D: Synodaler Ausschuss will im Einklang mit Weltkirche arbeiten
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Die ganze katholische Kirche ist in Bewegung. Sie will entdecken, was es heißt, eine synodale Kirche zu sein. Das ist jetzt bei der ersten Sitzung der Weltsynode im Oktober ganz deutlich herausgekommen. Die Voraussetzungen sind unterschiedlich, die Methoden sind unterschiedlich, auch die Formen. Aber das Ziel ist klar: gemeinsame Verantwortung, die Partizipation stärken. Es ist eine besondere Aufgabe der Bischöfe, diese Prozesse anzuleiten, zu begleiten und zu unterstützen“, betont im Interview mit Radio Vatikan Thomas Söding, seines Zeichens Vize-Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Der Neutestamentler aus Bochum war (ohne Stimmrecht) auch bei der Weltbischofssynode in Rom dabei.
Er zeigt sich zuversichtlich, dass die Beschlüsse des Ausschusses sowohl auf der kommenden ZdK-Versammlung im November als auch bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz positiv bestätigt werden. Die Arbeiten in Deutschland sieht er jedenfalls als eine mögliche Form „von nachhaltiger Synodalität“: „Wir arbeiten mit den Möglichkeiten, die wir vor Ort haben, aus unserer Geschichte heraus, mit unseren Kompetenzen. Wir bieten dies als ein Modell an; es wird andere Modelle in der katholischen Kirche geben. Alles ist dann gut, wenn die Verantwortung auf möglichst viele Schultern gelegt wird und wenn die spezifische Aufgabe von Bischöfen mit der Kompetenz des Gottesvolkes in ein neues Verhältnis gesetzt wird.“
Der Synodale Ausschuss hat die Aufgabe, die Einrichtung eines Synodalen Rates vorzubereiten. Ein Vorhaben, das im Vatikan auf Bedenken stieß, besteht doch die Befürchtung, dass die Autorität der Bischöfe durch ein solches Gremium beschnitten werden könnte. Vier Bischöfe in Deutschland hatten sich deshalb aus den Arbeiten zurückgezogen und auch einer weiteren Finanzierung des Synodalen Ausschusses aus der gemeinsamen Kasse der Bischofskonferenz eine Absage erteilt.
„Auf dem Synodalen Weg, den wir bislang gegangen waren, hatte die Deutsche Bischofskonferenz ein Brief erreicht, in dem Bedenken hinsichtlich der Einrichtung eines synodalen Rates geäußert worden sind“, bestätigt Söding, der aber betont, dass diese Bedenken sowohl im eben beschlossenen Statut als auch der Geschäftsordnung berücksichtigt worden seien: „Es gibt keine ,Oberbehörde‘ Synodaler Ausschuss oder Synodalrat, sondern es gibt eine gemeinsame Verantwortung der Bischofskonferenz auf der einen Seite und des ZdK auf der anderen Seite, Synodalität in der katholischen Kirche in Deutschland nachhaltig zu stärken.“
Keine Oberbehörde
Von daher sei er „sehr optimistisch“, dass die letztlich angestrebten Ziele des deutschen Kirchenvolkes „genau in die Perspektive“ fielen, die durch die Weltsynode über Synodalität eröffnet worden sei: „Dort ist an die Gesamtverantwortung der Bischöfe appelliert worden, synodale Partizipation zu stärken. Und es ist gleichzeitig auch gesagt worden, dass es auf der Ebene von Bischofskonferenzen verbindliche Zusammenarbeit mit Vertretungen des sogenannten Laienapostolates geben kann, mit den Ordensgemeinschaften. Das Ziel muss ja klar sein: Die Verkündigung des Evangeliums durch Menschen, die tatsächlich glauben, braucht in der Kirche einen neuen Rückhalt und eine neue Verbindung, damit tatsächlich nicht der Blick nach innen auf die kirchlichen Verhältnisse gerichtet ist, sondern damit dieses Zeugnis in Wort und Tat mitten in der Welt auch glaubwürdig verbreitet werden kann.“
Bedenken werden ernst genommen
