75 Jahre Pax Christi: Gewalt darf nicht das letzte Wort haben
Kardinal Marx erinnerte in seiner Predigt in der Basilika St. Bonifaz daran, dass Pax Christi zu Beginn seiner Geschichte „zuerst ein zutiefst geistlicher Aufbruch“ gewesen sei, der aus der „Erfahrung des Gebetes, vor allem für die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich“ nach dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen sei. Die christliche Friedensbewegung habe, so der Erzbischof, aus dieser Zeit die Erfahrung mitgenommen, „dass es nicht ausreicht, Waffen zum Schweigen zu bringen, sondern, dass es notwendig ist, Völker zusammenzubringen.“
Dabei sei deutlich geworden, dass es für die Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden „von großer Bedeutung ist, dass wir die Fragen der Wahrheit, der Verantwortung und der Schuld, wer Opfer und wer Täter war, nicht zu früh beiseiteschieben.“ Hier habe Pax Christi viel geleistet, erklärte Kardinal Marx. Und auch heute sei es wichtig, sich an dieser Erfahrung zu orientieren, beispielsweise hinsichtlich des Angriffs Russlands auf die Ukraine oder des Terrors der Hamas gegen Israel. „Wir müssen darauf bestehen, dass Täter und Opfer nicht verwechselt werden“, betonte der Erzbischof.
Es sei schon immer Bestandteil der kirchlichen Tradition gewesen, dass es „ein Recht zur Verteidigung gibt, wenn jemand ein Land angreift und dass es eine Pflicht gibt, die Schwachen vor Gewalt zu schützen“, gab der Kardinal zu bedenken. Gewaltlosigkeit dürfe daher niemandem aufgezwungen werden. Dennoch habe die Kirche das Prinzip der Gewaltlosigkeit, wie Jesus es in der Bergpredigt verkündet habe, nie aufgegeben, unabhängig davon, wie unrealistisch diese Vision in der aktuellen Zeit wirke. „Es darf nicht sein, dass jemand, der dafür eintritt, aus tiefster Überzeugung, und danach lebt, lächerlich gemacht wird“, forderte der Erzbischof.
Echter Friede braucht mehr als Schweigen der Waffen
Für einen echten Frieden brauche es mehr als das Schweigen der Waffen – es brauche echte Versöhnung. „Dafür werden Menschen wie Sie gebraucht, die mit langem Atem dafür sorgen, dass Menschen einander wieder in die Augen schauen können“, richtete sich Kardinal Marx an die anwesenden Mitglieder von Pax Christi. Ihm sei bewusst, dass dies ein eine lange, herausfordernde Aufgabe sei, die „Generationen und Jahrzehnte“ in Anspruch nehmen würde. Der Schlüssel aber, so Marx, liege in der christlichen Überzeugung, „dass auch der Gewalttäter Mensch und ein Abbild Gottes“ sei. Mit dieser Überzeugung könne es gelingen, „Hoffnung in der Welt zu sein.“
(pm - sst)
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