Indien: Eine Schwester unterrichtet Theologie in Peripherien
Von Sr. Greta Pereira OCV
Sr. Shalini Mulackal ist seit 1999 Professorin für Systematische Theologie an der „Vidyajyoti", einer führenden theologischen Hochschule der Jesuiten in Delhi, Indien. Während ihres Masterstudiums an dieser Hochschule wohnte sie mitten in einem Slum, in dem ihre Gemeinschaft lebte und arbeitete.
Ihre Erfahrungen im Slum bildeten die Grundlage für ihre konsequente Anwendung der kontextuellen Methode der Theologie, die darauf abzielt, den Einzelnen und die Gesellschaft zu verändern. Während ihrer Lehrtätigkeit besuchte sie mit ihren Studenten die Slums und leitete diesbezüglich ihre theologische Reflexion.
Sich mit den Peripherien auseinandersetzen
Sr. Shalini ist wegen ihres besonderen Stils, „Theologie zu betreiben", eine Inspiration für eine Reihe junger Theologen in Indien. Sie nimmt ihre Studenten häufig mit in die Slums, zu denjenigen, die buchstäblich am Rande leben, wie zum Beispiel auf einer Müllhalde.
Gemeinsam mit den Studentinnen hat Sr. Shalini oft an Protestkundgebungen von Frauen gegen Gewalt und Vergewaltigung teilgenommen und ebenso an Demonstrationen von Vertriebenen und Diskriminierten gegen Megaprojekte. Ihre Teilnahme diente als symbolische Aktion der Solidarität mit Gruppen, denen ihre grundlegenden Menschenrechte vorenthalten werden. Sr. Shalini sagt, die treibende Kraft für sie als Professorin sei „die Leidenschaft für Christus und das Mitgefühl mit den Opfern ungerechter gesellschaftlicher Systeme".
Kontextuelle Theologie
Sr. Shalini ist der Meinung, dass das Ziel der Theologie darin besteht, sowohl den Einzelnen als auch die Gesellschaft zu verändern. Der Kontext der Theologie muss daher die Perspektive und die Erfahrung der Armen sein. Ihre Lehrmethode zielt darauf ab, die Notwendigkeit einer bevorzugten Option für die Armen zu betonen und Begeisterung dafür bei ihren Studenten zu wecken. „Durch meinen Unterricht, meine Beispiele und meine Interaktion mit den Studenten", sagt sie gegenüber Vatican News, „hoffe ich, dass zumindest einige sich wirklich im Dienst an den Armen engagieren werden."
Die notwendige Perspektive der Frauen
Nachdrücklich setzt sich Sr. Shalini dafür ein, dass die Perspektive der Frauen in allen theologischen Disziplinen und in allen Bereichen des kirchlichen Lebens berücksichtigt wird. „Unser derzeitiges Ausbildungssystem im Priesterseminar muss geändert werden", meint sie. „Die Kirchenleitung, die für die Seminarausbildung in Indien verantwortlich ist, muss darüber nachdenken, wie mehr Frauen in die Seminarausbildung und -lehre einbezogen werden können."
Sowohl in der Erzdiözese Delhi als auch bei der Konferenz der katholischen Bischöfe Indiens (CCBI) hat Sr. Shalini zum laufenden Synodenprozess beigetragen. In Bezug auf die zehnseitigen Syntheseberichte aus verschiedenen Diözesen des lateinischen Ritus in Indien erinnerte sie sich daran, wie Frauen zu Tränen gerührt waren, als sie zum ersten Mal die Gelegenheit hatten, ohne Angst zu sprechen und angehört zu werden.
„Unter der Leitung von Papst Franziskus unternimmt die Kirche definitiv alle Anstrengungen, um den Frauen zuzuhören und auf ihre Situation zu reagieren", betont Sr. Shalini. „Zum Beispiel hat Papst Franziskus vor nicht allzu langer Zeit drei Frauen in das Dikasterium für die Bischöfe berufen. Im Jahr 2020 ernannte er sechs Frauen für den Wirtschaftsrat des Vatikans. Papst Franziskus hat auch Frauen das Stimmrecht bei der Synode über Synodalität zugestanden."
Ordensfrauen der Zukunft
Sr. Shalini ist der festen Überzeugung, dass die Welt heute mehr denn je engagierte Ordensfrauen braucht, die durch ihr Leben Zeugnis geben. Sie glaubt, dass sie auf die neuen Bedürfnisse der Menschen reagieren müssen, und zwar als Beraterinnen, Mentorinnen, geistliche Begleiterinnen, Theologinnen, Therapeutinnen, Seelsorgerinnen, Menschenrechtsaktivistinnen und Umweltschützerinnen.
(vatican news)
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