Suche

Bei einer Pressekonferenz im Vatikan am Donnertstag wurde das neue Ökumene-Papier zum Thema Papstamt vorgestellt Bei einer Pressekonferenz im Vatikan am Donnertstag wurde das neue Ökumene-Papier zum Thema Papstamt vorgestellt 

D: Theologin Sattler sieht Vatikan-Papier zum Papstamt positiv

Das Studiendokument sei „ein Erweis dafür, dass sich die römisch-katholische Kirche derzeit in einen umfassenden Reformprozess begeben hat", sagte die katholische Theologin Dorothea Sattler dem Domradio diesen Freitag im Interview. Sattler ist Professorin für Dogmatik und ökumenische Theologie an der Universität Münster.

Der Vatikan hatte am Donnerstag Vorschläge für eine veränderte Sichtweise auf das Papstamt vorgestellt. Die Theologin Sattler sieht im Interview mit dem Domradio darin viel Potential und lobt die Einladung zum Gespräch der Konfessionen auf Augenhöhe.

 „Alle Kirchen erfahren in diesem Studiendokument Achtung und Aufmerksamkeit", so die Theologin. Das Papier macht Vorschläge für ein neues Verständnis und eine andere Ausübung des Papstamtes, die zur Wiederherstellung der Einheit der Christen beitragen sollen. Demnach könnte der Papst künftig von anderen christlichen Kirchen als Ehrenoberhaupt akzeptiert werden. Das Dokument trägt den Titel „Der Bischof von Rom" und wurde von Papst Franziskus genehmigt.

Es zeigt laut Sattler, dass der Papst mit anderen christlichen Kirchen ins Gespräch kommen will. Die Wertschätzung anderer Konfessionen komme schon allein darin zum Ausdruck, dass sie um eine Stellungnahme gebeten werden. „Die anderen Traditionen werden in ihrer Eigenständigkeit damit formal ernst genommen." Zwar distanziere sich das Papier an keiner Stelle von der Lehrtradition, so die Theologin. „Es tut jedoch etwas, was wir in der gegenwärtigen Reformdebatte dringend brauchen: Es bemüht sich darum, einen wissenschaftlichen Standard zu erreichen." So sei etwa eine Einordnung der Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils in seine historischen Kontexte dringend erforderlich. Diese kirchliche Versammlung hatte 1870 die dogmatische Unfehlbarkeit des Kirchenoberhaupts verkündet. Die damaligen Beschlüsse sollen nun laut dem Dokument in die neuere Theologie integriert werden; diese versteht die Kirche nicht mehr als Monarchie, sondern als Gemeinschaft.

„Synodale Beratungen in ökumenischer Gemeinschaft (...) stärken die kirchliche Autorität, weil die Ergebnisse begründet werden“

Nach Auffassung von Sattler wird sich die päpstliche Autorität auf Dauer nicht gegen wissenschaftlich begründete Argumente durchsetzen können. „Synodale Beratungen in ökumenischer Gemeinschaft, zu denen das Studiendokument einlädt, stärken die kirchliche Autorität, weil die Ergebnisse begründet werden." Sie sei dankbar dafür, dass in einem hohen Maße die ökumenische Bedeutung des weltweiten synodalen Prozesses gewürdigt werde. In anderen Kirchen gebe es schon lange Erfahrung mit Synodalität und der Partizipation von Laien.

(kna/domradio - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

14. Juni 2024, 17:42