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Organisationsteam für europäischen Synoden-Workshop in Linz - v.l.: Bischof Ladislav Nemet (Belgrad, CCEE-Vizepräsident), Klara Csiszar, Myriam Wijlens, Christoph Theobald Organisationsteam für europäischen Synoden-Workshop in Linz - v.l.: Bischof Ladislav Nemet (Belgrad, CCEE-Vizepräsident), Klara Csiszar, Myriam Wijlens, Christoph Theobald  (© Kathpress/ Paul Wuthe)

Europas Synoden-Teilnehmer wollen „neue synodale Kultur“ stärken

Hochrangige Kirchenvertreter aus ganz Europa, die auch bei der Welt-Synode als Delegierte die Stimmen ihrer jeweiligen Ortskirchen abbilden, haben sich von Donnerstag bis Samstag in Linz zu drei Tagen Vorbereitung auf das im Oktober anstehende Großereignis im Vatikan getroffen. Die Weiterarbeit im europäischen Kontext am von Papst Franziskus vorgegebenen Leitthema „Synodalität" stand im Fokus der Beratungen der insgesamt 43 anwesenden Kardinäle, Bischöfe, Theologinnen und Theologen.

Ein gemeinsames Statement wurde am Schluss des Treffens nicht veröffentlicht, wohl aber geben die am Samstag präsentierten Berichte der sechs nach Sprachen getrennten Kleingruppen Einblicke in die Inhalte des Austauschs über das Synoden-Arbeitsdokument „Instrumentum laboris".

Zur Situation der katholischen Kirche in Europa hieß es in den Berichten etwa, sie sei „gespalten und erschöpft". Sie solle das Bedürfnis nach „Heilung kollektiver Wunden" erfüllen und müsse „demütiger und offener für die Welt" sein, gelte doch: „Europa ist nicht mehr das Zentrum der Kirche, nur das Herz der Kirche ist in Rom."

„Europa ist nicht mehr das Zentrum der Kirche, nur das Herz der Kirche ist in Rom“

Bei den Erneuerungsbemühungen gelte es nicht der Gefahr der Nostalgie zu erliegen; angesagt sei vielmehr, wechselseitig zwischen Ost- und Westeuropa zu lernen und sich der „ökumenischen Chance" Europas bewusst zu werden. Die europäischen Synodenteilnehmer formulierten zudem, Katholizität müsse „in der Weite" und nach dem Grundsatz „global denken, lokal handeln" gelebt werden.

Ämterfrage lokal regeln

Zu Fragen der Ämter in der Kirche hieß es in einer Sprachgruppe, der Klerikalismus müsse überwunden werden, ohne dabei jedoch den Priestern und Bischöfen ihre spezifische Kompetenz zu nehmen. Auch vor der Gefahr einer „Bürokratisierung" wurde in der französischen Sprachgruppe gewarnt und zu einer Stärkung der „Beratungspflicht" sowie der Subsidiarität aufgerufen. Zwar hebe das „Instrumentum laboris" die Lehrautorität der Bischofskonferenz hervor, dabei gelte es jedoch zu fragen: „Was bedeutet das konkret?", hieß es vonseiten einer der drei englischen Sprachgruppen. Vorgeschlagen wurde ferner die Entwicklung neuer Ämter wie jenes der Geistlichen Begleitung.

Welche Ämter hilfreich und nötig seien, hänge vom Bedürfnis und von den Möglichkeiten der Ortskirche ab, stellte die deutschsprachige Kleingruppe fest. Gefordert wurde hier auch „Ausbildung, Rechenschaftspflicht und Transparenz", wobei die Gruppe einschränkend darauf hinwies, dass Transparenz in Ländern, wo die Kirche verfolgt werde, durchaus auch gefährlich sein könne. Auch das Frauenthema fand Eingang in den Kurzbericht: Die Synode müsse dazu „ein Zeichen setzen, um glaubwürdig zu bleiben", so die deutschsprachige Gruppe, der auch zwei Bischöfe aus Osteuropa angehörten, während die österreichischen Teilnehmenden anderen Sprachgruppen zugeordnet waren.

Vorschlag: „Europäische ekklesiale Versammlung"

Aus zwei Gruppen kam weiters auch der Vorschlag einer „europäischen ekklesialen Versammlung", um die Erfahrung der Synodalität für Europa auch langfristig in eine regelmäßige ekklesiale Versammlung auf Kontinentalebene überzuführen. Als Vorbild dafür könnten Initiativen aus Südamerika dienen, wobei es eine Struktur „in unserem eigenen europäischen Stil" zu schaffen gelte, wie der dem Workshop-Organisationsteam angehörende Theologe Christoph Theobald in seinem Schlussstatement bemerkte. Mehr Verständnis, Solidarität und Harmonie trotz bestehender Unterschiede, ein „Miteinander-Teilen unserer Gaben" und die Stärkung des spezifischen Charismas der Kirche in Europa wäre dadurch möglich.

Zum Grundthema Synodalität hieß es in den Resümees der Kleingruppen auch, dass der bisherige synodale Prozess sehr befruchtend gewesen sei und fortgesetzt werden müsse. Die Welt-Bischofssynode dürfe dabei „kein Endpunkt sein", weshalb auch für die Zeit danach regelmäßige Treffen auf allen Kirchenebenen vorgeschlagen wurden. Weiters wurde formuliert: „Die neue synodale Kultur kann man nur lernen, indem man es tut." Damit das gelinge, seien unter anderem eine Ausbildung in der „Unterscheidung" und das Erlernen von „Gesprächen im Geist" vonnöten, sowie eine Neuentdeckung der „Taufcharismen", sei doch die Taufe die Basis für die Sendung der Christen in die Welt. Prozesse der Initiation - also der Einführung ins Christentum - sollten daher künftig mehr Augenmerk erfahren.

Anwendung der Synoden-Methode

Das Vorbereitungstreffen in den Räumlichkeiten des Linzer Priesterseminars war in der Methode an jene der vatikanischen Welt-Synode angelehnt. Den größten Teil des dreitägigen Programms machte die Abhaltung von insgesamt sechs Kleingruppen aus, denen jeweils rund sechs Personen angehörten. Bearbeitet wurden dabei in mehreren Durchgängen Leitfragen aus dem „Instrumentum laboris", wobei jede Sitzung mit einem Moment der Stille begann. Sowohl die Kleingruppen als auch deren abschließende Ergebnis-Präsentation mit Diskussion im Plenum, eingerahmt von geistlichen Impulsen des tschechischen Religionsphilosophen und Priesters Tomas Halik, fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

(kap -  sst)

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02. September 2024, 09:31