Von der Vielschichtigkeit der Signale
Knop erklärt im Interview mit dem Portal, wer befürchte, „dass die Gläubigen durch Reformdebatten verwirrt werden, sieht die Aufgabe des Lehramts vor allem darin, Eindeutigkeit zu stiften und das ,depositum fidei‘, das Glaubensgut, ,unversehrt‘ durch die Zeiten zu tragen“. Das Lehramt werde dabei „wie eine Vermittlungsinstanz zwischen Gott und der Welt konzipiert“.
Es habe hier jedoch seit dem Konzil einen Paradigmenwechsel gegeben, so die Theologin: „Wir verstehen heute das Verhältnis von Wahrheit und Sprache, Offenbarung und Dogma, Lehramt und Glauben anders. Wahrheit lässt sich nicht in Sätze bannen. Sie liegt in der Beziehung zu Gott. Und diese Beziehung, also der Glaube, ist unmittelbar“, so die Theologin.
Einiges in Bewegung gebracht
Auf dieser Folie liest sie auch das Pontifikat von Papst Franziskus. Dieser äußere sich auf vielerlei Weise: „Er folgt nicht dem autoritativen Muster lehramtlichen Sprechens des 19. Jahrhunderts, sondern redet in Interviews, bei fliegenden Pressekonferenzen, in Fußnoten, in persönlichen Briefen." Er habe „einiges in Bewegung gebracht, auch dadurch, dass er sich über die Forderung nach eindeutigen Vorgaben hinwegsetzt und uneindeutig redet und handelt".
Dabei sieht Knop die gewollte Mehrdeutigkeit der von Franziskus gesendeten Signale differenziert. „Er setzt Dynamiken in Gang, deren Wirkung noch nicht absehbar ist... Daran stoßen sich alle Seiten: Die, die sich klare Urteile nach alter Façon wünschen, und die, die Reformen anstreben, diese aber auch von oben legitimiert sehen wollen. Wir erleben gerade eine Art Kontinentalverschiebung in der Vorstellung, wie eine globale Kirche organisiert werden sollte und wie ein Lehramt der Zukunft aussehen könnte."
(katholisch.de - sst)
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