Marx: „Feste stärken unseren Gemeinsinn in Krisenzeiten“
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, unterstreicht in einem aktuellen Beitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks die immense Bedeutung von Festen in Zeiten globaler Krisen und Unsicherheit. Der Anlass für seine Reflexionen ist das Ende des Münchner Oktoberfestes, des größten Volksfests der Welt, das jedes Jahr Millionen Menschen aus allen Teilen der Welt zusammenbringt. „Es ist wichtig, dass wir zusammenkommen und erleben, wie viel uns verbindet“, betont Marx. Feste wie die Wiesn böten eine Gelegenheit, sich als Menschen zu begegnen und nicht als Gegner.
Mehr als nur Konsum und Kommerz
Für Marx geht es beim Feiern um mehr als nur Konsum und Kommerz, auch wenn er die Kommerzialisierung solcher Veranstaltungen nicht ausklammert. Trotz einiger Bedenken über Maß und Ausmaß des Konsums, faszinieren ihn vor allem die Vielfalt und der Zusammenhalt, die ein solches Fest fördert. „Das Oktoberfest bringt quer durch alle Generationen und Nationen eine solche Vielzahl an Menschen zusammen“, sagt der Kardinal.
Besonders hob Marx den traditionellen Ausruf „Auf eine friedliche Wiesn“ hervor, der zu Beginn des Volksfests stets erklingt. In diesem Jahr habe dieser Ruf eine noch tiefere Bedeutung bekommen, da kurz vor dem Fest ein tragischer Unfalltod eines Mitarbeiters einer Achterbahn die Stimmung überschattete. Auch die allgemeine Sicherheitslage im Angesicht von Terrorgefahr und Gewalt war Thema in seinen Überlegungen. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, ob ausgelassenes Feiern in diesen Zeiten überhaupt angebracht sei. Für Marx ist die Antwort klar: „Ja, ganz unbedingt!“
Gemeinsames Feiern
Das gemeinsame Feiern, so erklärt er, setze einen wichtigen Gegenpol zu den Sorgen und Problemen, die die Welt derzeit beschäftigen. „Wir teilen unsere Freude, wir lachen miteinander, wir kommen zusammen, egal wie alt wir sind, was wir beruflich machen oder woher wir kommen.“ Feste seien ein Weg, den Alltag zu unterbrechen und den Blick für das Gemeinsame und Schöne im Leben zu öffnen, so Marx weiter. Sie schafften Raum für Dankbarkeit und manchmal auch für Hoffnung und Zuversicht.
Diese Möglichkeit, im gemeinsamen Feiern neue Stärke zu finden, sei nicht nur Teil des Menschseins, sondern auch des Christseins. Für Marx sei es entscheidend, denjenigen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie zerstören wollen, etwas entgegenzusetzen. „Die Unheilpropheten wollen uns voneinander trennen und uns die Freude am gemeinsamen Leben nehmen“, warnt der Kardinal. Doch aus dem Zusammenhalt, den Feste stärken, gingen die Menschen gestärkt hervor.
Zum Abschluss seiner Überlegungen betont Kardinal Marx: „Das Stärkste, was wir haben, ist unsere Mitmenschlichkeit und die Anerkennung des Anderen. Diese zeigen wir in Zeiten der Not – und in der Freude des Fests.“ Eine friedliche Wiesn sei letztlich immer eine Feier des Lebens.
(pm - mg)
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