Schweiz: Missbrauchsbetroffene: „Es bewegt sich einiges“
„Es bewegt sich einiges bei kirchlichen Verantwortlichen“, sagte Vreni Peterer (62), Präsidentin der Interessengemeinschaft für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld (IG-MikU), in einem Interview mit kath.ch. Im September 2023 hatte der Verein seine Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch im Umfeld der schweizerischen katholischen Kirche seit Mitte des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Seit der Veröffentlichung sei Peterer zu einer Person des öffentlichen Lebens geworden. Daran musste die Appenzellerin sich erst gewöhnen. Seither wird ihr Verein „zu diversen Podien und weiteren öffentlichen Anlässen eingeladen. Es bewegt sich auch einiges bei Verantwortlichen in kirchlichen Kreisen, indem wir beispielsweise zum Austausch mit Kommunikationsverantwortlichen und Fachgremien von Bistümern sowie kirchlichen Mitarbeitenden eingeladen werden“, erklärte Peterer.
Spendengelder ermöglichen Weiterarbeit
Die vielen Anfragen seit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie haben die Grenze der Freiwilligenarbeit überschritten. „Dank Spendengeldern ist es nun möglich, Stellenprozente zu schaffen.“ Die Spendengelder kämen von Pfarreien und Kirchengemeinden, berichtete Peterer. „Zudem werden wir den Vorstand der IG-MikU personell aufstocken“, so Peterer weiter.
Kirchenaustritt ist „persönliche Entscheidung“
Bei Gesprächen, die sich oft spontan auf der Straße ergeben, werde sie oft auf die Kirchenaustritte angesichts der Missbrauchskrise angesprochen. „Ich nehme wahr, dass sich mir gegenüber Personen fast entschuldigend rechtfertigen, weshalb sie nicht aus der katholischen Kirche austreten. Meine Antwort darauf ist immer die gleiche: ‚Sie Müssen sich sicher nicht bei mir entschuldigen! Ich bin ja auch noch Mitglied der katholischen Kirche, weil mir die kirchliche Gemeinschaft guttut.‘“ Ob man aus der katholischen Kirche austrete oder nicht, das sei „die persönliche Entscheidung jeder Einzelnen und jedes Einzelnen“, stellte Peterer klar.
Bistum Basel lädt IG-MikU zu Austausch ein
Auf Ende Februar hat das Bistum Basel zu einem Austausch mit dem Bischofsrat und Bischof Felix Gmür eingeladen. „Die Teilnahme an derartigen Anlässen, die generelle Öffentlichkeitsarbeit und natürlich die niederschwellige Unterstützung von Betroffenen sind der IG-MikU sehr wichtig“, betonte Peterer.
Vor Kurzem wurde Vreni Peterer mit dem Preis „Appenzellerin des Jahres 2023“ für ihren Mut und großen Einsatz für Missbrauchsbetroffene ausgezeichnet. Die Auszeichnung bedeute ihr sehr viel. „Sie ist eine Wertschätzung meines Engagements für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld. Diese Auszeichnung, die vielen Rückmeldungen und Gratulationen bestätigen mir, dass ich bei meinem Tun und Handeln von vielen Menschen getragen werde. Zu spüren, dass ich nicht alleine bin auf weiter Flur gibt mir die Kraft und den nötigen Mut, um mich weiterhin gegen sexuellen Missbrauch und Machtmissbrauch einzusetzen“, sagte Peter, die selbst Opfer von sexuellem Missbrauch war.
(kath-ch – vn)
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