D: Landesbischof erwartet Bereitschaft zu neuen Koalitionen
Die jüngsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen haben eine rekordverdächtige Wahlbeteiligung verzeichnet, was viele als Zeichen einer lebendigen Demokratie werten. Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, sieht in der gesteigerten Wahlbeteiligung einen Grund zur Freude. „Es ist immer ein Grund zur Freude, wenn sich Leute engagieren,“ sagt Kramer. Er betont jedoch, dass die Zunahme der Wählerbeteiligung auch dazu geführt habe, dass mehr Stimmen an die AfD gegangen seien, was die politische Landschaft vor neue Herausforderungen stellt.
Kramer sieht in der Entwicklung der AfD eine Mischung aus fest verankerten politischen Überzeugungen und verbliebenem Protestpotenzial. Er weist darauf hin, dass die AfD erfolgreich daran arbeite, sich als Partei des Kümmerns zu inszenieren und durch gezielte Narrative, wie die Kritik am Verfassungsschutz, Vertrauen in ihre Politik zu schaffen.
Wahlergebnis anerkennen
Die Kirche, so Kramer, habe sich im Vorfeld der Wahlen klar gegen die AfD positioniert und in zahlreichen Veranstaltungen ihre ablehnende Haltung gegenüber der nationalistischen und rassistischen Ideologie der Partei deutlich gemacht. Dennoch müsse man das Wahlergebnis anerkennen und sich mit den daraus resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen.
Kramer betont, dass der Vormarsch populistischer Kräfte kein reines ostdeutsches Phänomen sei, sondern Teil eines breiteren europäischen Trends. Er fordert daher eine verstärkte gesellschaftliche Debatte und den Aufbau neuer Kommunikationsformen, um dem Auseinanderdriften der politischen Lager entgegenzuwirken. Besonders wichtig sei es, Gesprächsräume zu schaffen, in denen unterschiedliche Meinungen respektvoll ausgetauscht werden können.
Abschließend warnt Kramer davor, dass der zunehmende Erfolg populistischer Parteien auch in anderen Teilen Deutschlands zu erwarten sei, wenn es nicht gelinge, die Repräsentationslücken zu schließen und die Menschen vor Ort besser zu erreichen. „Wir müssen lernen, wieder miteinander zu sprechen,“ so Kramer. Dies sei entscheidend, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bewahren und die demokratischen Strukturen zu stärken.
(domradio – mg)
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