Kard. Czerny bekommt Klaus-Hemmerle-Preis 2024: Richtung ändern!
Im Gedenken an die Person und an das geistige Vermächtnis des früheren katholischen Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle (1929 - 1994), ehrt die Fokolar-Bewegung mit dem Hemmerle-Preis laut eigener Aussage Persönlichkeiten, die als „Brückenbauer“ den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Weltanschauungen fördern. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist undotiert. Der Preis sei „eine Ermutigung, weiterhin alle vorhandenen Kräfte des Guten im Sinne einer ganzheitlichen Entwicklung zu bündeln, zum Dienst und Nutzen der gesamten Menschheitsfamilie", erklärte Czerny, der die Auszeichnung persönlich am Freitagabend im Aachener Dom entgegen nahm.
Papst Paul VI. und Papst Franziskus
Der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für den Dienst der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung sollte vor allem für seinen unermüdlichem Einsatz für die Würde des Menschen und die Menschenrechte gewürdigt werden. Kardinal Czerny ist auch für seinen Einsatz für Migranten und Flüchtlinge bekannt. Seine Rede widmete der Kurienkardinal auf Wunsch der Organisatoren besonders der Vision einer integralen Entwicklung im Anschluss an die Enzyklika „Popolorum Progressio", die Papst Paul VI. im Jahr 1967 veröffentlichte; zudem ging Kardinal Czerny auf die von Papst Franziskus vertretene Soziallehre ein, „um die notwendigen Schritte für einen sozialen und ökologischen Wandel zu skizzieren, der ein gemeinsames Engagement für das Gemeinwohl fördert", wie Czerny selbst in seiner Ansprache erklärte.
Ausgehend von der laut Czernys Worten „bahnbrechenden Enzyklika" von Paul VI. bekräftigte der Kardinal in seiner Rede, dass jeder einen Beitrag zur Gesellschaft als Ganzes zu leisten habe - „jeder hat eine Besonderheit, die dem Zusammenleben dienen kann, niemand ist davon ausgeschlossen, etwas zum Wohle aller beizutragen." Dies sei „sowohl ein Recht als auch eine Pflicht."
Echte Entwicklung kann nie isoliert erreicht werden
Der Kurienkardinal betonte zudem, „dass echte Entwicklung nicht isoliert erreicht werden kann, sondern im Kontext einer gerechten und ausgewogenen Gesellschaft, die Solidarität, Frieden und die Achtung der Menschenwürde begünstigt."
Mit Blick auf die Soziallehre von Papst Franziskus und seine Mahnung zu einer sozial-ökologische Transformation sagte Czerny, Franziskus sei „tief im Konzept der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung verwurzelt und bietet uns Perspektive und Orientierung für viele Probleme, mit denen die Welt heute konfrontiert ist."
Kardinal Czerny warb, ganz im Sinner von Papst Franziskus, für eine „neue humanistische Wirtschaftsmentalität", die dazu beiträgt, „die Trennmauer zwischen der Wirtschaft und dem Gemeinwohl der Gesellschaft niederzureißen“. Eindringlich prangerte der Chef der vatikanischen Entwicklungsbehörde zudem „Ungerechtigkeiten, die unser derzeitiges System beherrschen und lähmen", an. Und er rief alle auf: „Es ist an der Zeit, die Richtung zu ändern. Wir müssen unseren Fokus von Profit auf Wohlstand, von Wirtschaftswachstum auf Nachhaltigkeit und von Materialität auf Menschenwürde verlagern. Wir alle spielen in unseren beruflichen und gesellschaftlichen Rollen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer neuen Logik, die unsere empfindliche Umwelt schützen und unsere zersplitterten Gemeinschaften stärken kann."
Die Laudatio sollte der Präsident der Münchner Hochschule für Philosophie, Johannes Wallacher, halten. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der ehemalige Präsident des Lutherischen Weltbundes, Christian Krause, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel sowie der langjährige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Maier. 2022 ging die Auszeichnung an die ehemalige polnische Ministerpräsidentin Hanna Suchocka.
Kardinal Czerny in der Kommende Dortmund - Gespräche über Soziallehre
Schwerpunkte des Austauschs waren laut einer Pressemitteiliung des Erzbistums Paderborn die Herausforderungen der Klimakrise sowie die Bedrohung von Menschenwürde und Demokratie durch den Rechtspopulismus. Ein wichtiges Anliegen war den Sozialethikern die Anerkennung ihres Faches im Fächerkanon der Theologie. Kardinal Czerny bat um die Unterstützung der Sozialethik, „die Dinge, die wir tun müssen, gut zu tun“. Er betonte, dass es keine Evangelisierung gibt, die nicht zugleich sozial ist.
Mehr zu Kardinal Czerny
Kardinal Michael Czerny ist kanadischer Jesuit und wurde in der Tschechoslowakei geboren. Er war Direktor des Instituts für Menschenrechte an der Universität in San Salvador nach der Ermordung seiner Mitbrüder. Von 1992 bis 2002 arbeitete er an der Kurie der Jesuiten in Rom, gründete das Afrikanische AIDS-Netzwerk der Jesuiten, das er bis 2010 geleitet hat und arbeitete danach als Assistent von Kardinal Peter Turkson am Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden. 2016 hat ihn Papst Franziskus zum Leiter für die Abteilung für Migranten und Flüchtlinge ernannt. 2019 wurde Czerny zum Kardinal erhoben. Mehrfach besuchte der Jesuit im Auftrag von Papst Franziskus auch die Ukraine während des Krieges.
(vatican news/fokolar-bewegung/Erzbistum Paderborn - sst)
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