D: Wirbel um katholische Veranstaltung bei CSD
Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auf, die Beteiligung am „Cologne Pride“ zu unterbinden, weil dieser dem Glauben radikal zuwiderlaufe.
Das katholische Stadtdekanat Köln hatte vor gut einer Woche angekündigt, sich erstmals am Programm rund um den CSD zu beteiligen. So ist am Mittwoch eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „God meets Gays“ (deutsch: Gott trifft schwul) geplant. Am Freitag folgt ein Auftritt des Jugendchors Sankt Stephan mit der Travestiekünstlerin Julie Voyage als Teil des Bühnenprogramms auf dem Alter Markt.
Erstmalige Beteiligung
In dem Petitionsschreiben heißt es, die Kirche wolle sich beteiligen an einer Veranstaltung, „die tagelang die Sünde feiert“. Damit scheine sie die „LGBT-Ideologie“ gutzuheißen. Dies sei ein fatales Signal, die Kirche sollte stattdessen zu Reue und Umkehr mahnen. „Noch mehr Gläubige als bisher werden sich enttäuscht von der Gemeinde abwenden und austreten“, befürchtet der namentlich nicht bekannte Initiator der Petition. Es mache ihm Sorgen, dass ein Jugendchor dort auftreten soll, „wo regelmäßig nackte Erwachsene gesehen werden“.
Die Pressestelle des Erzbistums Köln verwies auf Nachfrage auf ein Interview des Kölner Stadtdechanten Robert Kleine auf dem kirchlichen Portal domradio.de von Freitag. Da die Veranstaltung vom Stadtdekanat organisiert werde, habe Kardinal Woelki den Stadtdechanten als Organisator gebeten, sich dazu zu äußern, hieß es. Woelki selbst gebe kein Statement dazu ab.
Kleine verteidigte in dem Interview die Veranstaltungen. Er betonte gleichzeitig, das Stadtdekanat sei nicht Kooperationspartner und beteilige sich nicht an der CSD-Parade. Die Petition unterscheidet nicht zwischen dem zweiwöchigen Programm für mehr Rechte sexueller Minderheiten und der CSD-Demonstationsparade, an der im vergangenen Jahr mehr als eine Million Menschen teilnahmen.
Kleine sagte, die Veranstaltungen sollten zum Dialog einladen. „Da das Thema Homosexualität die Menschen umtreibt, wollten wir dazu eine inhaltliche, fachliche und ruhige Podiumsdiskussion anbieten.“ Den Gegnern der Podiumsdiskussion warf er vor, Menschen auf ihre Sexualität zu beschränken. Er rief zu Achtung und Respekt voreinander auf: „Ich kann meine eigene Sicht auf Homosexualität haben, aber ich muss jeden einzelnen Menschen ernst nehmen. Jede und jeder von uns ist ein Abbild Gottes und ein von Gott geliebter Mensch.“
Kirchliche Beteiligung auch in anderen Städten
„Cologne Pride“ ist laut Veranstalter eine gemeinsame Demonstration von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Pansexuellen, Transpersonen und Intersexuellen sowie ihren Unterstützern. Ziel sei die uneingeschränkte gesellschaftliche Anerkennung. Zwei Wochen lang finden Veranstaltungen dazu statt. Der Höhepunkt ist die Parade am 21. Juli.
Katholische Jugendverbände im Erzbistum Köln wie beispielsweise die Pfadfinder und die Initiative OutInChurch nehmen daran zum wiederholten Mal mit einem Wagen teil. Auch die evangelische Kirche zieht erneut mit einem Wagen durch die Straßen und bietet spezielle Gottesdienste. Auch in anderen Städten beteiligten sich kirchliche Akteure bereits auf verschiedene Arten an Pride-Veranstaltungen.
Obskure Stiftung
Die in Spanien ansässige Stiftung „citizengo“ organisiert vor allem Petitionen gegen gleichgeschlechtliche Lebensformen, Abtreibung, Feminismus und Sterbehilfe. Sie veröffentlicht keine Namen von Unterzeichnenden, bleibt also einen Beweis für die Anzahl der Unterschriften schuldig. Auch ist nicht bekannt, aus welchen Ländern die Unterzeichnenden kommen. Eine Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur, wer der Initiator der Petition sei, blieb bisher unbeantwortet.
Recherchen aus dem Jahr 2021 machten bekannt, dass die Stiftung unter anderem vom Putin-treuen russischen Oligarchen Konstantin Malofejew gefördert wurde, der auch enge Beziehungen zur deutschen AfD und zum französischen „Rassemblement National“ unterhalten soll.
(kna – sk)
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