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Bischof Gerhard Feige von Magdeburg Bischof Gerhard Feige von Magdeburg 

Feige, der Heilige Geist und die Kosaken

Man sollte in der Ökumene „nicht immer nur von den Defiziten her denken, was alles noch nicht möglich ist oder was noch aussteht“. Dazu rät Bischof Gerhard Feige von Magdeburg.

In einem Interview, das er Radio Vatikan kürzlich beim Katholikentag in Erfurt gab, erläuterte der deutsche Ökumene-Bischof, seit dem Konzil sei in ökumenischer Hinsicht schon sehr viel erreicht worden. „Das ist schon so selbstverständlich, dass wir das gar nicht mehr ins Bewusstsein nehmen.“ Druck aus der Gesellschaft werde auch künftig zu weiteren Fortschritten führen. „Das kann ja durchaus auch der Heilige Geist sein, der uns da drängt, stärker zusammenzurücken…“

Interview

Herr Bischof, was ist aus Ihrer Sicht im Moment der Stand der Ökumene in Deutschland?

In Deutschland sieht es eigentlich ganz gut aus, sowohl in den Beziehungen zu den orthodoxen Kirchen, die es in Deutschland gibt, als auch zur evangelischen Kirche. Da ist vielleicht ein Text von besonderer Bedeutung, den wir vor kurzem erst herausgegeben haben von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz und dem Rat der EKD mit dem Titel ‚Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit‘. Das ist wie eine in-via-Erklärung, wobei der Gedanke dominiert: Einheit ist nicht nur etwas in der Zukunft. Die Vollendung steht zwar noch aus, aber wir haben bereits in vielen Bereichen eine Einheit erreicht – im Bereich der Verkündigung, im Bereich der Liturgie, im Bereich der Diakonie. Und so werden die verschiedenen Beispiele aufgezählt, wo das schon selbstverständlich ist und wo sich etwas entwickelt hat. Das Ganze sollte auch ein Impuls sein und sollte Mut machen, auf diesem Weg weiterzugehen und nicht immer nur von den Defiziten her zu denken, was alles noch nicht möglich ist oder was noch aussteht.“

Bei einer Messfeier
Bei einer Messfeier

„Nicht so sehr auf Eucharistiegemeinschaft fixieren“

Für viele klingt natürlich dieser Verweis auf das schon Erreichte wie ein Pfeifen im Wald angesichts des Defizits, dass es keine Eucharistiegemeinschaft gibt…

„Darauf würde ich mich nicht so fixieren, sondern wir haben wirklich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (ich gehöre zur Generation, die da gerade jugendlich war und voll mit eingestiegen ist) unheimlich viel erreicht.. Vielleicht ist auch noch interessant: Die jüngste Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung hat ja auch gezeigt, dass ein Großteil der Christen (evangelisch, katholisch, auch von den Konfessionslosen) eher von uns erwartet, dass wir noch stärker gemeinsam unterwegs sind, gerade auch angesichts der schwierigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wenn wir uns dann noch gegenseitig bekämpfen oder eben nur nebeneinander leben, dann ist das kein konstruktiver Beitrag für unsere Gesellschaft. Also ich würde es positiver sehen, nicht nur als ein Pfeifen im Wald.“

Bischof Feige zum Stand der Ökumene - Radio Vatikan

„Zu DDR-Zeiten, wo wir ja unter einem massiven Druck standen, da sind wir tatsächlich zusammengerückt“

Manchmal hört man das Argument: In 50 Jahren wird das sowieso kaum noch eine Rolle spielen, ob katholisch oder evangelisch; da sind dann die Kirchen so geschrumpft, dass das einfach nur noch Christen sind, und dann werden sich ganz viele Probleme, die es jetzt gibt, gar nicht mehr stellen.

„Natürlich – es gibt einen schönen Ausspruch, der lautet: ‚Wodurch kommen Reformen? Entweder durch den Heiligen Geist oder durch die Kosaken!‘ Und meistens kommen sie eben durch die Kosaken. Das heißt also: Wenn wir nicht feingeistig selber uns um solche Dinge bemühen, dann werden wir unter Druck gesetzt durch andere Kräfte; und das kann ja durchaus auch der Heilige Geist sein, der uns da drängt, stärker zusammenzurücken. Man könnte auch sagen: Zu DDR-Zeiten, wo wir ja auch unter einem massiven Druck standen, da sind wir auch tatsächlich zusammengerückt, und das begann schon in den Konzentrationslagern zur Zeit des Nationalsozialismus. Es ist also nicht immer nur theologisches Denken und Arbeiten, das voranbringt, sondern auch so ein Druck, der aus der Gesellschaft kommt oder aus der Zeit…“

(vatican news – stefan v. kempis)

 

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07. Juni 2024, 09:44