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Erzpriester Radu Constantin Miron auf einem Archivbild Erzpriester Radu Constantin Miron auf einem Archivbild 

Ortodoxer Ökumenereferent: „Mit dem Gebet beginnt es"

Die diesjährige Gebetswoche für die Einheit der Christen kommt am Donnerstag zu ihrem Ende. Ein wichtiger Gesprächspartner für die katholische Kirche sind die Kirchen der Orthodoxie. Erzpriester Radu Constantin Miron ist Ökumenereferent der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland und Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland“. Er zeigt sich im Interview zuversichtlich, dass sich die Beziehungen zur katholischen Kirche weiter positiv entwickeln werden.

Vatican News: Wie nehmen die orthodoxen Kirchen die Gebetswoche für die Einheit der Christen wahr, die gerade in Rom läuft? Auch anlässlich der vor 60 Jahren stattgefundenen Begegnung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras.

Erzpriester Radu Constantin Miron (Ökumenereferent der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland und Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland“): „Die orthodoxen Kirchen weltweit beteiligen sich an der Gebetswoche. Manche mehr, manche weniger. Ich kann natürlich vor allem aus Deutschland berichten, wo wir eine große und starke orthodoxe Kirche unterschiedlicher Diözesen haben. Auch hier gibt es natürlich Unterschiede, die auch lokal bedingt sind. Aber wir nehmen daran bewusst teil. Es wird Sie freuen zu hören, dass die der zentrale Gottesdienst für die Gebetswoche in Deutschland in diesem Jahr zum ersten Mal in einer orthodoxen Kirche in Nürnberg stattgefunden hat, in der rumänisch-orthodoxen metropolitanen Kathedrale mit einer Beteiligung aller Kirchen. In Deutschland ist es ja so, dass die ,Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen', die ACK, diese Woche verantwortet. Und es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der jeweilige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen dann auch die Predigt in diesem zentralen Gottesdienst hält. Ich habe dann in dieser Predigt genau auf diese Begegnung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras zurückgegriffen und gesagt, dass am Anfang eines langen Prozesses der Versöhnung und der Wiederannäherung eben das gemeinsame Gebet der beiden stand. Und mit dem Gebet beginnt es.“

Hier das Interview mit Erzpriester Radu Constantin Miron zum Nachhören

Vatican News: Wie haben sich denn die ökumenischen Beziehungen zwischen Orthodoxie und katholischer Kirche in der jüngsten Zeit entwickelt? Ist die Orthodoxie mehr in den Mittelpunkt gerückt in den ökumenischen Gesprächen?

Erzpriester Radu Constantin Miron: „Darf ich eine generelle Bemerkung machen? Natürlich haben wir in Deutschland insbesondere durch die Flüchtlings- und Migrationsbewegungen ein statistisches Ansteigen der orthodoxen Christinnen und Christen zu verzeichnen. Das in einer Zeit, in der andere Kirchen etwas klagen über den Mitgliederrückgang, sodass allein statistisch da eine gewisse Akzentverschiebung stattgefunden hat. Natürlich müssen die Orthodoxen hierzulande ankommen und dabei helfen, wie auch in den Jahrzehnten zuvor, gerade auch die guten Beziehungen zur katholischen Kirche. Es gibt da eine durchaus positive Entwicklung.“

„Persönliche Freundschaft und gegenseitige Wertschätzung“

Gibt es denn Besonderheiten im Pontifikat von Papst Franziskus bezüglich des Kontaktes mit den orthodoxen Kirchen?

