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Das Gleichnis vom Sämann Das Gleichnis vom Sämann 

Unser Sonntag: Bei wem wirkt das Wort Gottes?

Das Wort Gottes wird auch durch uns ausgesät, so Pfarrer Michael Menzinger. Vielleicht trifft es auch auf Menschen, die wir gar nicht auf dem Radar hatten. Die Freiheit des Menschen bleibt gewahrt, das Wort Gottes zu hören und anzunehmen, oder eben nicht.

Pfarrer Michael Menzinger 

Mt 13,1-23

15. Sonntag im Jahreskreis 

Hören und Sehen, also Ohren und Augen machen es möglich, die Welt zu erkunden. Sind die Ohren oder die Augen zu schwach, gibt es schon mal ein Hörgerät oder eine Brille, um einen Zugang zur Welt zu erhalten oder zu finden. Die inneren Sinne erspüren aber, was über die Welt hinausgeht.

Zum Nachhören

In Herz und Verstand will Gottes Wort wirken. Wir hören Gottes Wort, um zur Antwort aus dem Glauben befähigt zu werden und auf den Grund unserer Hoffnung auf ein Leben in Fülle zu kommen. In der Regel des heiligen Benedikt heißt es im Prolog Höre, neige das Ohr deines Herzens – und ganz am Ende der Regel wird dann das Ziel benannt: und du wirst ankommen im himmlischen Vaterland. Hören hat also mit Einsicht zu tun, sich bekehren, und so den guten Boden zu bereiten für das Wort Gottes. Jesus hat seine Aufgabe darin gesehen, den Menschen das Reich Gottes zu verkünden.

„Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben. (Mt 6,33).“

Als ich vor 20 Jahren zum Priester geweiht wurde, habe ich mir als Primizspruch gewählt: Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben. (Mt 6,33). Das geht den Erklärungen Jesu im heutigen Evangelium voraus. Unermüdlich das Wort Gottes aussäen, damit das Reich Gottes erkennbar wird, auch in seinem Unterschied zur Welt.

Wir stehen jetzt gerade in unseren Gärten und ernten Tomaten und Gurken, Zucchini und auch das Getreide reift zur Ernte. Doch dieser Ernte ist etwas vorausgegangen. Es wurden Samenkörner ausgesät, zierliche Pflänzchen sind daraus geworden, die gepflegt, gegossen werden mussten.

Nicht jede Saat geht auf! 

Nicht jede Saat geht auf, nicht jedes Pflänzchen wird zur Ernte gebracht. So ist es auch mit uns Menschen, zunächst ist jeder Mensch von Gott gleich gut angelegt, und doch gibt es so Viele Unterschiede in Talenten und Charakter, in Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit.
Es sind gerade mal drei Monate, seit vor meinem Pfarrhaus der Garten neu eingesät wurde. Der Zustand des Gartens konnte so nicht bleiben. Alles wurde umgegraben und der Garten neu eigesät. Es war interessant zu beobachten, wie die Mitarbeiter einer Gartenbaufirma mit gleichmäßigem Schritt über den Platz liefen und in weitem Bogen stetig den Samen auswarfen. Das Saatgut ist dann nach und nach tatsächlich recht gleichmäßig aufgegangen. Die Mühen haben sich also gelohnt. Die Fruchtbarkeit des Samens und der Erde wird uns da aufgezeigt. Der Sämann im Evangelium ist also ein Bild für das Leben. Jesus streut sein Wort aus, er bringt sein Wort unter die Menschen. Und das geschieht nun schon seit Jahrhunderten.

Jesus sät großzügig

Dabei fragt Jesus nicht, ob sich das lohnt, hier auf diesem Boden? Er fragt auch nicht, ob das hier Sinn macht. Er sät großzügig, ja verschwenderisch sein Wort aus – und er akzeptiert, dass manches dabei am Weg liegen bleibt, oder unter die Dornen fällt, oder dass Samen auf Fels gestreut wird. Wie großzügig ist Jesus! In seinem Tun und in dem wie er auf die Menschen zugeht und mit ihnen geht, wirkt Jesus ganz und gar nicht abgeschlagen. Jesus vertraut auf die aufgehende Saat, die positive Frucht bringen wird. Jesus und sein Vater, der große und geheimnisvolle Gott im Himmel, sind eins. Es ist Gottes ureigenstes Interesse, den Glauben an seine Güte und auch an seine Gerechtigkeit, sein Erbarmen und seine Sorge um unsere Welt in unser Herz zu säen.

