Schweizer Botschafterin zu Vatikandiplomatie: Viele Anknüpfungspunkte
Damit würden sich auch neue Fragen für das Humanitäre Völkerrecht stellen, so Leimgruber, die am Montag an der Audienz für das Diplomatische Corps teilgenommen hatte. Was den Einsatz künstlicher Intelligenz betreffe, stelle sich unter anderem die Frage, wer beispielsweise zur Verantwortung gezogen werden könnte, wenn durch den Einsatz solcher Technologien Kriegsverbrechen begangen würden.
„Die zahlreichen Konflikte auf dieser Welt prägten die Rede von Papst Franziskus anlässlich des Neujahrsempfangs des Diplomatischen Corps“, stellt Leimgruber fest. Aber auch die Sorge um die Umwelt und namentlich der Klimawandel, Migrationsthemen, Armut und soziale Spannungen sowie die Religionsfreiheit seien zentrale Themen gewesen. Und weiter erläutert die Schweizer Botschafterin beim Heiligen Stuhl:
„All diese Themen beschäftigen natürlich auch die Schweizer Außenpolitik. Seit seiner Rede vor einem Jahr sind weitere offene Konflikte ausgebrochen wie etwa im Nahen Osten und im Kaukasus, oder im Sudan. Angesichts dieser zahlreichen Konflikte ruft der Papst einmal mehr zum Frieden auf.“
Einsatz für den Frieden
Die Schweiz und der Heilige Stuhl engagierten sich beide stark für den Frieden, führt sie weiter aus. Als nicht-ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat interessiere sich die Schweiz für die Friedenspolitik des Heiligen Stuhls. „Dank seines breiten und weltumspannenden Netzes, das der Heilige Stuhl kontinuierlich vergrößert, wie zum Beispiel mit der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit Vietnam, verfügt der Heilige Stuhl über ausgezeichnete Informationen“, stellt Leimgruber fest.
Die Schweiz arbeite in verschiedenen Staaten bei Friedensfragen und bei der Konfliktprävention direkt mit der Kirche zusammen, betont sie mit Blick auf Initiativen wie die Friedensbemühungen in der Demokratischen Republik Kongo und andere Projekte weiter:
„Kontinuierliche Appelle zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts sind sowohl vom Heiligen Stuhl als auch von der Schweiz zu hören. Als Depositarstaat der Genfer Konventionen und Sitzstaat des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) genießt das humanitäre Völkerrecht in der Schweiz eine spezielle Stellung. Dieses Jahr feiern wir 75 Jahre des Bestehens der Genfer Konventionen. Die zahlreichen Konflikte führen uns die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Einhaltung des humanitären Völkerrechts und die Respektierung von ,Minimalstandards im Krieg' vor Augen.“
Spezielle Stellung des Humanitären Völkerrechts in der Schweiz
Als Vertreterin der Schweiz, „einer der ältesten Demokratien der Welt“, freue es sie, „dass der Papst in seiner Rede die Demokratie als Staatsform würdigte“:
„Für das Kirchenoberhaupt ist Demokratie untrennbar mit der Verantwortung jedes einzelnen verbunden sowie mit dem politischen und sozialen Dialog. Der interreligiöse Dialog wird vom Papst ebenfalls in seiner Rede hochgehalten. Menschenrechte sind Teil jeder Demokratie. Die Schweiz und der Heilige Stuhl setzen sich beide für die Religionsfreiheit ein.“
Die Rede von Papst Franziskus zeige deshalb viele Anknüpfungspunkte zur Schweizer Außenpolitik auf, schließt die Botschafterin ihre Überlegungen zur diesjährigen Neujahrsansprache des Papstes an das Diplomatische Corps ab.
(vatican news)
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