Erzpriester Radu Constantin Miron: „Ich würde sagen, da gibt es zwei Faktoren, die ganz entscheidend sind. Das eine ist seine persönliche Freundschaft und auch die gegenseitige Wertschätzung mit Patriarch Bartholomaios, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Wenn ich das so salopp sagen darf, die beiden ticken ja ähnlich, weil sie ein starkes Interesse an der Schöpfungstheologie, an der Ökologie, an Miteinander von Mensch und Natur haben. Das ist eine ganz beachtliche Entwicklung. Und das andere ist: Gerade vor kurzem hat wieder die Dialogkommission zwischen unseren Kirchen getagt. Sie wissen, dass wir innerorthodox zurzeit Probleme haben, die mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen. Aber auch die katholische Kirche hat ihre Probleme. Trotz aller Schwierigkeiten ist eine Bereitschaft zum Dialog und eine Fortführung des Dialoges gerade wieder ganz aktuell. Ich glaube, das sind die zwei Hauptfaktoren, die man für das Pontifikat des jetzigen Papstes notieren kann.“

Papst Franziskus und Patriarch Bartholomäus
Papst Franziskus und Patriarch Bartholomäus

Vatican News: Also gibt es Kommunikation trotz der inter- und innerkonfessionellen Schwierigkeiten, die beide Konfessionen gerade haben?

Erzpriester Radu Constantin Miron: „Ja, unbedingt. Und auch die Absicht und den guten Willen, das zu überwinden, trotz der bewussten Schwierigkeiten.“

„Die Väter und das Glaubensbekenntnis verbinden uns“

Vatican News: Wir feiern im kommenden Jahr das Jubiläum des Konzils von Nicäa 325. Welchen Stellenwert hat das Jubiläum für die Orthodoxie? Und kann dies ein einendes Band zur katholischen Kirche darstellen?

Erzpriester Radu Constantin Miron: „In Deutschland haben wir die Orthodoxe Bischofskonferenz, wo alle Diözesen zusammenarbeiten: Russen, Serben, Rumänen, Ukrainer usw. Und diese orthodoxe Bischofskonferenz plant mehrere Ereignisse. Das Interessante ist, dass es im nächsten Jahr die ,kleine' Orthodoxie ist, die die große katholische Kirche und die anderen Kirchen, die Mitglied in der ACK sind, einlädt zu diesem Jubiläum. Es wird wissenschaftliche, es wird gottesdienstliche, es wird spirituelle Akzente geben. Eine speziell zu diesem Anlass gefertigte Ikone des Konzils von Nicäa – mit den Vätern und dem Glaubensbekenntnis, das uns natürlich verbindet – wird durch ganz Deutschland wandern. Und die erste Station der Ikone wird die Kathedrale des katholischen Erzbischofs von Berlin sein. Das ist ja schon ein Zeichen dieser Gemeinsamkeit.“

Vatican News: Also sehen Sie die Feiern als auch Chance im Dialog mit der katholischen Kirche?

Erzpriester Radu Constantin Miron: „Ganz unbedingt. Das ist eine Chance. Und da gibt es auch keinen Sprengstoff oder keinen Streit oder kein Konfliktpotenzial. Das ist ja auch mal gut in der Ökumene.“

„Es hängt immer von den Menschen ab“

Vatican News: Wäre denn ein Konfliktpotenzial das unterschiedliche Ökumene-Verständnis? Was ist das Ökumene- Verständnis aus Sicht der orthodoxen Kirchen?

Erzpriester Radu Constantin Miron: „Ich glaube nicht, dass die Unterschiede da wirklich groß sind. Ökumene findet immer auf allen Ebenen statt. Seien es die Kirchen, also offizielle Kontakte auf bischöflicher oder patriarchaler Ebene. Ökumene findet aber ja auch im alltäglichen Zusammenleben der Gemeinden und der einzelnen Christinnen und Christen statt. Da haben wir in Deutschland eine sehr gute und sehr konstruktive Erfahrung. Es hängt natürlich immer von den Menschen ab. Es gibt katholische Christinnen und Christen und es gibt orthodoxe Christen und Christinnen, für die Ökumene etwas so selbstverständliches ist, dass sie gar nicht darüber nachdenken. Für andere kommen da vielleicht alte Ressentiments oder Vorbehalte oder Ängste heraus. Es ist unterschiedlich, aber was das Verständnis von Ökumene betrifft, sehe ich keinen Unterschied.“

Die Fragen stellte Wenzel Widenka.

(vatican news)

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25. Januar 2024, 08:00