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Die Franziskanerinnen von der Eucharistie haben 1995 das „Holy Child Program" in Bethlehem gestartet Die Franziskanerinnen von der Eucharistie haben 1995 das „Holy Child Program" in Bethlehem gestartet  #SistersProject

Sisters Project: Im Einsatz für Kinder und Familien in Bethlehem

Wir stellen diesmal in unserer Serie das „Holy Child Program" vor - eine Einrichtung in Palästina für die Erziehung und psychologische Begleitung von Kindern. Sitz des Projekts ist Beit Sahour, das Dorf jener Hirten, denen der Schrift zufolge die Engel die Frohe Botschaft von der Geburt Jesu im Nachbarort Bethlehem verkündeten.

Sr. Naomi Zimmermann FSE

1995 von den Franziskanerinnen von der Eucharistie gegründet, ist das „Holy Child Program" eine der ganz wenigen Einrichtungen in der Gegend von Bethlehem, die sich um verhaltensauffällige und von schweren seelischen Problemen geplagte Kinder im Rahmen einer therapeutischen Tagesbehandlung kümmern. Es begann aufgrund der Anfragen von Eltern, deren Kinder unter psychologischer Belastung aufgrund der ersten Intifada (dem Einmarsch der israelischen Armee im Westjordanland 1987) litten. Das Programm startete mit vier Kindern; gegenwärtig hilft es 35 Kindern und ihren Familien. Außerdem unterstützt es weitere Förderprogramme im Westjordanland und dient als Ausbildungseinrichtung für verschiedene Universitäten vor Ort (Universität Bethlehem, An Najah University in Nablus und Birzeit University) sowie für weitere Behörden, die Kindern und Familien in der Region dienen.

Krippenspiel zu Weihnachten beim „Holy Child Program"
Krippenspiel zu Weihnachten beim „Holy Child Program"

Heilung für ein gesundes Leben

Der Auftrag des „Holy Child Program" besteht darin, Hoffnung durch Heilung zu vermitteln. Es ist ein sicherer Ort für verhaltensauffällige Kinder mit seelischen Problemen, die Schwierigkeiten zuhause, in der Schule und in der Gemeinschaft haben. Während die Einstellung in dieser Region gegenüber Menschen mit Behinderung sich langsam ändert, werden diese Kinder immer noch als Außenseiter der Gesellschaft betrachtet. Wie der heilige Franziskus, der den Aussätzigen küsste, bekommen diese Kinder und ihre Familien die zur Heilung nötige Zeit, Aufmerksamkeit und Liebe. Aber nicht nur für die Heilung, sondern auch, um vollgültige, aktive Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Alle Jugendlichen werden nach ihrem Schulabschluss noch mindestens zwei Jahre lang begleitet und unterstützt.

Suor Rose Mesa, FSE, die Gründerin des „Holy Child Program"
Suor Rose Mesa, FSE, die Gründerin des „Holy Child Program"

Das „Holy Child Program" erfreut sich einer Erfolgsquote von 96 Prozent seiner Schulabgänger. Dies bedeutet, dass diejenigen, die das Programm durchlaufen, an Programmen der Gemeinschaft teilnehmen, also dass sie Erziehungs-/Ausbildungsprogramme besuchen oder ihre Familien durch ihre Arbeit unterstützen. Die Absolventen sind produktive, aktive Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft.

Die Lehren der katholischen Kirche bilden den Leitrahmen für die Dienstleistungen des „Holy Child Program". Die Schüler beginnen jeden Tag gemeinsam in diesem katholischen Umfeld mit einer Zeit des Gebets. Im Schuljahr 2022/23 waren 59 Prozent der Schüler Christen und 41 Prozent Muslime. Durch das gemeinsame Gebet lernen sie, den Glauben der jeweils anderen zu verstehen und zu respektieren, und bauen dauerhafte Freundschaften auf.

Schüler des „Holy Child Program"
Schüler des „Holy Child Program"

Die im Programm eingeschriebenen Schüler und Schülerinnen besuchen normale Kurse in einem therapeutischen Unterrichtsumfeld auf der Grundlage ihrer je eigenen Stärken und Bedürfnisse. Zugleich erhalten sie verschiedene Therapien, die darauf abzielen, dass sie ihre psychologischen Probleme und Verhaltensauffälligkeiten meistern. Das „Holy Child Program" bietet auch das „Incredible Years Program" an, das den Kindern Problemlösungsfähigkeiten beibringt, ihre emotionale und soziale Kompetenz erhöht sowie aggressives oder störendes Verhalten mindert. Das „Holy Child Program" ist das erste im Nahen Osten, das dieses international anerkannte, evidenzbasierte Behandlungsprogramm durchführt, und es hat mit dem Gründer von „Incredible Years" zusammengearbeitet, nicht nur um das Programm ins Arabische zu übersetzen, sondern auch um kulturelle Eigenheiten einzubringen.

Ein Rosengarten erinnert an die Opfer der ersten Intifada
Ein Rosengarten erinnert an die Opfer der ersten Intifada

Einbindung der Familienangehörigen

Die Familie ist ein wesentlicher Teil des Heilungsprozesses für jedes Kind. Damit die Veränderungen von Dauer sind, muss die ganze Familie zusammenwachsen und neue Fähigkeiten erlernen. Eltern werden als Partner in den Heilungsprozess ihres Kindes eingebunden. Die Eltern entwickeln Fähigkeiten, die eine gesunde Familiendynamik fördern; sie werden zu besseren Eltern und geben allen ihren Kindern Stabilität.

Kinder des „Holy Child Program"
Kinder des „Holy Child Program"

Zu den Angeboten für Eltern zählen Einzel-und Familienberatung, Müttergruppen, erzieherische Unterstützung für Mütter, damit sie ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen können, Klassenfahrten und kulturelle Veranstaltungen, Leseförderung und Unterstützung durch ein tägliches Freizeitleseprogramm. Mütter, die das Programm zusammen mit ihrem Kind erfolgreich abgeschlossen haben, werden eingeladen, sich als Co-Dozenten zu beteiligen. Das bestätigt nicht nur ihre eigene Entwicklung als Mütter, sondern ist auch ein Zeichen der Hoffnung für andere Frauen, die die Verantwortung für die Kindererziehung oft allein tragen müssen.

Gruppenausflug an den See Genezareth
Gruppenausflug an den See Genezareth

Der Ritterorden vom Heiligen Grab hat für den Fortbestand des „Holy Child Program" eine wesentliche Rolle gespielt. Verschiedene Statthaltereien der USA haben Zuschüsse gewährt, um das Programm im Laufe der Jahre zu unterstützen oder für spezifische Bedürfnisse aufzukommen. Die Beziehung begann, als Kardinal Edwin Frederick O’Brien Großmeister war und sich für die Arbeit der Franziskanerinnen von der Eucharistie im Heiligen Land interessierte. Der jetzige Großmeister, Kardinal Fernando Filoni, besuchte das „Holy Child Program" 2022, als er dem Heiligen Land einen Besuch abstattete und feierlich in die Basilika vom Heiligen Grab einzog.

Im September wird dieser Dienst für Kinder und ihre Familien in der Gegend von Bethlehem 28 Jahre alt. Im Rahmen einer dauerhaften Unterstützung der Familien, die sich an das „Holy Child Program" wenden, und mit Blick auf Erweiterung und Kontinuität beschaffen die Franziskanerinnen derzeit Geldmittel, um das Gebäude, in dem das Programm seit 2000 untergebracht ist, zu erwerben.

(vatican news - sst)

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01. September 2023, 15:23