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Nächtlicher HImmel Nächtlicher HImmel  (AFP or licensors)

D: Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach

Gegen den Gründungsbischof des Bistums Essen, Kardinal Franz Hengsbach, sind „gravierende Missbrauchsvorwürfe“ bekannt geworden. Darüber informierte das Ruhrbistum Essen an diesem Dienstag. Bischof Franz-Josef Overbeck will demnach Vorwürfe überprüfen, die den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre betreffen.

„Im Oktober 2022 hat sich eine Person, die anonym bleiben möchte, bei den beauftragten Ansprechpersonen gemeldet und zu Protokoll gegeben, dass sie einen sexuellen Übergriff durch Kardinal Hengsbach im Jahr 1967 erlitten hat“, heißt es in einer Erklärung Overbecks vom Dienstag, die das Bistum im Internet veröffentlichte. Er habe im März 2023 davon Kenntnis erhalten und nach Rücksprache mit dem Interventionsbeauftragten beschlossen, weitere Nachforschungen anstellen zu lassen, so der amtierende Bischof. Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen, ein Vorwurf betrifft seine Zeit als Weihbischof in Paderborn.

Bereits 2011 sei ein erster Vorwurf gegen Hengsbach beim Bistum Essen eingegangen, der allerdings 2014 von der meldenden Person zurückgezogen worden sei. Nach dem neuerlichen Vorwurf ließ das Bistum beim Erzbistum Paderborn überprüfen, ob dort Meldungen zu Hengsbach vorliegen. Als dies in Paderborn bestätigt wurde, nahmen Mitglieder des Essener Interventionsstabs Einblick in den Paderborner Aktenbestand. „Sie fanden dort einen Aktenvermerk, in dem Franz Hengsbach beschuldigt wird, im Jahr 1954 eine minderjährige Jugendliche sexuell missbraucht zu haben“, so Overbeck. Auch dieser Vorwurf sei 2011 erhoben worden.

Das Erzbistum habe die Meldung vorschriftsgemäß an die Glaubenskongregation weitergeleitet. „Aufgrund der Zuständigkeit der Kongregation für die Glaubenslehre sah ich den Vorgang als bearbeitet an“, sagte Overbeck. Er sei bereits damals über den Aktenvermerk in Kenntnis gesetzt und zudem mündlich über die Entscheidung der Glaubenskongregation informiert worden, dass der Vorwurf in Rom als „nicht plausibel“ bewertet worden sei.

Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund stellen

Mit Blick auf den weiteren Vorwurf habe er sich nach Rücksprache mit seinem Interventionsstab dazu entscheiden, die Vorwürfe nun öffentlich zu machen und mögliche weitere Betroffene aufzurufen, sich zu melden. Ihm sei bewusst, „was diese Entscheidung, die ich nach gründlicher Abwägung der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Erkenntnisse getroffen habe, bei vielen Menschen auslösen wird“. Overbeck hoffe darauf, dass es bei allen anstehenden Schritten nun gelingen werde, „stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen“.

Franz Hengsbach (1910–1991) war der erste Bischof des 1957 errichteten Bistums Essen. Als Paderborner Diözesanpriester war er für die Organisation der ersten Katholikentage der Nachkriegszeit zuständig und zeitweise Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. 1953 wurde er Weihbischof in Paderborn. Am 1. Januar trat er sein Amt als erster Bischof des aus Teilen der Diözesen Köln, Münster und Paderborn gegründeten Ruhrbistums an. 1961 bis 1978 war Hengsbach Militärbischof. 1988 wurde der Essener Bischof von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal erhoben. Hengsbach stand seiner Diözese bis kurz vor seinem Tod vor und galt Zeit seines Lebens als volksnah.

Studie zur Aufarbeitung von Missbrauch

Das Bistum Essen hatte im Frühjahr eine sozialwissenschaftliche Studie zur wissenschaftlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt von 1958 bis heute veröffentlicht. Seit Gründung des Ruhrbistums konnte die Studie 423 Meldungen von Verdachtsfällen feststellen. Bis 2010 habe das Bistum nur unzureichend auf Verdachtsmomente reagiert. Laut der Studie fielen die meisten Hinweise auf Taten in die 33-jährige Amtszeit von Hengsbach. In dieser Zeit habe es keine festgeschriebenen. Regeln für den Umgang mit sexualisierter Gewalt durch Kleriker gegeben. Der Umgang sei insgesamt „zeittypisch“ gewesen, sowohl was die fehlende Betroffenenorientierung als auch was Vertuschung angeht. Hinweise auf Taten von Hengsbach selbst gab es in der Studie nicht.

(katholisch.de/bistum essen - pr)

 

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19. September 2023, 11:58