Beate Gilles beim Katholikentag: „Ganz selbstverständliche Ökumene“
Angesprochen auf das erst jüngst wieder in einem Interview geäußerte „Nein“ des Papstes zum Frauendiakonat betonte Gilles, sie wünsche sich, dass diese auch bei der jüngsten Synodenrunde mit viel Leidenschaft geäußerte ernsthafte Bitte vieler Frauen „nicht mit einem Satz weggewischt“ werde.
Frau Gilles, was erwarten Sie sich vom Katholikentag in Erfurt? Außer Regen?
Beate Gilles (Generalsekretärin Deutsche Bischofskonferenz): Also erst mal ist es wunderbar, dass der Regen den Leuten hier überhaupt nichts ausmacht. Die Stimmung ist super. Der Gottesdienst heute Morgen war ein wirklich sehr schönes Erlebnis und ich erwarte mir einfach ein Fest des Glaubens und der Freude. Und das tut einfach gut, auch mal einfach wieder unter Menschen zu sein, wo wir den Glauben teilen können.
Es ist so ein bisschen seltsam, hier unter Lutherdenkmälern entlang zu laufen und die Leute fragen: Katholikentag Was machen die denn hier? Ja, es ist so ein Diasporafeeling.
Beate Gilles: Ich finde es interessant, weil ich nehme das auch wahr, dass es anders ist, als ich es auch in meiner sonstigen Umgebung kenne. Ich bin ja im Rheinland groß geworden, aber ich nehme es anders wahr, nicht als Defizit, sondern dass es hier eine ganz selbstverständliche Ökumene gibt. Ich nehme wahr, dass die amtierende Ratsvorsitzende hier sehr präsent ist. Das ist ein sehr, sehr starkes Zeichen, hier auf diese Weise zu Gast zu sein und auch damit zu zeigen: Wir machen das gemeinsam.
Das ist ein Katholikentag in Ökumene-Land sozusagen. Rutscht damit der Katholikentag allmählich hinüber in eine Zeit, wo er nur noch ökumenisch ausgerichtet werden wird, weil es sowohl auf katholischer wie auf evangelischer Seite einfach zu teuer wird, das noch getrennt zu lassen? Oder ist das eine falsche Interpretation?
Beate Gilles: Ich glaube, wir dürfen nicht diese Frage stellen. Oder auch so eine Frage wie: Ist es besser als alleine? Können wir es uns doch alleine leisten? Es macht Sinn, dass wir viele Sachen zusammen machen und das stärkt. Nicht nur im finanziellen Bereich, sondern auch in anderen Kontexten ist das wichtig. Und das auch hier zu merken, dass es einfach trägt, ist eine sehr, sehr gute Erfahrung.
Frauendiakonat: „Nicht einfach wegwischen“
Wie haben Sie es eigentlich als Frau aufgenommen, als Frau in der Kirche, dass der Papst vor kurzem in einem Interview auf die Frage, ob er sich eine Frau als geweihte Diakonin vorstellen könnte, spontan mit Nein geantwortet hat?
Beate Gilles: Das ist immer schwierig, weil solche Sachen einfach auch manchmal aus dem Kontext sind. Das war kein wirklich dezidiertes Interview zu diesem Thema, sondern im Rahmen eines Interviews zum Kindertag. Dann kommt sowas sozusagen im Vorbeigehen. Da tue ich mich immer schwer mit. Aber erst mal saß ich da und es trifft mich einfach, weil ich weiß auch aus der Situation der letzten Synode im Oktober vergangenen Jahres, was das für eine Power hatte. Ich habe die Bischöfe, unsere deutschen Bischöfe, die Delegierte sind bei der Synode, erlebt, wie sie aus dieser Sitzung zurückkamen und wie beeindruckt sie davon waren, wie auch Frauen ihre Stimme erhoben haben und sich danach sehnen. Und das kann man nicht mit einem Satz einfach wegwischen. Weil da steht ja die Frage im Raum, nicht: wann kommt es? Sondern: wie geht man mit dieser ernsthaften Bitte um?
(vatican news - sk)
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