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Österreichs neue Caritas-Präsidentin: „Machen keine Politik“

Österreichs Caritas will auf der Grundlage ihrer Erfahrungen mit sozialen Notlagen Lösungen vorschlagen, „wie ein armutsfestes Österreich sein und wie die Schere zwischen Arm und Reich kleiner werden kann". Das sagte die designierte Caritas-Österreich-Präsidentin und aktuelle Caritas-Steiermark-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler in einem Interview.

Im Gespräch mit den „Oberösterreichischen Nachrichten" begründete Tödtling-Musenbichler ihre Sympathien für Vermögens- und Erbschaftssteuern. Im Bemühen um Gerechtigkeit sei es der Caritas wichtig, klare politische Positionen zu beziehen. „Was wir nicht machen, ist Politik", präzisierte die ab Februar erste Frau an der Spitze der Caritas Österreich.

Die Caritas sei grundsätzlich für alle Menschen da, „auch für jene, die von der Gesellschaft vielleicht nicht allgemein akzeptiert sind". Damit sei die Hilfsorganisation vielleicht nicht allen sympathisch, „aber wir versuchen, empathisch zu sein". Das sagte Tödtling-Musenbichler zum im Advent von OGM und APA vorgelegten Vertrauensindex für NGOs, wonach etwa das Rote Kreuz, die Krebshilfe oder die Rote-Nasen-Clowndoctors deutlich höhere Werte haben als die Caritas oder auch die Diakonie. Die neue Caritas-Chefin sprach dazu von einem „positiven Wert, wenn auch am unteren Ende". Zu berücksichtigen sei auch, dass der Caritas jene Organisation sei, „der im Vorjahr am meisten Spenden anvertraut wurden".

Thema des Interviews waren mit Asylwesen und Armutsbekämpfung zwei Politikfelder, in denen sich die Caritas regelmäßig zu Wort meldet. Auf die Frage, ob sie Verständnis für Gefühle von Überforderung angesichts der hohen Zahl an Flüchtlingen hat, antwortete Tödtling-Musenbichler: „Wir sehen, dass Flucht einfach Realität ist." Die Caritas setze sich für faire Asylverfahren, sichere Fluchtrouten und gelingende Integration ein, wobei letztere auch die Bereitschaft der Menschen erfordere, die nach Österreich kommen. Die Caritas fördere die Integration etwa durch Arbeit oder Deutschkurse. Nicht zielführend sei es, „dass Menschen kommen, um Asyl ansuchen und dann untätig bis zum Asylbescheid ausharren müssen", erklärte Tödtling-Musenbichler.

Zur Frage, was der Staat tun sollte, um Armut in den Griff zu bekommen, sehe die Caritas einige „große Hebel". Die designierte Präsidentin bekräftigte die Forderung nach einer Anhebung der Ausgleichszulage von aktuell 1.110 Euro auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle von derzeit 1.392 Euro, die vor allem Mindestpensionistinnen zugute käme. Und ein wesentlicher Hebel sei die Reform der Sozialhilfe und des Arbeitslosengeldes sowie die Valorisierung der Notstandshilfe.

(kap – gs)

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28. Dezember 2023, 15:51