Die Einladung an die Bischöfe, die sich von den Arbeiten zurückgezogen hatten, an dem Projekt doch noch teilzunehmen, bleibe jedenfalls bestehen, betont Söding: „Die Bedenken von vier Bischöfen, die erklärt haben, am Synodalen Ausschuss nicht teilzunehmen, sind auf der Tagesordnung, sind wichtig. Selbstverständlich sprechen wir mit ihnen. Das Recht der Teilhabe bleibt bestehen. Aber es ist auch notwendig, eine Verantwortung für die Weiterführung des synodalen Prozesses in der katholischen Kirche in Deutschland zu übernehmen - und dies im weltweiten Kontext der katholischen Kirche. Dazu sind diejenigen, die beim Synodalen Ausschuss konstruktiv mitarbeiten, fest entschlossen.“
Den Katholikinnen und Katholiken, die angesichts eines befürchteten deutschen „Sonderweges“ in der Weltkirche Bedenken hätten, wolle er ans Herz legen, die Dokumente des Synodalen Ausschusses zu lesen und damit „falsche Unterstellungen“ zurechtzurücken. Denn die formulierten Beschlüsse seien „hundertprozentig in Übereinstimmung mit dem geltenden Kirchenrecht“:
„Auch in der römischen Synode hat sich gezeigt, dass das Kirchenrecht an der einen oder anderen Stelle geändert werden muss, wenn Synodalität wirklich zu einem Strukturprinzip der katholischen Kirche werden soll. Aber auf dem Weg bis dahin müssen sich alle konsequent an das geltende Recht halten.“
Die entscheidende Frage, die es in diesem Kontext zu diskutieren gelte, laute, welche Bedeutung in einer Kirche der Zukunft die „Stimme des Gottesvolkes“ haben solle: „Ich kann nur raten, sich einzubringen in diesen Prozess, die Stimme zu erheben, sich gerne auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken zu engagieren. Die Türen stehen offen. Wir brauchen diese verlässlichen Organisationen, damit Synodalität auf Dauer gestellt werden kann.“
Intensive Beschäftigung
Die katholische Kirche in Deutschland habe sich „intensiv“ auf den weltweiten synodalen Prozess eingelassen, zeigt sich Söding mit Blick auf die Kontinentalversammlung in Prag und die Weltsynode in Rom, aber auch angesichts der eingehenden „Auseinandersetzung mit den Vorbereitungsdokumenten“ zufrieden: „Und das wird auch tatsächlich so weitergehen“, so die Ansage des Theologen. Die deutsche Kirche sei jedenfalls „gut aufgestellt“, was theologische Expertise und Beteiligungsstrukturen in den Diözesen und Pfarreien anbelange:
„Es kommt jetzt darauf an, dass die Kommunikation der Ergebnisse von Rom selbst aus Fahrt aufnimmt. Es kommt darauf an, dass die Prozesse, die bei uns in Deutschland laufen, mit den weltweiten Prozessen stärker verschaltet sind.“ Günstig sei unter diesem Gesichtspunkt, dass die zweite Hauptversammlung der Synode im Oktober 2024 stattfinden werde: „Was dort beschlossen werden wird, das werden wir in unsere Beratungen und Entscheidungen aufnehmen können. Denn für uns ist das nächste wichtige Etappenziel 2026, wenn die Synodalversammlung zu einem sechsten Mal tagt, um zu reflektieren, was in der Zwischenzeit getan ist, und sich dann auf die nächste Phase von geordneter, nachhaltiger Synodalität einzustellen.“
Papst traf am Montag den Nuntius in Deutschland
Die erste Sitzung des Synodalen Ausschusses in Essen wurde nach dem Beispiel der weltweiten Bischofssynode zunächst ohne die Präsenz von Medienvertretern abgehalten. Dies soll sich in den kommenden Sitzungen, in denen vor allem thematische Fragen behandelt werden, jedoch ändern: Dabei soll im Regelfall medienöffentlich getagt werden, nur in durch das Gremium beschlossenen Einzelfällen sollen die Beratungen hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Dass Franziskus über die Vorgänge in Deutschland auch ohne ,Live-Stream' auf dem Laufenden gehalten werden will, zeigt jedenfalls die Tatsache, dass an diesem Montag ein Termin mit dem Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, im (öffentlich zugänglichen) Terminkalender des Papstes stand.
(vatican news)
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