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Abt Urban Federer, Einsiedeln Abt Urban Federer, Einsiedeln 

Benediktinerkongress in Rom: Abt von Einsiedeln über Herausforderungen

Der Abt des Benediktinerklosters Einsiedeln, Urban Federer, nimmt am Äbte-Kongress in Sant’Anselmo in Rom teil, der nach achtjähriger Pause stattfindet. Ursprünglich sollte dieser alle vier Jahre abgehalten werden, doch die Pandemie verhinderte das letzte Treffen. Der diesjährige Kongress brachte Abt Federer zufolge zahlreiche neue Gesichter aus der weltweiten benediktinischen Gemeinschaft zusammen und bietet eine wertvolle Gelegenheit zur Vernetzung und zum Austausch.

Mario Galgano - Vatikanstadt

„Das Auffälligste nach so langer Zeit ist sicherlich, wie viele neue Äbte man nach acht Jahren nicht kennt“, so Federer im Interview mit Radio Vatikan. Dies verdeutlicht auch die Internationalität des Ordens, der Klöster auf allen Kontinenten umfasst. Besonders der Kontakt mit Gemeinschaften aus Afrika und Asien, die in Europa weniger bekannt sind, sei für ihn und seine Mitbrüder bereichernd. „Man sieht die Weltkirche im Kleinen“, beschreibt er das Erlebnis, das auch die Bedeutung der weltweiten Vernetzung innerhalb des Benediktinerordens verdeutlicht.

Hier hören Sie das Interview mit Abt Urban Federer, Kloster Einsiedeln (Schweiz)

Besonders hervorgehoben wurde die Wahl eines neuen Abtprimas, der höchsten Autorität innerhalb des Benediktinerordens. Dass der neu gewählte Abtprimas Jeremias Schröder aus Deutschland stammt, habe für die deutschsprachigen Gemeinschaften durchaus eine gewisse Bedeutung, sei aber nicht vorrangig auf regionale Aspekte zurückzuführen. Vielmehr, so Federer, repräsentiere der neue Abtprimas die internationale Ausrichtung des Ordens, die auch Benediktinerklöster in Amerika, Afrika und Asien umfasst.

Wachsende Klöster im globalen Süden

Ein zentrales Thema des Kongresses ist die Verlagerung des Wachstums innerhalb der benediktinischen Gemeinschaft in den globalen Süden. In Afrika und Asien erleben viele Klöster eine große Zahl an Neueintritten, während in Europa die Zahlen stagnieren oder gar rückläufig sind. „In Afrika gibt es blühende Klöster, die nicht wissen, wohin mit den vielen neuen Mitgliedern“, beschreibt Federer. In Europa hingegen nehme die Anzahl der Klöster ab. Auch in Nordamerika gebe es Zeichen eines erneuten Aufschwungs, jedoch sei dies mit Vorsicht zu beobachten. Diese Dynamik zeigt deutlich den globalen Wandel in der katholischen Kirche und im monastischen Leben.

Auf die Frage, wie man in Europa dieser Entwicklung begegnen könne, betont Federer, dass es keine Gegenmaßnahmen brauche: „Ich sehe diese Verschiebung vom Eurozentrismus hin zu anderen Kontinenten nicht als negativ.“ Die Kirche könne von den Erfahrungen und dem Aufbruchgeist in anderen Teilen der Welt profitieren. Auch kleine Gruppen könnten eine starke Gemeinschaft bilden, wenn sie das monastische Leben authentisch lebten.

Der Beitrag des Ordens zur Weltkirche und Synode

Der benediktinische Orden sei, so Federer, in vielerlei Hinsicht bereits „synodal unterwegs“. Besonders während des Kongresses in Rom werde der Austausch unter den Äbten gepflegt und gestärkt. Auch in Bezug auf die Weltsynode der Kirche könne der Orden eine wichtige Rolle spielen. „Wir haben von außen Nathalie Becquart eingeladen, die als Untersekretärin des synodalen Prozesses spricht und uns erklärt, wie dieser voranschreitet“, sagt Federer. Für den Orden sei es zudem eine wichtige Aufgabe, die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen zu stärken, da beide in getrennten Strukturen organisiert sind.

Friedensarbeit im Fokus

Ein zentrales Anliegen des diesjährigen Kongresses sei das Thema Frieden. Benediktinerklöster seien weltweit Orte des Friedens, nicht nur innerhalb ihrer Gemeinschaften, sondern auch in Regionen, die von Krieg und Armut betroffen sind. „Auf all unseren Klöstern steht das Wort Pax – Friede“, betont Federer. Diese Mission gelte es, auch nach außen zu tragen. Besonders Klöster in der Ukraine und im Heiligen Land, die in Krisenregionen liegen, stünden unter besonderer Beobachtung. Der Orden unterstütze diese Klöster langfristig, sowohl materiell als auch spirituell, und versuche, sie zu stärken, indem er sich weltweit vernetzt.

Abt Federer sieht die Aufgabe der benediktinischen Gemeinschaften darin, Orte des Friedens und der Stille zu bieten, wo Menschen zur inneren Ruhe und zum Gebet finden können. Der Austausch auf dem Kongress habe ihm gezeigt, wie wichtig es sei, diese Werte in einer von Konflikten geprägten Welt zu fördern.

Mit diesen Impulsen zeigt der Kongress in Rom, dass die benediktinische Gemeinschaft nicht nur auf regionaler Ebene, sondern weltweit nach Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit sucht.

(vatican news

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19. September 2024, 10:31