Suche

Historisches Fresko in St. Gallen Historisches Fresko in St. Gallen 

Schweiz: Gläubige in St. Gallen können neuen Bischof mitbestimmen

In St. Gallen hat der Auswahlprozess für den künftigen Bischof begonnen. Am Dienstag beginnt eine dreiwöchige Umfrage, bei der das Bistum von Gläubigen erfahren möchte, welche Eigenschaften der Nachfolger von Markus Büchel mitbringen soll, berichtet kath.ch.

Papst Franziskus hatte auf den angebotenen altersbedingten Rücktritt von Bischof Markus Büchel nach dessen 75. Geburtstag am 9. August prompt reagiert. Der St. Galler Bischof bleibt vorerst im Amt. Das Domkapitel hat aber den Auftrag erhalten, mit den Vorbereitungen zur Bischofswahl zu beginnen.

Auf Website des Bistums abrufbar

Um von Gläubigen zu erfahren, welche Befähigung ein neuer Bischof aus ihrer Sicht haben sollte und um die künftigen Herausforderungen in der katholischen Kirche zu meistern, führt das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut St. Gallen (SPI) nun eine Umfrage durch, die drei Wochen dauert. Die Vorlage dafür wird aktiv im Bistumsgebiet verbreitet und ist zusätzlich ab diesem Dienstag über die Website des Bistums abrufbar.

„Die aktuelle Konsultation ist bereits die dritte ihrer Art“

Wie Generalvikar Guido Scherrer betont, ist diese Umfrage nicht die erste, die im Rahmen einer Bischofswahl durchgeführt wird. „Die aktuelle Konsultation ist bereits die dritte ihrer Art“, sagte der Generalvikar gegenüber kath.ch. Die erste Umfrage habe es vor der Wahl von Bischof Ivo Fürer gegeben, die zweite dann vor der Wahl von Bischof Markus Büchel. Neu sei bei der kommenden Bischofswahl, dass das Domkapitel bis auf zwei Mitglieder neu zusammengesetzt sei.

„An der Konsultation sollen sich Mitarbeitende in der Seelsorge und in den Pfarreien, Kirchenverwaltungs- und Pfarreiräte, Administrations- und Kollegienräte, Mitglieder von kirchlichen Gruppen und Vereinen, Schwestern und Brüder der verschiedenen geistlichen Gemeinschaften, ja alle Gläubigen beteiligen, die in Kleingruppen miteinander das Gespräch suchen“, skizziert der Generalvikar, welchen Teilnehmerkreis er sich vorstellt.

„Synodale Prozesse wichtig“

Dabei wirkt ein Element der Konsultation besonders modern in Sachen Kirchendemokratie. Sprich: Quasi im Stil einer St. Galler Synode soll das Befragungsprozedere ablaufen. Guido Scherrer sagt dazu: „Wir sind in einer Zeit, in der die Bedeutung von synodalen Prozessen wichtig ist, deshalb sollen aus dem Gespräch in Gruppen Ergebnisse in die Konsultation einfließen.“

„Ohne einer zu bildenden Gesprächsgruppe anzugehören, kann man an der Konsultation nicht teilnehmen“

Ein Multiple-Choice-Abfragemodus, bei dem jeder Katholik und jede Katholikin einfach ein Kreuzchen bei vorgegebenen Charaktereigenschaften machen könnte, ist nicht vorgesehen. Die erwünschten Kompetenzen des neuen St. Galler Bischofs sollen also auf alle Fälle kollektiv erarbeitet werden. „Ohne einer zu bildenden Gesprächsgruppe anzugehören, kann man an der Konsultation nicht teilnehmen“, stellt Guido Scherrer gegenüber kath.ch klar.

Eine Art Fragenkatalog

Und doch wird es als Gesprächsgrundlage eine Art Fragekatalog geben, wie der Generalvikar weiter erklärt. „Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut St. Gallen hat im Auftrag des Domkapitels den Fragekatalog zusammengestellt.“

Mit den Fragen soll laut Scherrer erfasst werden können, welche Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner sich in welcher Region, in welchem Alterssegment auch immer, zusammensetzten, um die Erwartungen an den künftigen Bischof zu erwägen und zu formulieren. „Dabei sollen keine Namen genannt werden.“

„Das Domkapitel wird das Ergebnis der Konsultation ernst nehmen“

Die Konsultation unter den Gläubigen soll keine Alibi-Übung in Sachen Kirchendemokratie verkörpern. „Das Domkapitel wird das Ergebnis der Konsultation ernst nehmen“, versichert der St. Galler Generalvikar.

Wie werden Bischöfe in der Weltkirche bestimmt?

Die römisch-katholische Weltkirche kennt im Wesentlichen zwei Arten der Bestimmung von Diözesanbischöfen: Sie werden entweder direkt vom Papst ernannt oder von einem Wahlgremium, dem Domkapitel, gewählt und anschließend vom Papst bestätigt. Das Domkapitel setzt sich aus Priestern zusammen, die den Bischof in Leitung und Verwaltung seiner Diözese unterstützen und als Entscheidungsinstanz für die Bischofswahl notwendig sind. Welches Modell das verpflichtende ist, hängt von einer Vereinbarung zwischen dem Heiligen Stuhl einerseits und dem Bistum oder der Bischofskonferenz andererseits ab.

(kath.ch – gs)

 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

19. August 2024, 16:51