Heiligenkreuz: Gänswein und Koch über das Priestertum
Mit hochrangiger Besetzung hat am Wochenende in Heiligenkreuz eine Fachtagung über „Schönheit, Anspruch und Krise des Priestertums" stattgefunden. Erzbischof Georg Gänswein, der frühere Privatsekretär von Benedikt XVI., erörterte gemeinsam mit Kurienkardinal Kurt Koch und Heiligenkreuzer Theologen von Freitag bis Sonntag das Selbstverständnis und die Zukunft des Priesterberufs.
Einen besonderen Schwerpunkt stellte dabei der Zugang des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. / Joseph Ratzinger dar. Ratzinger sei darum bemüht gewesen, eine „solide Theologie des Priestertums, die auch dem Nichtverstehen durch die moderne Welt standhält“ vorzulegen, sagte Gänswein. Vonnöten sei dies erst recht angesichts der großen Anzahl jener, die das Priestertum verlassen hätten, sowie des „dramatischen Rückgangs des Priesternachwuchses in vielen Ländern“.
Zölibat und Brücke
Zu dieser Grundeinstellung gehöre bei Ratzinger auch die Ehelosigkeit. „Die verpflichtende Verbindung von Priestertum und Zölibat in der lateinischen Kirche wird nicht erst seit gestern, seit heute durch den synodalen Weg, sondern seit Jahrhunderten problematisiert“, bemerkte Gänswein. Der Zölibat sei, sofern frei gewählt und in seiner Tiefe gelebt, auch heute ein „starkes Zeichen, das ohne Worte viel aussagt und oft viel mehr als Worte“, wiewohl Unverständnis für den Zölibat vor allem Ausdruck einer „Krise des Gottglaubens“ sei.
Schlüsselpunkt Eucharistie
Auf die eigene Zurücknahme des Priesters kam auch Kurienkardinal Kurt Koch zu sprechen, dessen Vortrag der Bedeutung der Eucharistie für die Kirche wie auch für das Priestertum gewidmet war. Schon bei den Urchristen sei die eucharistische Versammlung stets Mitte und Ausdruck der christlichen Gemeinschaft gewesen. Das Kreuzesopfer Christi werde dabei sakramental gegenwärtig, sagte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Dem Priester komme die Aufgabe zu, „der zur Feier der Eucharistie versammelten Familie Gottes Tod und Auferstehung des Herrn Danksagung zu verkünden“ und dabei für die Gläubigen „den unsichtbar gegenwärtigen Christus als Haupt der Kirche“ zu repräsentieren.
Eine Analyse des liturgischen Ritus der Priesterweihe leistete P. Johannes Paul Chavanne. Zum Ausdruck gebracht würden dabei unter anderem der diakonische Dienst des Priesters, wobei das Diakonat nicht nur als Vorstufe zum Priestertum, sondern als dessen „grundlegende Basis“ gesehen werden sollte.
Das „besondere Priestertum“ werde heute oft hinterfragt und dem gemeinsamen Priestertum aller Getauften gegenübergestellt, beobachtete der Heiligenkreuzer Abt Maximilian Heim in seinem Vortrag. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) habe die bewusste Teilnahme der Gläubigen am Altar hervorgehoben, dabei aber nicht die „besondere Berufung und Sendung des geweihten Priesters“ infrage gestellt, betonte Heim. Er warnte zudem davor, die Eucharistiefeier durch andere Gottesdienstformen zu ersetzen.
Mehr Mut und Erfindungsreichtum
Ein leidenschaftlicher Aufruf, „dass die Priester in Europa missionarisch werden“, kam schließlich vom Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (missio), P. Karl Wallner.
Wallner plädierte dafür, dass Priester schon in der Ausbildung Missionserfahrungen machen dürften, etwa durch Aufenthalte in Missionsländern. Mehr Erfindungsreichtum und „Out-of-the-box-Denken" seien nötig, um auch über die Medien und das Internet Mission zu betreiben. Jeder Priester sollte Influencer werden, meinte Wallner, gelte doch: „Auch eine Homepage, ein Instagram-Account, ja sogar TikTok oder der WhatsApp-Status können zu einem Instrument werden, um die Menschen zu erreichen“. Das Schlimmste wäre, „Missionarisches erst gar nicht auszuprobieren“, so Wallner.
(kap – fc)
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