Schweiz/Tadschikistan: Gemeinsam gegen Klimawandel
Tadschikistan sei das ärmste Land in Zentralasien und leide stark unter dem Klimawandel, berichtet Caritas Schweiz. Solche Länder seien auf das Engagement der internationalen Gemeinschaft gegen den Klimawandel angewiesen – sie selbst gehören nicht zu den Verursachern.
Das Team von Shinan Kassam stellt an der COP28 zwei der Projekte in Tadschikistan vor. Im Interview mit Caritas Schweiz erzählt Shinan Kassam, weshalb die Projekte erfolgreich seien und warum er an der COP28 auf der Suche nach wirksamen Partnerschaften für die Weiterentwicklung sei:.
„Die COP28 bietet eine einzigartige Plattform, um Wissen zu innovativen Entwicklungsmethoden auszutauschen, wie wir sie in Tadschikistan einsetzen. Wir können von ähnlichen Initiativen in Zentralasien und auf der ganzen Welt lernen. Wir legen großen Wert auf die Entwicklung kontextbezogener Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel. Nach einer Pilotphase sind in Tadschikistan nun einige unserer Methoden bereit für eine Einführung auf nationaler und regionaler Ebene. Der Austausch an der COP28 kommt zu einem sehr passenden Zeitpunkt.“
Welche Ziele verfolgt Caritas Schweiz mit den beiden Side Events an der COP28?
Kassam: „Uns interessieren die Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen, die andere bei der Entwicklung von Ansätzen zur Anpassung an den Klimawandel erleben. Wir möchten uns dazu mit anderen Organisationen und Initiativen austauschen. Zudem suchen wir Partnerschaften mit gleichgesinnten internationalen und regionalen Institutionen und Organisationen. Wir wollen Synergien nutzen, um Investitionen im Bereich «Anpassung an den Klimawandel in Zentralasien» zu fördern. Denn zielgerichtete und erschwingliche Dienste erfordern kontinuierliche Innovation und Investition.“
Um diese Ziele zu erreichen, würden sie an ihren beiden Events zwei wichtige Projekte von Caritas Schweiz in Tadschikistan vorstellen. Beide arbeiten mit modernen Wetter-Wasser-Klima-Diensten (WWCS). Und weiter erläutert Kassam:
„Mit dem einen Projekt unterstützen wir Landwirtinnen und Landwirte dabei, von einem Reagieren auf Wetter-, Wasser- und Klimabedingungen in ein Management dieser überzugehen. Das zweite Projekt fokussiert darauf, WWCS für eine nachhaltige Weidewirtschaft zu nutzen, die der weit verbreiteten Bodendegradierung infolge von Überweidung entgegenwirken.“
Mit dem Wetter arbeiten, anstatt dagegen: Das sei die Devise des Klimaprojekts in Tadschikistan. Wetterstationen, die teilweise auch im Garten von Bauernfamilien stehen, liefern wertvolle Daten für die tadschikische Bevölkerung. Per SMS und App könnten die Bäuerinnen und Bauern in Tadschikistan auf zuverlässige Wetterdaten zugreifen.
Inwieweit können die von Caritas Schweiz in Tadschikistan durchgeführten Klimaprojekte als Beispiel für andere Länder dienen?
„Eine Besonderheit unserer Projekte in Tadschikistan ist, dass wir die Nutzerinnen und Nutzer der WWCS in die Erhebung von Wetterdaten einbeziehen. Bislang sind dies vor allem Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die kostengünstige open-source Wetterstationen in ihrem Garten oder auf ihren Feldern aufstellen. Auch bringen sie aktiv eigene Beobachtungen und Rückmeldung zu den WWCS ins System ein, im Sinne eines sogenannten citizen science-Ansatzes. So erreichen wir eine in Tadschikistan nie dagewesene Dichte an Wetterbeobachtungen und ermöglichen dem tadschikischen Wetterdienst dadurch genauere Prognosen. In Zusammenarbeit mit Regierungspartnern wird zudem ein Angebot an verschiedenen weiteren bedarfsgerechten WWCS aufgebaut.“
Dieser Ansatz sei insbesondere für Länder interessant, denen zu wenig öffentliche Mittel für die Wartung teurer, automatischer Wetterstationen zur Verfügung stünden – so wie das auch in Tadschikistan der Fall sei.
Und zum Schluss: Was erhoffen Sie sich von der COP28?
„Die Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen und Fortschritte bei der Bewältigung des Klimawandels in Zentralasien zu lenken, ist uns sehr wichtig. Wir möchten Fachpersonen der Entwicklungszusammenarbeit einladen, die innovativen WWCS gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln. Hierfür präsentieren wir der Community die Vorteile unserer kontextbezogenen und kostengünstigen Dienste in Tadschikistan. Dank einer praxisorientierten Vernetzung und Zusammenarbeit mit Personen aus der Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sind wir damit auf einem guten Weg. Trotzdem oder gerade deswegen ist es wichtig, auch weiterhin in die Weiterentwicklung in diesem Bereich zu investieren.“
(pm – mg)
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