Buchtipp zum Jahr des Gebets: „Einsam? Zweisamkeit mit Gott“
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Radio Vatikan: Wenn man den Titel hört: „Einsam? Zweisamkeit mit Gott", denkt man vielleicht gar nicht unbedingt ans Gebet. Warum bedeutet das Gebet für Sie Zweisamkeit mit Gott?
Margarete Eirich: Weil ich immer wieder gemerkt habe, dass die Menschen beim Gebet sehr fokussiert sind auf Gespräch, auf Reden und das dann auf eine Einbahnstraße hinausläuft. Dass wir im Grunde Gott zutexten. Aber Gott sehnt sich nach einer Beziehung zu uns. Die ganze Theologiegeschichte zeigt - schauen wir in die Bibel - eine einzige Entwicklung: Ein Ausstrecken Gottes nach uns. Und so hat sich das dann entwickelt zum Begriff 'Zweisamkeit'. Denn Gebet ist doch nichts anderes als ein Beziehungsgeschehen, bei dem Gott sich nach uns ausstreckt. Interessanterweise habe ich dann festgestellt, als ich Zweisamkeit gegoogelt habe, dass das ein Begriff ist, den die Deutsche Bischofskonferenz auf die Ehe auslegt. Und wenn wir in das Alte Testament schauen, dann sehen wir da auch Bilder, dass Gott sich uns als seine Braut wünscht - so beispielsweise bei Hosea oder im Hohenlied. Da gibt es viele, viele Beispiele und das war mein Einstieg. Und dann hat sich der Rest entwickelt, weil ich mir einfach sagte, ich muss versuchen, Menschen daran heranzuführen, wie diese lebendige Beziehung aussehen kann, wie man sie gestalten kann, damit sie immer lebendiger wird - immer mehr eine lebendige Beziehung.
Radio Vatikan: Dabei spielt auch das Gebet eine wichtige Rolle. Ich zitiere eine Kapitelüberschrift aus dem Buch: „Gebet als liebende Beziehungspflege". Können Sie dazu noch mal ein bisschen mehr erläutern, was das bedeutet?
Eirich: Ich habe einer Frau das Buch geschenkt, die wenig in die Heilige Messe geht, sondern nur ab und an in die Kirche geht und dann einfach so wie wir jetzt miteinander reden mit Gott redet. Sie sagte mir dann, dass sie sich freue, weil sie nun wisse, dass das, was sie mache, auch Gebet sei. Sie hat immer wieder rumgefragt, um zu erfahren was Gebet ist, weil sie mit den klassischen Gebetsformen, die wir so unter Gebet fassen - Rosenkranz oder wie sie es nannte das "Nachsprechen von Gebeten" - nichts anfangen konnte. Das war für sie kein Gebet. Ich fand interessant, dass in ihr schon das war, was Gebet ausmacht: Es ist eine lebendige Beziehung, die wir pflegen, bei der wir mit Gott reden und wir mit Ihm leben. Dazu gehört auch das Hören im Schweigen oder auch der Umgang mit Trockenheit und vieles mehr.
Radio Vatikan: Es ganz wichtig, dass das Ganze keine Einbahnstraße ist. Wie kann man vermeiden, dass man Gott „zutextet"?
Eirich: Ich habe in meinem Buch einfach Beispiele angeführt, die das veranschaulichen und die Menschen heranführen. Es gibt ein Kreuz im Allgäu (Ottobeuren), wo der Mund des Gekreuzigten geöffnet ist. Dieser Gekreuzigte lädt einfach dazu ein, mit ihm zu sprechen. Es gibt sogar Überlieferungen, dass der Gekreuzigte schon Menschen auf ihr Gebet geantwortet habe. Und so führe ich einfach Beispiele an und versuche anzuregen, dass man wirklich frei von der Seele mit Gott redet und dann auch hörend ist.
Natürlich, es sind auch immer wieder mündliche Gebete wichtig, um das Gebet warm zu halten. Aber ich versuche gerade das, was eigentlich heute wenig weitergegeben wird, diese lebendige Beziehungspflege, dieses Reden mit Gott - einfach frei von der Seele - dieses Leben mit Gott anzuregen. Denn auch das ist schon Gebet und dazu will ich anregen.
Radio Vatikan: Warum ist das Buch als Vorbereitung auf das Heilige Jahr geeignet? Im Jahr des Gebets?
Eirich: Ich habe mich sehr gefreut, als Papst Franziskus dieses Jahr des Gebetes ausgerufen hat, weil ich denke das Gebet ist ganz, ganz, ganz wichtig. Ich denke, bei uns in der Kirche ist dies genau das, was Not tut: Dass wir immer mehr mit Gott leben, damit das auch ausstrahlen kann. Und das Leben mit Gott ist im Grunde Gebet. Das ist eine andere Form des Gebets. Vielfach ist in unserem Denken Gebet aber nur das Sprechen von mündlichen Gebeten. Um das zu weiten, ist dieses Büchlein eine wunderbare Hilfe..
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Zur Autorin
Margarete Eirich arbeitete zunächst zwölf Jahre als Dipl. Betriebswirtin und Dipl. Wirtschaftsingenieurin in der Erwachsenenbildung und in der Wirtschaft. Ab 2003 studierte sie an der Universität Würzburg Pädagogik und Theologie und promovierte dort in Fundamentaltheologie bei Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der theologischen Fakultät der Universität Trier am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie bei Prof. Dr. Walter Euler und ist seither als Referentin bei verschiedenen Radiosendern sowie als Autorin und Publizistin tätig. Sie betreibt den YouTube-Kanal „Glaube & Verstehen" und hält Vorträge und Seminare zu Glaubensfragen und zur Vertiefung des Glaubens.
(pm/vatican news - sst)
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