Unser Sonntag: Ärmel hoch, Ohren auf!
Simone Stein-Lücke
Mt 23, 1-12
31. Sonntag A
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
ich darf heute ein paar Gedanken zum Tagesevangelium mit Ihnen teilen, bei dem es um eine ganz aktuelle Thematik geht, die wir wahrscheinlich alle kennen und bei der wir uns eventuell ertappt fühlen:
Heute geht es um die Tiefen und Untiefen unserer Seele.
Es geht um Eitelkeit, um Glaubwürdigkeit, Ruhmsucht und um missbrauchte Autorität. Der Evangelist Matthäus kritisiert die Pharisäer dafür, dass es eine Kluft gibt zwischen dem, was sie tun und dem, was sie sagen. Ihre Worte stimmen oft nicht mit ihren Taten überein.
Der Evangelist hält uns den Spiegel vor
Er tadelt, ihre zur Schau gestellte Frömmigkeit, ihr Streben nach den besten Plätzen, den höchsten Titel und nach Anerkennung und Bewunderung. Aber wenn wir diesen Text einmal wachen Auges betrachten, dann müssen wir feststellen, das er damit nicht nur die Pharisäer meint, sondern, dass er uns allen ein Spiegel vorhält. Lassen sie mich dieses Bild doch mal kurz in unsere heutige Konsum- und Mediengesellschaft übertragen und auf ,,Neudeutsch“ übersetzten. Ich bin ganz sicher, dass der eine oder andere unter Ihnen sofort besser versteht, was die Schrift hier, Matthäus Vers 23 1-12, gemeint haben könnte…
"Mein Haus, mein Auto, mein Boot..."
Heute ist die Frage doch nicht, wer die breitesten Gebetsriemen trägt oder die ersten Sitze in der Synagoge einnimmt. Heute fragen sich viele Menschen, ob sie genug Follower haben oder Likes auf Facebook, Instagram oder Tiktok.
Ob sie die weiteste Fernreise, die teuerste Tasche oder die meisten PS auf die Straße bringen… Diesem ‚Wettbewerb‘ sind oft schon die Jüngsten in der Schule und im Freundeskreis ausgesetzt und sie können sich kaum oder nur sehr schwer entziehen.
Beschäftigung mit Äußerlichkeiten - auch in der Kirche
Aber, was im Privaten passiert und mit Kritik, Eitelkeit und Ellenbogen einhergeht, setzt sich gerne im öffentlichen Leben fort und macht auch vor der Kirchentür nicht halt. Genau wie vor 2.000 Jahren beschäftigen sich die Menschen gerne und viel mit Äußerlichkeiten außer- und innerhalb der Kirche.
Was hätte der Pfarrer besser machen können? Wo ist der Bischof falsch abgebogen, war zu streng oder zu liberal?
Wie hat eine kirchenpolitische Entscheidung wieder einmal zu mehr und noch heftigeren Wellen an Kirchenaustritten geführt oder zu neuen Untergruppierungen, die aus Deutschland heraus die Weltkirche reformieren möchten… Fehler und Schuldige sind schnell gefunden – besonders bei ‚denen da oben‘…
Aber es ist natürlich auch sehr bequem nur auf andere, insbesondere den Klerus, zu schauen, wenn es um das Versagen in der Kirche geht.
Kehren vor der eigenen Tür
Kritik an der Kirche bei sich selbst beginnen zu lassen und vor der eigenen Tür zu kehren, ist der Weg die Kirche, aber auch die Gesellschaft, am schnellsten positiv zu verändern.
Mal drüber nachgedacht???
Deshalb ist es an uns, kritisch zu fragen, ob bei uns ganz persönlich Reden und Handeln übereinstimmen. Wie sieht es mit unserer eigenen Eitelkeit, Geltungssucht und Gradlinigkeit denn eigentlich aus?
Wenn wir diese Selbstkritik üben und unser eigenes Leben verändern – noch heute verändern - dann leisten wir als Christinnen und Christen schon einen ersten wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Glaubwürdigkeit der Kirche – unserer katholischen Kirche. Und zwar da, wo es am wichtigsten ist, nämlich in der kleinen Einheit, der Gemeinde vor Ort.
Damit einher geht im Übrigen auch der Begriff des ,,Dienens“ von dem ebenfalls im heutigen Evangelium die Rede ist. Mit ,,Dienst“ bezeichnen wir ja nicht nur unseren Beruf, insbesondere bei Dienstleistungstätigkeiten.
Für uns Christinnen und Christen liegt noch viel mehr in diesem Wort.
Dienst zu leisten - mit Freude, mit Schwung und mit Liebe, das ist unsere eigentliche Aufgabe - egal an welche Stelle wir gestellt und berufen sind. Lasst uns deshalb alle noch heute beginnen, dort anzupacken, wo es von Nöten ist, dort hinzuhören, wo wir beistehen können.
Ärmel hoch!
Und mit jedem kleinen Schritt, den wir tun, die Welt und das Leben unserer Schwestern und Brüder jeden Tag ein kleines bisschen besser und bunter zu machen.
In diesem Sinne: Ärmel hoch, Ohren auf und einen schönen gesegneten Sonntag wünscht ihnen Simone Stein-Lücke.
(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
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