Gewalt gegen Christen nimmt global zu: Ein erschreckender Trend
Zum UN-Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt, der jährlich am 20. August begangen wird, lenkt die Organisation Open Doors die Aufmerksamkeit auf die alarmierende Zunahme der Christenverfolgung weltweit. In einem Interview mit Radio Horeb erklärte Udo Greve, Pressereferent von Open Doors, dass die Verfolgung von Christen in den letzten Jahren signifikant zugenommen hat. „Die Zahlen sind erschreckend“, so Greve. Angriffe auf Kirchen, Schulen und andere kirchliche Einrichtungen haben sich von 2.100 im Vorjahr auf 14.700 erhöht. Ebenso ist die physische Gewalt gegen Christen von 29.000 auf 42.800 Fälle angestiegen.
Open Doors, eine internationale christliche Hilfsorganisation, die in über 70 Ländern tätig ist, beobachtet seit 1955 die weltweite Christenverfolgung. Jährlich veröffentlicht die Organisation den Weltverfolgungsindex, der die 50 Länder auflistet, in denen Christen am meisten unterdrückt und verfolgt werden. Der aktuelle Bericht von 2024 zeigt, dass Nordkorea, Somalia und Libyen derzeit die Spitzenplätze einnehmen, wobei jedes dieser Länder ein unterschiedliches Muster der Verfolgung aufweist.
Unterschiedliche Muster
In Nordkorea, einem der am strengsten überwachten und abgeschotteten Länder der Welt, werden Christen als Staatsfeinde betrachtet. „Allein der Besitz einer Bibel kann dazu führen, dass nicht nur der Einzelne, sondern auch seine Familie über mehrere Generationen hinweg in Arbeitslagern inhaftiert wird“, erklärt Greve. Diese brutale Form der Verfolgung geht direkt vom Staat aus, der keine abweichenden Meinungen oder Religionen toleriert.
In Somalia hingegen, einem Land mit einer muslimischen Mehrheit und starken extremistischen Gruppierungen wie Al-Shabaab, ist die Situation anders. Hier sind es radikale islamistische Milizen, die Christen aufspüren und oft brutal ermorden, sobald sie entdeckt werden. Obwohl die Regierung diese Gewalt nicht direkt ausübt, unterlässt sie es, die Christen zu schützen, und toleriert somit die Verfolgung stillschweigend.
Libyen, das ebenfalls zu den gefährlichsten Ländern für Christen zählt, zeigt ein ähnliches Bild wie Somalia. „In diesen Ländern“, so Greve, „ist es nicht nur verboten, sich vom Islam zum Christentum zu bekehren, sondern es wird auch jede religiöse Abweichung gnadenlos verfolgt.“ Christen, die ihren Glauben praktizieren oder zu missionieren versuchen, riskieren ihr Leben.
Besorgniserregende Entwicklung
Die Gründe für diese besorgniserregende Entwicklung sind vielfältig. Greve weist auf den wachsenden religiösen Nationalismus in Ländern wie Indien hin, wo die nationale Identität zunehmend mit der Zugehörigkeit zur Mehrheitsreligion verknüpft wird. Ähnliche Tendenzen sind auch in muslimischen Ländern zu beobachten, in denen die persönliche Identität eng mit dem Islam verbunden ist. Diktatorische Regime, die religiöse Minderheiten als Bedrohung für die nationale Einheit sehen, verschärfen die Situation zusätzlich.
Auf die Frage, wie Open Doors die Informationen über die Verfolgung sammelt, betont Greve, dass die Organisation auf ein umfangreiches Netzwerk von Kontakten in den betroffenen Ländern zurückgreift. Diese Primärquellen, bestehend aus lokalen Kirchengemeinden und Einzelpersonen, liefern detaillierte Berichte über die Situation vor Ort, die dann in die jährlichen Berichte einfließen. Die Herausforderungen, denen Christen in diesen Ländern gegenüberstehen, sind immens, und die Organisation fordert die internationale Gemeinschaft auf, nicht wegzuschauen.
Erschütternde Berichte
Trotz der erschütternden Berichte bleibt das Bewusstsein für die weltweite Christenverfolgung in vielen westlichen Ländern gering. Greve bemängelt die fehlende Berichterstattung in den Medien und ruft insbesondere Christen in Deutschland dazu auf, ihre Glaubensgeschwister durch Gebete, Briefe und finanzielle Unterstützung zu stärken.
„Die wichtigste Unterstützung, die wir bieten können, ist das Gebet“, betont Greve. Aktionen wie Briefe an verfolgte Christen oder finanzielle Hilfe für notleidende Familien sind weitere Möglichkeiten, wie Christen in Deutschland aktiv werden können. Die Arbeit von Open Doors ist oft die letzte Hoffnung für Christen in Ländern, in denen sie aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden.
Greve abschließend: „Am diesjährigen UN-Gedenktag sollten wir uns daran erinnern, dass die Freiheit, unseren Glauben zu leben, ein Privileg ist, das viele unserer Glaubensgeschwister nicht haben.“
(radio horeb – mg)
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