Caritas fordert auf UNO-Konferenz verstärkte Hilfe der Schweiz
Auf einer Konferenz am UN-Hauptsitz in New York wird derzeit über die Umsetzung der Agenda 2030 zur Nachhaltigkeit diskutiert. Im Zentrum stehen die Reduktion der weltweiten Armut und die Bekämpfung des Hungers: die beiden Hauptziele der Agenda 2030. Agenda 2030 ist ein globaler Plan der Vereinten Nationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung, und umfasst 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) zur Bekämpfung von Armut, Ungleichheit und Umweltzerstörung. Sie wurde im September 2015 von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet und soll bis 2030 umgesetzt werden. Andreas Lustenberger von Caritas Schweiz nimmt als Vertreter der schweizerischen Zivilgesellschaft an der Konferenz teil und fordert ein verstärktes Engagement der Schweiz.
Die Schweiz in der Pflicht
„Agenda 2030 wurde vor neun Jahren verabschiedet und es bleiben nur noch knapp sechs Jahre für die Zielerreichung. Aktuell hat die Weltgemeinschaft lediglich 15 Prozent der gesetzten Ziele erreicht,“ erklärt Lustenberger im Interview mit dem Nachrichtenportal kath.ch. In den letzten Jahren habe es bei Themen wie Armut, Hunger oder Frieden bedeutende Rückschritte gegeben, sodass globale Armut, Versorgungsunsicherheit und Gewalt zugenommen haben. Die weltweiten Fluchtbewegungen seien auf einem Höchststand.
Caritas Schweiz, bekannt für ihre Expertise in der Armutsbekämpfung und Hungerhilfe, will in New York die Notwendigkeit hervorheben, dass die Schweiz mehr zur Zielerreichung der Agenda 2030 beitragen müsse. „Die Entwicklungsfinanzierung sollte entgegen der aktuellen Debatte in Bundesbern nicht gekürzt, sondern stark erhöht werden,“ betont Lustenberger. Er zeigt sich besorgt über die Kürzungsdebatten bei der Entwicklungshilfe und fordert, dass die Schweiz ihre internationale Verantwortung wahrnimmt. „Mit großem Wohlstand geht auch große Verantwortung einher. Die Schweiz muss mehr und nicht weniger in die internationale Hilfe investieren.“ Lustenbergers Forderung ähnelt derjenigen des Ständigen Beobachters dies Heiligen Stuhles bei der UN, Erzbischof Gabriele Caccia. Der Vatikandiplomat hob die Bedeutung der Unterstützung von Entwicklungsländern, insbesondere in Afrika, hervor. Die Delegation des Heiligen Stuhls betonte die moralische Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft, diesen Ländern in Krisenzeiten beizustehen. „Als Familie der Nationen müssen wir sicherstellen, dass die spezifischen Entwicklungsbedürfnisse und Prioritäten dieser Länder angemessen adressiert werden – es stellt für uns alle einen moralischen Imperativ dar", hieß es in der Rede von Vatikandiplomat Caccia.
Caritas Schweiz als internationaler Player
Lustenberger betont, dass Caritas Schweiz bestrebt sei, eine Welt zu schaffen, in der alle Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen können. „Unsere Organisation spielt eine wichtige Rolle, weil sie den Bogen zwischen den politischen Ebenen und den Lebensrealitäten der Menschen vor Ort spannt,“ erklärt er. Caritas Schweiz unterstützt weltweit Projekte, die beispielsweise die Landwirtschaft in Burkina Faso stärken, syrischen Kindern den Schulbesuch ermöglichen oder in der Schweiz günstige Einkaufsmöglichkeiten bieten
In Bezug auf die Schweiz selbst warnt Lustenberger, dass auch hier die Armut seit 2014 zunehme und immer mehr Menschen in prekären Verhältnissen knapp über der Armutsgrenze leben. „Das ist einerseits schlimm für die Betroffenen und andererseits schwächt es unsere Gesellschaft als Ganzes,“ so Lustenberger.
Mit dem Flugzeug nach New York
Auf die Frage, wie er die Reise nach New York im Kontext der Nachhaltigkeitsagenda rechtfertigt, antwortet Lustenberger, dass die Teilnahme vor Ort ein übergeordnetes Interesse darstellt. „Caritas hat sich in ihrer internen Nachhaltigkeitsstrategie dazu verpflichtet, ihre Emissionen möglichst rasch zu reduzieren. Für die verursachten Emissionen zahlen wir in einen Fonds ein, aus dem wir eigene Reduktionsprojekte finanzieren.“
Lustenberger betont abschließend die Wichtigkeit des internationalen Dialogs für das gemeinsame Voranschreiten und die Umsetzung der Agenda 2030. „Wir sind überzeugt davon, dass der internationale Dialog der richtige Weg ist und dieser gerade in den heutigen Zeiten wieder vermehrt gestärkt werden muss,“ resümiert er. Er freut sich besonders auf den Austausch mit Aktivistinnen und Aktivisten aus dem globalen Süden und hofft, dass der Dialog die Umsetzung der Agenda 2030 entscheidend voranbringen wird.
(kath.ch – rp)
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