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Pfarrer Peter Kossen beim Katholikentags-Podium Pfarrer Peter Kossen beim Katholikentags-Podium 

Katholikentag: Prominenter Pfarrer fordert mehr Einsatz gegen Ausbeutung

Der Münsteraner Pfarrer Peter Kossen, der durch seinen Einsatz für ausländische Arbeiter in deutschen Schlachthöfen deutschlandweit bekannt wurde, hat beim Katholikentag zu mehr Einsatz gegen Ausbeutung gemahnt.

Auf einem Podium in Erfurt appellierte Kossen an kirchliche Vertreterinnen und Vertreter, Räume für Arbeitsmigrantinnen und -migranten zu öffnen, Angebote zu schaffen und auf die Menschen zuzugehen. „Die Kirche hat die nötigen Ressourcen dafür“, zeigte er sich überzeugt.

Der katholische Priester, der die Pfarrei Seliger Niels Stensen in Lengerich leitet und seit Jahren auf die prekäre Situation von Arbeitsmigranten in Deutschland aufmerksam macht, diskutierte beim Katholikentag unter anderem mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, der EU-Parlamentarierin und Vorsitzenden des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, Anna Cavazzini, sowie Dirk Bingener, Präsident des Hilfswerks „missio“.

Hier zum Hören:

„Der Zugang zu Bildung bewahrt sie vor weiterem Menschenhandel“

Ebenfalls auf dem Podium saß die missio-Projektpartnerin Sr. Rose Paite. Die Ordensfrau aus Indien berichtete von ihrer Arbeit für junge Mädchen und Frauen aus den Teegärten von Assam, die dort leicht Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel werden. Sr. Rose Paite befähigt sie mit ihren Ausbildungs- und Empowerment-Kursen, nicht mehr länger Opfer zu sein: „Der Zugang zu Bildung bewahrt sie vor weiterem Menschenhandel“, betonte sie.

„Hinschauen, ansprechen und zum Ausdruck bringen: ‚Ich sehe dich‘“

„Es gibt Menschenhandel auch in Deutschland, das ist Realität“, verdeutlichte Kossen; der Pfarrer sitzt dem Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ in Lengerich vor, der Betroffene unter anderem in Rechtsfragen berät. Entscheidend sei die Haltung, mit der man den Menschen begegne. „Die Polin hat nie einen Namen. Es wird nicht gesehen, dass hinter dieser Person eine Geschichte, eine Familie, ja Lebensträume stecken“, kritisierte er die fehlende Überschneidung der gesellschaftlichen Lebenswelten. Zudem gab Kossen Hinweise für das Handeln jedes Einzelnen: „Hinschauen, ansprechen und zum Ausdruck bringen: ‚Ich sehe dich‘. Das kann jeder – auch ohne dieselbe Sprache zu sprechen.“

Um Armut und soziale sowie wirtschaftliche Abhängigkeiten langfristig zu beenden, verwies Kossen zudem auf die Rolle der Kirche: „Wir müssen uns in die Tagespolitik einmischen und mit dafür Sorge tragen, dass das Soziale in der Marktwirtschaft auch für alle Menschen gilt – nicht nur für diejenigen, die hier groß geworden sind“, forderte er.

(pm Bistum Münster – gs)

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02. Juni 2024, 13:04