„Und auch wir, die wir dieses Evangelium betrachten, haben Sämann-Qualitäten als Mutter und Vater, als Opa und Oma...“

Und auch wir, die wir dieses Evangelium betrachten, haben Sämann-Qualitäten als Mutter und Vater, als Opa und Oma, als Pate und Patin, als Lehrer und Lehrerin, als Mitarbeiterin und Mitarbeiter im pastoralen Dienst, als Kinderpfleger aber auch als Universitätsprofessor, als Maurermeister und als Koch. Mit Gottes Hilfe säen wir durch unsere regelmässigen und auch einmaligen Begegnungen den Samen des Trostes zu Feunden und zu Unbekannten. Jesus setzt der Aussaat hier keine Grenzen. Er meint da nicht Felder, die begrenzt sind wie bei der Flurbereinigung, die alle Grenzen des Feldes genau vermisst. In Jesu Bild ist es normal, dass immer wieder im Acker irgendwo Steine und Felsen hervorkommen, ohne dass man sie beim Säen erkennt. Auch die Wege verlaufen einfach dort wo Platz ist, ohne eine Abgrenzung. Das heisst für uns, dass das Wort Gottes bei der Aussaat auch mal jemanden treffen kann, den wir gar nicht auf dem Radar hatten. Und so berührt das Wort Gottes vielleicht heute den, der Morgen weiß, dass Christus sein Erlöser ist und lebt. Das Wort Gottes sucht sich also neue Wege und neue Menschen.

Die Freiheit des Menschen bleibt gewahrt

Eine Auslegung dieses Bildwortes überlagert das Verständnis völlig: Der Same ist das Wort Gottes. Menschen, die auf dem Weg sind hören es, nehmen es aber in ihrem Herzen nicht auf. Die auf dem Felsen stehen, hören es mit Freuden, doch in Zeiten der Anfechtung vergessen sie es wieder. Und die, die in Dornen stehen, hören es, ersticken es aber mit ihren Freuden und mit ihrem Reichtum. Nur wenige, die auf fruchtbarem Boden stehen, die ein gutes Herz haben, hören und verstehen es. Mit dem Reich Gottes ist es also so, wie mit der geschilderten Aussaat. Dieses Bild von der landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit wird von Jesus präzisiert und er nimmt uns hinein in die offene Frage was und wie und bei wem das Wort Gottes wirkt. Die Freiheit des Menschen bleibt gewahrt, das Wort Gottes zu hören und anzunehmen, oder eben nicht.

Schnell Feuer und Flamme - und dann?

Jesus hat sich die Zeit genommen, um den Menschen von Gott zu erzählen. Gerade die kraftvollen Bilder zeigen uns wie wir nach Gottes Plan leben können. Voraussetzung ist nun aber tatsächlich gut zuzuhören, was Gott einem sagen möchte. Das ist nicht so einfach, zu viele eigene Wünsche, Gedanken, und Pläne bringen uns ab von Gottes Wort und entfernt und von Gottes Reich. Immer wieder ist es zu beobachten wie Leute schnell Feuer und Flamme für einen Menschen oder für ein Projekt sind. Und dann kommen schnell die Ermüdungserscheinungen, da wird wieder an etwas Anderes gedacht und es wird vergessen, was zugesagt wurde. Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Gibt es da eine Möglichkeit es anders zu machen?

Es reicht, ein bisschen Frieden zu bringen

Jesus gibt uns im Evangelium eine Steilvorlage: Der Sämann, der ist Jesus selber. Er redet über das Reich Gottes, das in keine Landkarte eingezeichnet ist, weil es unsichtbar ist. Sichtbar kann es nur werden, wenn wir an Gott glauben, sein Wort hören, es mit den Ohren unseres Herzens hören und dadurch motiviert werden, Gutes zu tun. Erlebbar kann das Wort Gottes auch durch uns werden. Es müssen nicht die großen und größeren Wunder sein die wir vollbringen, es reicht ein bisschen Frieden zu bringen, das Zusammensein in der Familie und in der Schule, im Studium an der Universität, die Freundschaft auf der Hütte, die der Treffpunkt der Jugend ist, die Stimmung am Arbeitsplatz ein bisschen schöner zu machen. Wenn wir da dran bleiben, hat das Wort Jesu schon Wurzeln in uns geschlagen. Und irgendwann, irgendwann – Gott weiß es jetzt schon – irgendwann werden die Früchte sichtbar werden. Es geht um ein Hören dessen, was Gott durch Jesus sagt.

Ein Lied aus dem Gotteslob bringt es zu Ausdruck:

Herr, gib uns Mut zum Hören auf das, was du uns sagst. Wir danken Dir, .... (urheberrechtlich geschützt)

Hör mir mal richtig zu! So hören wir Kinder und Erwachsene sagen. Das klingt auch im Evangelium so. Auf welchen Boden fällt seine Verkündigung bei uns? Jesus spricht uns Mut zu, nicht knausrig zu werden und uns nicht auf uns zu zurückzuziehen. Das ist auch ein ermutigendes Bild für die Kirche unserer Zeit. Nicht sparen, nicht ängstlich sein. Die Dinge dieser Welt dürfen ruhig vergehen, auch in der Kirche. Das Wort Gottes bleibt und dies allein bringt Frucht, dreißigfach, sechzigfach oder gar hundertfach. Da bin ich wieder bei meinem Primizspruch angekommen: Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch dazugegeben.

Im Tagesgebet zur Eucharistiefeier dieses 15. Sonntags im Jahreskreis beten wir: Gott, du bist unser Ziel, du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit und führst sie auf den rechten Weg zurück. Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft, zu meiden, was diesem Namen widerspricht, und zu tun, was unserem Glauben entspricht. Amen.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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15. Juli 2023, 11:56