Mittlerweile trauriger Alltag im Nahen Osten: ein zerstörtes Quartier in Beirut Mittlerweile trauriger Alltag im Nahen Osten: ein zerstörtes Quartier in Beirut  (ANSA)

Buchtipp: Eine neue Geschichte der arabischen Welt

In Zeiten, in denen der Nahe Osten von anhaltenden Konflikten und geopolitischen Spannungen geprägt ist, leuchtet ,Eine neue Geschichte der arabischen Welt' als wertvoller Beitrag zur Geschichtsschreibung. Herausgegeben von Andreas Kaplony, ist dieses Buch mehr als nur eine Erzählung der historischen Entwicklung der Region. Es bietet einen tiefen Einblick in die komplexe Entstehung und kulturelle Entwicklung der arabischen Welt, von der Spätantike bis in die Gegenwart.

Dabei wird nicht nur die historische Ausbreitung des Islams beleuchtet, sondern auch die weitreichende kulturelle und religiöse Resonanz, die bis heute über die arabischen Landesgrenzen hinausreicht.

Das Werk umfasst Beiträge von rund vierzig international renommierten Experten und präsentiert eine umfassende Darstellung der politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in fünf zentralen Regionen der arabischen Welt: der Arabischen Halbinsel, Ägypten, Syrien, Palästina, dem Irak und dem nordafrikanischen Maghreb. Ein besonders beeindruckendes Merkmal des Buches ist seine weite historische Spannbreite. Die Leser werden durch die verschiedenen Phasen der arabischen Geschichte geführt – von der islamischen Expansion im 7. Jahrhundert bis hin zu den kolonialen Besetzungen des 19. Jahrhunderts und den politischen Umbrüchen der heutigen Zeit.

Die Autoren zeichnen nicht nur die Entwicklung der Region nach, sondern legen auch ein besonderes Augenmerk auf die kulturelle Bedeutung der arabischen Welt. Hier wird deutlich, dass die arabische Kultur und ihre Einflüsse weit über ihre geographischen Grenzen hinaus strahlen – etwa nach Europa, Byzanz und den amerikanischen Kontinent. Es gelingt den Autoren, den globalen Einfluss der arabischen Welt sichtbar zu machen und in einen größeren Kontext der Weltgeschichte zu stellen.

Arabische Welt wird oft zu sehr vereinfacht 

Herausgeber Andreas Kaplony greift im Vorwort die Problematik des „Orientalismus“ auf, die auch heute noch tief in der westlichen Wahrnehmung des Nahen Ostens verankert ist. Er kritisiert die oft vereinfachte Darstellung der arabischen Welt, die entweder als „gewaltsam und autoritär“ oder als „mystisch und zeitlos“ wahrgenommen wird. Kaplony und seine Mitautoren wollen diesen Klischees ein auf den Quellen basiertes, differenziertes Bild entgegensetzen.

Das Buch glänzt durch eine hervorragende Balance zwischen wissenschaftlicher Strenge und Lesbarkeit. Der Stil ist verständlich genug, um auch einem breiten Publikum zugänglich zu sein, während es gleichzeitig ein solides Fundament für akademische Diskussionen bietet. Besonders wertvoll sind die detaillierten Kapitel zu den kulturellen und religiösen Entwicklungen, die die arabische Welt bis heute prägen.

Insgesamt ist Eine neue Geschichte der arabischen Welt ein herausragendes Werk, das nicht nur Historikern, sondern auch anderen interessierten Lesenden eine umfassende, fundierte und gleichzeitig fesselnde Darstellung einer der dynamischsten Regionen der Welt bietet. Es liefert wertvolle Einblicke, die sowohl zur Entmystifizierung der arabischen Welt als auch zur vertieften Auseinandersetzung mit ihrer reichen Geschichte und Kultur beitragen. Ein Muss für alle, die ein differenziertes Verständnis dieser komplexen Region anstreben.

Das Buch über die Geschichte der arabischen Welt
Das Buch über die Geschichte der arabischen Welt

Zum Mitschreiben:

Titel: Eine neue Geschichte der arabischen Welt

Herausgeber: Andreas Kaplony

Verlag: C.H. Beck

 

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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07. Oktober 2024, 10:07