Vor zehn Jahren: Die Causa Limburg
Das fragte das Kölner Domradio den Bistumssprecher Stephan Schnelle.
Interview
Im Kern ging es vor zehn Jahren um den kostspieligen Umbau des Bischofshauses. In den Schlagzeilen war zugespitzt immer von der „goldenen Badewanne“ die Rede. Die Badewanne war nicht wirklich golden, oder?
„Nein, nein. Die Badewanne ist nicht wirklich golden, sondern sieht schlicht aus und ist weiß. Aber natürlich hochwertig. Die gibt es auch heute noch. Die ist heute Teil des Museums. Das Museum lagert Kunstgegenstände im Bad und in der unteren Etage der Wohnung, die es gerade nicht ausstellt.“
Vor genau zehn Jahren kam die Annahme des Rücktrittsgesuchs von Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dem vorausgegangen war ein Strafbefehl und eine interne Ermittlung der Bischofskonferenz. Was war das denn damals für eine Zeit für das Bistum Limburg? Sie waren ja quasi im Auge des Sturms.
„Das war eine sehr herausfordernde Zeit für das Bistum. Das war auch eine große Zeit der Unsicherheit, die dann mit der Entscheidung des Papstes, den Amtsverzicht von Bischof Tebartz-van Elst anzunehmen, beendet wurde. Damit begann dann die Zeit der Apostolischen Administration. Weihbischof Manfred Grothe kam ins Bistum Limburg, der auch die interne Untersuchung der Bischofskonferenz zum Bau des Bischofshauses geleitet hat. Mit ihm wurde die Aufarbeitung fortgesetzt.
Es gab eine Zeit, in der Tebartz-van Elst Bischof von Limburg, aber außerhalb seiner Diözese war. Der Generalvikar, den er designiert hatte, war vom Vatikan aus eingesetzt und schon damit betraut, Dinge zu klären und Aufarbeitung zu betreiben. Das ist natürlich ein spannungsreiches Verhältnis, wenn Sie wissen, dass es da noch Anfragen und Herausforderungen gibt. Man muss schon die Weichen stellen und Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf die Zukunft haben - aber es gibt noch keine klare Entscheidung. Diese Zeit der Unsicherheit ist mit der Entscheidung des Papstes beendet worden.“
Wie ist das abgelaufen? Haben Sie den Brief aus Rom schon vorher bekommen, oder war das für Sie in Limburg auch eine Überraschung?
„Das war eine Überraschung, wenn ich mich recht erinnere. Viel Vorlauf gab es da nicht. Das war dann wie ein Paukenschlag, der sich auch sehr schnell verbreitet hat. Erleichterung ist vielleicht das falsche Wort, aber sehr schnell wurde gewürdigt, dass es jetzt eine klare Entscheidung gibt. Eine Entscheidung, die aber auch viele Unsicherheiten mit sich gebracht hat. Was wird aus Bischof Tebartz-van Elst? Er hat ja noch keine neue Aufgabe. Wo wird er wohnen? Er hatte ja keine Wohnung mehr. Er wohnte ja damals im Bischofshaus und hatte sich auch nicht irgendwo anders eingemietet. Das waren alles ungeklärte Fragen, die uns gestellt wurden und auf die wir selbst noch keine Antwort wussten.“
Wie war das denn auf der emotionalen Ebene? Es war für die Mitarbeiter des Bistums wahrscheinlich auch nicht einfach, wenn sich das ganze Land monatelang über den Arbeitgeber lustig macht.
„Das war für die Mitarbeitenden und auch für die vielen Ehrenamtlichen herausfordernd. Wir sind ein synodales Bistum, wir haben starke synodale Gremien. Da haben viele mit dem Bistum und mit dem Bischof gelitten. Insofern war diese Erleichterung - ja, ich nenne es doch mal so - wirklich spürbar. Man hatte die Zeit unter Generalvikar Rösch, in der klar war, dass der Bischof erst mal außerhalb der Diözese ist und Aufarbeitung angegangen wird. Wir haben dann einen Prozess gestartet. Wir haben die Dinge herausgearbeitet, von denen wir wussten, dass sie an den Problemen im Bistum Limburg schuld gewesen sind. Also wie ist unsere Vermögensverwaltung aufgestellt, wie sind unsere Gremien aufgestellt, wie läuft hier Beratung und Entscheidung im Bistum ab? Da haben wir schon angefangen Dinge zu verändern. Das ging in der Tat dann weiter.“
Das Bistum hat auch aus dieser Situation gelernt? Sie gehen mit Finanzen heute anders um als damals?
„Genau. Wir haben unsere Lehren gezogen. Beratung und Entscheidung läuft bei uns heute anders. Wir haben Amt und Aufsicht sowie Vermögensangelegenheiten weitestgehend voneinander getrennt. Wir haben genau geschaut, welches Gremium was machen kann. Wir haben mehr externe Kontrolle eingebaut und unsere Finanzen komplett offengelegt. Das sind Dinge, die wir ganz unmittelbar gelernt haben. Das ist auch ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Aber da hat es den Anfang genommen. Ich glaube nicht nur, dass wir im Bistum Limburg daraus gelernt haben, sondern dass auch andere Diözesen daraus gelernt haben, also dass auch große Bistümer wie das Erzbistum Köln seine Finanzen offengelegt haben. Das wäre so schnell nicht gekommen, wenn es nicht die Geschichte in Limburg gegeben hätte.“
Franz-Peter Tebartz-van Elst sitzt heute als sogenannter Delegat in Rom, also als Bischof abgestellt für Sonderaufgaben. Gab es oder gibt es noch Kontakt zwischen ihm und dem Bistum? War er noch mal da?
„Nein, er war noch nicht da. Es gab hin und wieder Begegnungen der Bischöfe. Wenn Bischof Bätzing in Rom ist, dann trifft er ihn natürlich auch schon mal…“
(domradio – sk)
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