kann niemals weltfremd sein, sich absondern oder eine Ghettomentalität entwickeln“

Die Kirche kann niemals weltfremd sein, sich absondern oder eine Ghettomentalität entwickeln, weil sie auf engste Weise mit der ganzen Menschheit verbunden ist: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (Gaudium et Spes, n. 1). Die Müdigkeit, Erschöpfung, die Orientierungslosigkeit und Zerstreuung der Menschen, von der das heutige Evangelium spricht, treffen das Herz Jesu Christi. Wenn die Kirche wirklich der mystische Leib Christi ist, dann darf den Christen das Mitgefühl niemals fehlen. Sie sind das Werkzeug, um die Menschen wieder zu vereinen und den letzten Sinn unseres Menschseins beleuchten.

Die Auswahl der Zwölf

Nachdem die Situation der Menschen Jesus zutiefst bewegte, rief er zwölf bestimmte Jünger zu sich, denen er eine besondere Vollmacht übertrug. Sie ist das Merkmal für das Reich Gottes, wie wir in einer anderen Stelle des Evangeliums hören (cfr. Lk 11, 20). Die Zwölf sind nicht Repräsentanten einer Basis, sondern vielmehr Gesandte Jesu zu den Menschen. Durch ihr Handeln, mit ihrer Präsenz kann das Gottesreich unter der Menschheit wachsen. Sie dürfen die Menschen unter dem einen Hirten Jesus Christus versammeln, damit sie eben nicht mehr „wie Schafe sind, die keinen Hirten haben.“ (Mt 9, 36) Gleichzeitig erleuchtet die geschilderte Situation aus dem Evangelium auch die Struktur der Mission Jesu: Bevor die Apostel ausgesendet werden können, müssen sie zu Jesus gehen.

„Jeder Christ besitzt die Berufung, den Menschen einen Widerschein des Mitgefühls Jesu zu geben“

Auch heute gilt dies für die Bischöfe und Priester, die Anteil vom Priestertum Christi haben. Bevor sie überhaupt in die Welt gehen, um die Menschheit im Leib Christi zu einen und ihnen die Liebe und das Erbarmen Gottes bringen, müssen sie selbst zu dem gehen, der sie ruft. Bevor man also ein Gesandter ist, ist man also zunächst ein Berufener. Die Berufung ist nichts, über das wir verfügen können, als sei sie etwas von Menschen Gemachtes. Nein – der Herr selbst beruft seine Jünger und wir können darauf unsere Antwort geben. Jeder Christ besitzt die Berufung, den Menschen einen Widerschein des Mitgefühls Jesu zu geben, weil wir alle Glieder am mystischen Leib, der Kirche sind. Die Priester tun dies besonders durch die Feier der Sakramente, andere Christen auf ihre Weise, indem sie den Herrn im Alltag bezeugen.

Die Beziehung zu Christus: das Zentrum unseres Seins

Das Christsein ist keine Funktion, die wir nur dann ausüben, wenn wir den Gottesdienst besuchen oder beten. Es ist zuvorderst ein Sein, das unsere Person ganz in Anspruch nehmen will. Wir leben diesen Glauben aus unserer persönlichen Begegnung mit Christus. Seine Stimme müssen wir im Alltag suchen. Dafür besteht immer wieder die Notwendigkeit, in die Stille zu gehen, zu beten, denn dort können wir seine Stimme hören. Christus kommt uns entgegen, weil er seine Herde nicht allein lassen will. Mehr noch: er will in unserer Mitte real präsent sein, indem er jeden Tag auf unseren Altären gegenwärtig wird. Im Sakrament der Eucharistie möchte er sich mit jedem Christen vereinen; es ermöglicht uns die reale Begegnung mit unserem Hirten, der in der Liturgie durch das Wort zu uns spricht, und durch den Dienst der Priester gegenwärtig wird. Somit entspringt und gipfelt unser christliches Leben in der Feier der Liturgie. (cfr. Sacrosanctum Concilium, nn. 7. 10)

„Die Feier der Sakramente, besonders der Eucharistie, bildet das Herzstück unseres persönlichen Glaubens“

Die Feier der Sakramente, besonders der Eucharistie, bildet das Herzstück unseres persönlichen Glaubens, weil wir dort Christus begegnen können. Eine Beziehung zu anderen Personen lebt gerade von der Begegnung mit ihnen. Wenn uns der Glaube daher wichtig ist, kommen wir gar nicht daran vorbei, die Liturgie zu besuchen. Denn dort vollzieht sich immer wieder das Werk unserer Erlösung, dort opfert sich Christus immer wieder für unsere Sünden auf und schenkt uns einen Vorgeschmack des ewigen Lebens. (Cfr. Sacrosanctum Concilium, nn. 5ff.) In dieser Begegnung mit dem Auferstandenen und Gekreuzigten erhalten die Christen den Auftrag, in alle Welt hinauszugehen, um das Evangelium zu verkünden.

Bittet um Arbeiter für die Ernte

Wir haben gesehen, dass die Sakramente für unser Glaubensleben unabdingbar sind. Darum sind jene Menschen, die Gott aus den Mitgliedern seiner Kirche beruft, von immenser Wichtigkeit – nicht, weil sie etwas Tolles oder Großes erreicht haben, sondern allein aus Gnade, weil sie durch die Heilige Weihe zu Werkzeugen Jesu werden. In der Feier der Sakramente handeln sie in Persona Christi, nicht sie selbst, sondern Jesus handelt durch sie, um in der Hl. Messe real präsent zu werden. Im heutigen Evangelium stellt der Herr fest, dass es „nur wenig Arbeiter“ (cfr. Mt 9, 37) für die Größe der Ernte gibt. Heute sehnt sich die Welt wirklich nach Aposteln, durch die der Herr in die Mitte seiner Herde tritt.

„Daher ruft uns der Herr auf, um Arbeiter zu beten“

Daher ruft uns der Herr auf, um Arbeiter zu beten. Besonders in Europa merken wir, dass die Priesterseminare oft leer bleiben, manchmal bereits jahrelang keine Priesterweihen mehr in Bistümern stattgefunden haben. Angesichts dieser Probleme sind viele Christen dazu geneigt, die Ursachen für das Ausbleiben der Weihen zu untersuchen – vielleicht sogar Reformen zu fordern, die der Natur des Priestertums entgegenstehen, Prozesse anstoßen, um moderner zu werden, etc. Doch der Herr gibt uns einen ganz einfachen Rat im heutigen Evangelium: Betet! (Mt 9, 38) Das kann vielleicht auch der wohl größte Unterschied zwischen unserer heutigen Zeit und dem Evangelium sein, weil wir oftmals meinen, die Probleme in der Welt durch eine bessere Kenntnis der Welt zu lösen. Doch das Evangelium lehrt uns, die Probleme der Welt durch eine größere Enge zu Gott im Gebet zu lösen. (Cfr. G. BIFFI, Stilli come rugiada, Bologna 2020, 61)

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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17. Juni 2023, 10:57